Die wichtigsten Dramen. Людвиг Тик

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Die wichtigsten Dramen - Людвиг Тик

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hättest nicht kommen sollen.

      RAMSTEIN. Nicht? O du hast recht, Luise, ich hätte ja auch sterben können, ohne dich noch einmal zu sehn, – wozu geschah es auch, – ich konnte ja leicht einige Tage später sterben und dir ein paar mißvergnügte Stunden ersparen.

      LUISE. Ach Ferdinand, glaubst du das wirklich von mir? – daß du mich so bitter in meinem Unglück kränkst, das wird dich wahrlich einst gereuen.

      RAMSTEIN. Du weinst Luise, du weinst? O Himmel! vergib, vergib dem Elenden, der zu dir aus dem Staube hinauflästert! – Ich kränke dich? – Ferdinand Luisen? von deren Blicken er einst lebte, – o vergib, vergib mir!

      LUISE. Dein Tod liegt schwer auf meiner Seele, – Ferdinand, vergib du mir!

      RAMSTEIN. Luise, ich gehe freudig aus dieser Welt, ich habe dich noch einmal gesehn, – du hast mich noch nicht vergessen, das ist mehr, als ich erwartete: – ja, wir waren für einander geschaffen, ein Ohngefähr, ein unglücklicher Mißverstand, – aber dort

      LUISE. Dort! Ja da ist alles anders als hier, Ferdinand. – Dort wollen wir uns freudiger wiedersehn. (Pause.) Aber jetzt, – o verzeih mir, Lieber, verzeih dem ängstlichen Weibe, wenn ich dich jetzt bitte, – fortzugehn. – Ach Gott, da siehst du mich nun wieder mit dem wehmütigen Blick an, den ich so fürchtete, – ach, nicht diesen Blick, Ferdinand, nicht so, – ich bitte dich, – ich kann ihn nicht aushalten. – Ach, ich fürchte in jedem Augenblick Karls Ankunft, er muß sogleich kommen, – (Ängstlich seine Hand ergreifend, dringend.) Lebe, lebe wohl, Ferdinand, – ach, ich liebe dich noch wie ehemals, – aber, – es ist, – ach, es war – geh! geh! – sieh, ich weine, und kannst du mehr als Thränen von mir verlangen?

      RAMSTEIN (mit erzwungener Kälte). Freilich nicht, – ich habe nun mein letztes Glück genossen, – lebe wohl, – meine letzte Bitte ist: vergiß mich! – Lebe wohl, wir wollen scheiden. – (Er reicht ihr abgewandt die Hand.) Lebe wohl!

      LUISE (mit weinerlicher, gepreßter Stimme). Lebe wohl!

      RAMSTEIN. Wir sehn uns nicht wieder. – (Ihre Hand drückend.) Lebe wohl, Luise! – ein schwarzer Vorhang fällt zwischen uns, – mit diesem Händedruck gebe ich dir deine Eide zurück, – wir haben uns nicht gekannt. – Lebe ewig wohl!

      LUISE (schluchzend). Lebe – wohl – –

      RAMSTEIN (geht an die Thür, bleibt stehn: Pause; er blickt rückwärts und sieht Luisen mit einem langen, wehmütigen Blick an; Luise steht nachdenkend und wagt es nicht, sich umzudrehen). Nein, ich kann nicht, Luise; du siehst mich gern gehen, ich weiß es, aber ich kann jetzt wahrlich noch nicht.

      LUISE. O mein Herz! mein Herz! – es blutet, Ferdinand! – Ach, ich möchte dich so gern bitten, noch hier zu bleiben, aber ich wage es nicht, mir ahndet –

      RAMSTEIN. Ich hatte überdies noch etwas vergessen. – Ach Luise! mit welchem schmerzlichen Vergnügen ich unsern Abschied verlängere, der Giftbecher ist so süß! (Er zieht seine Brieftasche hervor.) Sieh, es ist noch dieselbe, die du mir schenktest, – du sagtest, ich sollte deine Briefe drin bewahren, ich hab' es gethan; – hast du die meinigen noch?

      LUISE. Deine Briefe?

      RAMSTEIN. Ja, Luise.

      LUISE. Mein Karl hätte sie finden können, – ich habe sie – (furchtsam) verbrannt –

      RAMSTEIN. Verbrannt? – (Mit verhaltenen Thränen.) Das hättest du nicht thun sollen, Luise. – Verbrannt! – Gott! und ich bewahrte die deinigen wie ein Heiligtum! – Nimm sie hier zurück; – es fehlt keiner, – nimm sie, – ich wollte einst, sie sollten mit mir begraben werden, aber Luise hat die meinigen verbrannt, – auch der letzte Faden unsers Bundes ist zerrissen.

      LUISE (empfängt sie mit zitternden Händen).

      RAMSTEIN. Du erinnerst dich wohl nicht mehr, was du mir damals schriebst? – Ach Luise! Kennst du noch diese Rose? – Du schenktest sie mir auf einem Spaziergang, es war ein schöner Abend, – sieh! ich habe sie so viele Jahre aufbewahrt, – noch diesen Kuß, – noch diese Thränen darauf, – und hier hast du sie zurück!

      LUISE. Ferdinand!

      RAMSTEIN. Hier ist noch dein Schatten! Schattenriß, Silhouette. – Nimm ihn hin, du gabst ihn mir in einer schönen Stunde, – nimm ihn, – ein Schatten kann mir nicht genügen, – nimm, denn alles dies war nie mein. (Er zeigt ihr die Brieftasche.) Sieh, – sie ist leer, – nun hab' ich nichts mehr in dieser Welt von dir, als meinen Schmerz. – Und nun lebe wohl!

      LUISE. Du willst gehn? – so von mir gehn? – O bleibe noch, nur noch eine Minute, sammle dich etwas.

      RAMSTEIN. Wozu? – (Er sinkt ermattet aufs Sofa.)

      LUISE. Ferdinand! du hast mich zeitlebens unglücklich gemacht.

      RAMSTEIN. Luise! sieh um dich! – kömmt es dir auch so finster vor, oder schwebt der Tod schon vor meinen Augen?

      LUISE. Es ist Abend geworden. – Es kömmt jemand. – Gott, er ist es, ich kenne seinen Gang. – (Ramstein steht vom Sofa auf.) – Was wird er sagen?

      RAMSTEIN. Laß ihn, – ich will ihm alles, doch nein, – sage, ich sei einer deiner Anverwandten. – Ich will dann sogleich gehn. (Waller tritt herein.)

       Inhaltsverzeichnis

      VORIGE. WALLER.

      WALLER (ohne Ramstein zu sehn). Nun, da bin ich wieder, Luise. – Nicht wahr? ich bin etwas lange geblieben?

      LUISE (die sich indes zu sammeln gesucht hat). Das ich nicht wüßte, denn ich habe unterdessen einen angenehmen Besuch gehabt – Herr Ramstein, einer meiner Verwandten, der von seinen Reisen zurückkömmt.

      WALLER (der ihn umarmt). Sein Sie uns tausendmal willkommen! Sie bleiben doch diesen Abend bei uns?

      RAMSTEIN. Ich –

      WALLER. Ohne alle Umstände. Sie sind ein Verwandter meiner lieben Luise, und wir wollen also als Freunde miteinander umgehn. – Aber Luise, du hast indes etwas Wichtiges vergessen, es ist hier finster.

      LUISE. Ich will gleich Licht besorgen. (Sie geht ab)

       Inhaltsverzeichnis

      WALLER. RAMSTEIN.

      RAMSTEIN. Verzeihen Sie, ich wollte eigentlich schon wieder fort –

      WALLER. Fort? Wohin? – Sie wollen uns nicht das Vergnügen Ihrer Gesellschaft schenken?

      RAMSTEIN. Ich reise morgen früh schon weiter –

      WALLER. Um so eher müssen Sie heut' abend bei uns bleiben.

      RAMSTEIN. Ich muß noch einen Gasthof suchen –

      WALLER.

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