Die wichtigsten Dramen. Людвиг Тик

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Die wichtigsten Dramen - Людвиг Тик

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      GEYER. Aber Fliege –

      FLIEGE. Und Sie haben die Jahre –

      GEYER. Ich bitte Dich, hör mich doch an. – Bin ich gewiß sein Erbe?

      FLIEGE. O natürlich. Jetzt sind Sie, hochgeborner Herr Geyer, meine einzige Hoffnung; bescheint mich die neu aufgehende Sonne nicht, – so werde ich ein Opfer meiner Treue.

      GEYER. Sie soll Dich bescheinen und erwärmen.

      FLIEGE. Ich habe Ihnen freilich wohl einige Dienste geleistet, und hier hab' ich die Schlüssel zu Ihren Koffers und Kisten, das Inventarium Ihrer Juwelen; ich hebe Ihre Uhr und Ihr Geld auf; ich bin Ihr Hausverwalter hier.

      GEYER. Bin ich aber Universal-Erbe?

      FLIEGE. Auch nicht ein einziges Legat. Diesen Morgen ist es richtig gemacht, das Siegel ist noch warm, und die Tinte kaum trocken.

      GEYER. Ich bin aber doch neugierig, was den alten Mann wohl so an mich attachirt hat.

      FLIEGE. Was anders als Ihr Verstand? Ihr heller Kopf?

      GEYER. Du willst Deine Dienste nicht erwähnen, aber ich werd' es Dir nicht vergessen.

      FLIEGE. Nein wirklich, er lobte von je Ihren großen Scharfsinn; er schätzt Leute, die für jede Sache pro et contra sprechen können, Knoten schlingen und sogleich wieder aufknüpfen: einen solchen Erben hat er sich immer gewünscht. – Es klopft. Aber wer klopft denn da? – Lassen Sie sich nicht sehen, – oder sagen Sie, Sie wären nur auf einen Augenblick im Vorbeigehen herangekommen, und hören Sie, erinnern Sie sich zuweilen, wenn Ihre Erndte blüht, Ihres ergebensten Dieners.

      GEYER. Höre Fliege –

      FLIEGE, indem er ihn an die Thür führt. Wenn befehlen Sie Ihr Inventarium? Oder eine Kopie Ihres Testaments? Sobald Sie wollen, steht sie Ihnen zu Dienste.

      GEYER drückt ihm die Hand, und geht ab.

      V. FUCHS. O vortrefflicher Fliege! ich möchte Dich küssen!

      FLIEGE. Still, der Herr von Krähfeld ist da.

      V. FUCHS. Leg die Uhr in den Schrank.

      FLIEGE. Schweigen Sie still, thun Sie als ob Sie schliefen.

       Inhaltsverzeichnis

      VORIGE. VON KRÄHFELD, mit einem Krückstock, etwas hinkend und gebückt.

      FLIEGE. Herr von Krähfeld, Sie sind willkommen.

      V. KRÄHFELD. Was macht Dein Herr?

      FLIEGE. Wie immer; um nichts besser.

      V. KRÄHFELD. Wie? besser?

      FLIEGE. Nein, gnädiger Herr, eher schlimmer.

      V. KRÄHFELD. Gut, wo ist er?

      FLIEGE. Dort in jenem Stuhl, eingeschlafen.

      V. KRÄHFELD. Schläft er viel?

      FLIEGE. Diese ganze Nacht hat er kein Auge zugethan, gestern eben so wenig; nur etwas Schlummer.

      V. KRÄHFELD. Gut. Er sollte einen Doktor nehmen.

      FLIEGE. Er hat zur Arzneikunst kein Vertrauen. Er haßt alle Aerzte. Ich habe ihn oft sagen hören, ein Doktor sollte zeitlebens nichts von ihm erben.

      V. KRÄHFELD. Wie? Ich nichts von ihm erben.

      FLIEGE. Ihr Doktor nicht.

      V. KRÄHFELD. So, so, so, so. Das meint' ich auch nicht. – Wie befindet sich seine Apoplexie?

      FLIEGE. Wie immer. Er stammelt; seine Augen sind matt, sein Gesicht ist bleicher als gewöhnlich –

      V. KRÄHFELD. Wie? Reicher als gewöhnlich?

      FLIEGE. Nein, gnädiger Herr, bleicher als gewöhnlich.

      V. KRÄHFELD. Gut.

      FLIEGE. Er schnappt immer nach Luft, und die Augen fallen ihm zu.

      V. KRÄHFELD. Gut.

      FLIEGE. Sein Fleisch ist braun wie Leder.

      V. KRÄHFELD. Sehr gut.

      FLIEGE. Sein Puls geht langsam und stark.

      V. KRÄHFELD. Alles gute Symptome.

      FLIEGE. Und von seinem Kopf fließt ein beständiger kalter Schweiß.

      V. KRÄHFELD. Wirklich! Ah, ich bin ganz anders gesund! – Was soll denn das Nicken mit dem Kopf bedeuten?

      FLIEGE. Er hat alles Gefühl verloren; man kann kaum bemerken, daß er noch athmet.

      V. KRÄHFELD. Schön! schön! – O nun überleb' ich ihn gewiß! das macht mich wieder um ein Dutzend Jahre jünger.

      FLIEGE. Ich wollte so eben zu Ihnen gehen.

      V. KRÄHFELD. Ist sein Testament endlich fertig? Wie viel hat er mir vermacht?

      FLIEGE. Nicht deswegen, gnädiger Herr.

      V. KRÄHFELD. Wie? Was? Nichts?

      FLIEGE. Er hat nicht sein Testament gemacht.

      V. KRÄHFELD. Ah, so, so! – Was machte denn aber der Rechtsgelehrte Geyer hier?

      FLIEGE. Er hatte gewittert, daß hier ein Mann wohne, der sein Testament machen wolle, drum kam er sogleich gelaufen, und schenkte ihm dabei diese Uhr.

      V. KRÄHFELD. Um auch etwas von der Erbschaft zu erwischen?

      FLIEGE. Ich weiß es nicht, gnädiger Herr.

      V. KRÄHFELD. Ich weiß es aber. – Ich muß ihm zuvorkommen. – Sieh, Fliege, da hab' ich einen Beutel voll Dukaten mitgebracht, ob der wohl die Uhr aufwiegt?

      FLIEGE. O gewiß, gnädiger Herr. Sind denn alte Leute nicht wieder wahre Kinder? Er vergißt über so ein Geschenk Krankheit und Tod, macht tausend Projekte, wie er es anlegen will, – und er wird in diesem Punkt mit jedem Tage schwächer.

      V. KRÄHFELD. Er wird sich also darüber freuen?

      FLIEGE. Geld ist seine Universalmedicin, diese Herzstärkung wird ihn sogleich etwas besser machen.

      V. KRÄHFELD. Ja, freilich, freilich.

      FLIEGE. Ich glaube aber, das wäre nicht gut.

      V. KRÄHFELD. Was?

      FLIEGE. Wenn er besser

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