Die zärtliche Versuchung. Barbara Cartland
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Читать онлайн книгу Die zärtliche Versuchung - Barbara Cartland страница 3
Seine Mutter lachte. „Ich habe nicht gefragt, was du bisher mit deinen Abenden angefangen hast“, sagte sie. „Ich weiß sehr wohl, daß du in dem Ruf stehst, ein Frauenheld zu sein. Ich meine, was machst du jetzt? Ich nehme an, Lady Beryl wünscht, daß du sie zu den überfüllten und stickigen Partys begleitest - wie du dich ausdrückst.“
„Als verlobter Mann bleibt man nicht ungestraft, Mama“, sagte der Marquis. „Aber ich versichere dir, daß ich nach wie vor lieber Bridge spiele, als mich auf Festen herumzutreiben, und ich habe nicht die geringste Absicht, mir jede Nacht um die Ohren zu schlagen, ob nun Beryl oder der Prinz mich dazu verführen wollen oder nicht.“
Die Marquise lächelte. „Ich weiß, daß du neue Pferde hast, und nehme an, daß du sie einreiten willst. Und du bist ja schon immer sehr früh am Morgen ausgeritten.“
„Ja, zwölf Vollblutpferde. Ich freue mich schon, wenn ich sie dir vorführen kann.“
„Und ich freue mich darauf, sie zu sehen.“
Für Pferdeliebhaber war einer der großen Vorteile des Friedens mit Frankreich die Tatsache, daß wieder Pferde eingeführt werden konnten. Der Marquis hatte sich aus Syrien Stuten kommen lassen, die vor einem Monat eingetroffen waren. Wenn er von seinen Pferden sprach, klang seine Stimme zufriedener und glücklicher als eben noch, wo er von seiner zukünftigen Frau gesprochen hatte.
Im Februar, ehe die Marquise nach Harrogate gefahren war, waren ungarische Pferde angekommen, und die Marquise hatte zu ihrer größten Freude in ihrem Sohn wieder den glücklichen Menschen gesehen, der er früher gewesen war.
„Ist Lady Beryl eine gute Reiterin?“ fragte sie jetzt.
„Sie sitzt gut im Sattel“, antwortete der Marquis. „Und bei den Jagden wird sie natürlich eines meiner Pferde reiten. Da fällt mir ein, daß ich die Jagdhütte in Leicestershire renovieren lassen muß.“ Er lächelte mokant. „Die Junggesellenpartys, die ich dort abhielt, haben den Zustand der Einrichtung nicht verbessert, und ich fürchte, daß eine Frau die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würde, wenn sie zu sehen bekäme, wie es dort im Moment aussieht.“
„Dein Vater und ich haben dort sehr glückliche Tage verbracht“, sagte die Marquise.
„Wie überall“, entgegnete der Marquis. „Bitte, Mama, es hat doch keinen Sinn. Ich bin eben nicht Papa.“ Er ging zu ihr und nahm wieder ihre Hand. „Ich brauche dir nicht zu sagen“, fuhr er fort, „daß es nie wieder eine so schöne und so liebenswerte Frau wie dich geben wird. Hör also bitte damit auf, dich darüber zu beschweren, daß ich mich mit dem Zweitbesten zufriedengeben muß.“
„Ich will doch nur dein Glück, Gallen“, sagte die Marquise leise.
„Du mußt es mir glauben, Mama, ich bin zufrieden.“ Die Marquise konnte sich nicht helfen, sie fand den Ton ihres Sohnes zynisch.
Einige Meilen vom mondänen Harrogate mit seinen heilsamen Quellen, seinen teuren Hotels und aristokratischen Gästen entfernt, aber immer noch in Yorkshire, lag das Dorf Barrowfield. In der Nähe von Leeds gelegen, war es ein Dorf mit ärmlichen, heruntergekommenen und düsteren Häusern, auf deren Dächern eine dünne Schicht Kohlenstaub lag.
Außerhalb des Dorfes standen auf einem Hügel eine häßliche Kirche aus grauem Naturstein und daneben ein ebenso häßliches, unnötig großes Pfarrhaus. In der Küche mit dem großen, altmodischen Herd und dem Steinfußboden versuchte eine grauhaarige, propere Haushälterin, einem reichlich unbedarften jungen Ding beizubringen, wie man einen Hammelschlegel übergoß.
„Paß doch wenigstens auf, Ellen“, sagte die ältere Frau streng. „Ich habe dir schon x-mal erklärt, daß man die Sauce über das Fleisch gießen muß, und zwar löffelweise.“
„Das tue ich doch“, entgegnete das junge Ding.
„Eben nicht“, schimpfte die Frau. „Du rührst in der
Bratpfanne herum und denkst dabei an etwas ganz anderes.“
Die Küchentür ging auf, und ein junges Mädchen kam hereingestürmt. „Abby! Abby!“
Abigale, denn das war der volle Name der Haushälterin, drehte sich zu dem jungen Mädchen um. Mit den blonden Haaren und den tiefblauen Augen hätte man es als typisch englisch beschreiben können, wäre das Gesicht nicht von einer seltenen Schönheit gewesen, die keineswegs einem bestimmten Typ angehörte. Die Augen waren groß und so tiefblau, daß man an einen Gebirgssee dachte, wenn man sie sah.
„Was gibt es denn, Miss Torilla?“ fragte Abby.
„Ich habe einen Brief bekommen, Abby“, antwortete das junge Mädchen. „Einen Brief von Lady Beryl, und stell dir vor, Abby, sie hat sich verlobt und wird bald heiraten.“
„Wird aber auch langsam Zeit“, sagte Abby mit der Vertrautheit einer alten Hausangestellten. „Sie wird einundzwanzig, und bei all ihren Erfolgen in London müßte sie doch längst verheiratet sein.“
„Jetzt ist sie immerhin verlobt“, sagte Torilla. „Und stell dir vor, sie schreibt, daß ich unbedingt kommen soll.“ Sie sah auf den Brief in ihrer Hand und las vor : „,Du mußt Brautjungfer werden, Torilla. Ich möchte nur eine haben, denn unnötig viel Konkurrenz ist nicht gut.’“ Torilla lachte. „Als ob auch nur ein Mädchen mit Beryl konkurrieren könnte!“
Abby nahm diese Bemerkung kommentarlos hin, und Torilla las weiter: „,Du mußt so schnell wie möglich kommen. Auf der Stelle. Es gibt noch so irrsinnig viel zu tun, und ich möchte Dich bitten, mir dabei zu helfen. Außerdem wird es so viele Einladungen geben, weil alle Leute meinen Verlobten kennenlernen wollen.’“
„Und wer ist der Verlobte?“ fragte Abby.
Torilla starrte auf den Brief. „Du wirst es nicht glauben, Abby“, antwortete sie, selbst erstaunt, „aber das schreibt sie nicht.“ Sie schüttelte lachend den Kopf. „Ist das nicht typisch Beryl?“ fragte sie. „Das Wichtigste hat sie schon immer vergessen. Ich sehe schon, ich werde von früh bis spät auf sie aufpassen müssen - das heißt, wenn Papa mich fahren läßt.“ Zweifel trat in die großen blauen Augen.
„Er muß dich fahren lassen, Torilla“, sagte Abby. „Was du allerdings anziehen sollst, weiß der Himmel.“
„Das ist meine geringste Sorge“, erwiderte Torilla. „Beryls Kleider passen mir wie angegossen, und sie hat mich schon immer alles anziehen lassen, was ich wollte, sogar ihre Reitsachen.“ Ihr Blick wurde sehnsüchtig. „Glaubst du, Onkel Hector läßt mich reiten? Wieder einmal auf einem wirklich guten Pferd sitzen zu dürfen - es wäre zu schön!“
„Aber natürlich“, sagte Abby im Brustton der Überzeugung. „Dein Onkel hat dich doch schon als Kind immer reiten lassen.“
„Ich glaube, Pferde habe ich hier am meisten vermißt“, sagte Torilla.
„Du mußt hier sehr viel vermissen, Torilla“, entgegnete Abby. „Wenn du ehrlich bist, wirst du es zugeben.“
Die Haushälterin nahm die braune Schürze ab, die sie über die weiße gebunden hatte.
„Ich mache mich auf der Stelle daran, deine Sachen zu packen, Torilla.“
„Um