PANDORA (Shadow Warriors). Stephen England
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NCS-Einsatzzentrale, Langley, Virginia, 17:43 Uhr Ortszeit
»Planänderung, Carol«, verkündete Ron Carter, der mit einem Stapel Ausdrucke in der Hand in ihr Büro stürmte. »Ich brauche Sie im Intranet von Teheran, und das Ganze am besten schon gestern.«
Carol Chambers sah stirnrunzelnd von ihrem Arbeitsplatz auf und dem Chefanalytiker in die Augen. »Wissen Sie, wie lange so etwas dauert?«
»Natürlich weiß ich das«, feuerte Carter zurück und verschaffte sich beinahe vergnügt etwas Platz auf ihrem Schreibtisch, um seine Ausdrucke ablegen zu können. »Deshalb haben Sie auch zwei Stunden anstatt einer.«
Carol starrte ihm fassungslos hinterher, während Carter wieder verschwand. Zwei Stunden. Ja, klar.
Sie wandte sich wieder ihrem Terminal zu und schalt sich zum hundertsten Mal, nicht zur NSA gegangen zu sein. Der weltgrößte Nachrichtendienst verfügte über das nötige Personal, um das zu leisten, was Carter verlangte. Und nicht nur das Personal, sondern auch die Rechenleistung, welche fast noch wichtiger war. Die Computer des Clandestine Service, und die einzigen, zu denen sie für TALON Zugang hatte, konnten sich mit den schnellen Crays kaum messen.
Was sie wieder zurück zu der Frage brachte, wieso sie sich ausgerechnet für die CIA entschieden hatte.
Carol seufzte, griff sich an den Hinterkopf und band ihre Haare dort zu einem engen Pferdeschwanz zusammen. Zeit, sich an die Arbeit zu machen.
Ihre Haare, die ihr bis auf die Schultern herabfielen, wenn sie sie offen trug, waren goldbraun, oder schmutzig-blond, wie man es oft auch nannte.
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Schmutzig vielleicht, aber ganz sicher nicht dumm. Sie hatte vielleicht nicht als Beste ihren Abschluss am MIT gemacht, aber mit Sicherheit auch nicht als Schlechteste. Genau, eigentlich konnten ihr der CIA und das NSA gestohlen bleiben. Mit ihrem Abschluss und ihren anderen Fähigkeiten könnte sie im Privatsektor ein Vermögen verdienen. Immerhin war die Regierung nicht der einzige Arbeitgeber, der geübte Hacker suchte und Spionage betrieb.
Das vertraute Summen des Türscanners drang an ihre Ohren, und als Carol aufblickte, sah sie ihren Vater die Etage des Einsatzzentrums betreten.
Seine bloße Anwesenheit im Nervenzentrum des Clandestine Service war so selten, dass sie einer göttlichen Erscheinung gleichkam, und wenn es dann auch noch zweimal an einem Abend passierte …
So war es immer schon gewesen, selbst als sie noch ein kleines Mädchen war. Die Erinnerung an jene Tage war verschwommen, wie flüchtige Schatten, wie eine Illusion, der man in einem Traum nachjagte. Nichts Greifbares. Sie erinnerte sich nur an seine Abwesenheit, sein Fehlen. Eine beinahe gottgleiche Vaterfigur, weit entfernt, unerreichbar. Jemand, dessen bloße Existenz allein durch den eigenen Glauben bestimmt wurde. Und in vielerlei Hinsicht war Gott stets der Zugänglichere der beiden gewesen.
Ja, tief in ihr drin war ihr bewusst, dass er der Grund war, wieso sie hier arbeitete und nicht in irgendeiner anderen Firma. Gott hatte ihr die Kraft gegeben, die Vergangenheit ruhen zu lassen, und trotz der Unbehaglichkeit ihrer derzeitigen Beziehung zueinander hätte sie ohne diese nicht leben können.
Eine Stimme riss sie aus ihren Gedanken, und als sie aufsah, stand das Objekt ihrer Überlegungen direkt vor ihr.
»Guten Abend, Carol«, begrüßte David Lay sie sanft und unsicher. Sie sah ihm in die Augen und erkannte seinen Schmerz darin. Ob es sich dabei um Trauer über die unwiederbringliche Vergangenheit handelte, oder die Männer, die er heute Abend verloren hatte, konnte sie nicht sagen.
»Ich brauche dich und Carter in Konferenzraum 2. In fünf Minuten.«
Und dann war er so schnell verschwunden, wie er gekommen war. Wie eh und je …
Die Absturzstelle, 02:45 Uhr Ortszeit
Dunkelheit umgab ihn, hielt ihn umfangen. Tancretti versuchte noch einmal, sich zu bewegen, doch sofort schoss ein brennender Schmerz durch seinen Körper. Seine Beine waren gebrochen. Er war hilflos. Hilflos.
Das war keine bekannte Situation für einen Colonel der Air-Force. Für gewöhnlich war er derjenige, der das Sagen hatte, der seine Handlungen kontrollierte. Der sein Schicksal bestimmte.
Er spürte, dass er beinahe wieder ohnmächtig zu werden drohte und biss sich fest auf die Lippen, um nicht laut aufzuschreien. Der metallische Geschmack von Blut sickerte aus seiner aufgebissenen Lippe und floss ihm in den Mund.
Über ihm und um ihn herum hörte er Gewehrfeuer, Geräusche von Männern, die versuchten, ihr Leben so teuer wie möglich zu verkaufen. Verzweifelt tastete er nach seiner Dienstwaffe an seinem Gürtel und rollte sich ein wenig auf die Seite, um sie aus dem Holster ziehen zu können. Angst stieg in ihm auf, eine Angst, die er zu unterdrücken versuchte, seit der CIA-Agent ihn verlassen hatte. Seitdem war er allein.
Die Beretta lag angenehm schwer in seiner Hand und die fünfzehn 9mm-Patronen darin machten ihn fast so effektiv wie jeden anderen Mann, der noch beide Beine benutzen konnte. Zumindest beinahe.
Plötzlich schälte sich ein Umriss aus der Dunkelheit. Tancretti riss mit beiden Händen die Pistole nach oben und rief mit zitternder Stimme nach dem Unbekannten.
»Ganz ruhig«, antwortete der Umriss. In Englisch.
Wie eine Flutwelle schwappte die Erleichterung über den Colonel. Er konnte das Gesicht in der Dunkelheit nicht erkennen, aber es musste einer der Männer der CIA sein. Er war gerettet.
Die Person rührte sich und in der Bewegung konnte Tancretti ein Messer aufblitzen sehen. Er schrie und versuchte, sich seitlich wegzurollen, obwohl er wusste, dass seine Beine die Bewegung nicht unterstützen konnten. Er wusste, dass er sterben würde. Reflexartig drückte er den Abzug und ein einzelner wilder Schuss hallte durch die Höhle.
Es war zu spät. Sein Schuss hatte nichts bewirkt. Während er schoss, bewegte sich sein Ziel auf ihn zu. Finger griffen nach ihm, um ihn am Handgelenk seiner Pistolenhand zu packen.
Das Messer schwang in einem langen Bogen herab und schlitze ihm die Kehle auf. Und dann war es vorbei. Alles war vorbei.
CIA-Hauptquartier, Langley, Virginia, 05:48 Uhr Ortszeit
Die Wände des Konferenzzimmers waren schalldicht, um den Lärm der geschäftigen Einsatzzentrale davor fernzuhalten, und die Fenster waren mit einer dünnen Schicht Teflon versehen, um die von den Stimmen erzeugten Vibrationen im Glas abzudämpfen. Selbst hier, im Herzen der Agency, ließ sich nicht ausschließen, dass jemand versuchte, ihre Unterhaltungen mit einem Lasermikrofon mitzuschneiden.
Lay sah auf, als sich die Tür öffnete und seine Tochter hereinkam. Er mochte voreingenommen sein, aber in seinen Augen war sie auf herzzerreißende Art wunderschön, und so vieles an ihr erinnerte an ihre Mutter – jede Geste, jedes Lächeln, das Licht in ihren azurblauen Augen. Trisha.
Er schob dieses Traumbild beiseite und zwang sich zur Konzentration auf die vor ihm liegende Aufgabe.
»Was in diesem Raum besprochen wird«, begann er, »bleibt in diesem Raum, aus Gründen, die ich Ihnen