Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller

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Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller

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am Vorabend gesehen hatte. Rasch ließen sie den Mast fallen, ergriffen die Ruder und tauchten sie zu eiliger Flucht in das Wasser.

      Das große Kielboot war, langsam von der Strömung getrieben, nahezu lautlos um die Insel herumgekommen und hatte John und Ni-kun-tha überrascht. Da das Kanu jetzt nach dem Anruf mit so verdächtiger Eile davonglitt, rief die Stimme, die eben gerufen hatte, in scharfem Ton: »Halt! Oder ich schieße!«

      John und Ni-kun-tha ruderten mit aller Kraft; Schaumblasen aufwerfend, schoß das Kanu durch die Flut. Ein Schuß krachte; die Flüchtenden hörten das Pfeifen der Kugel.

      »Bist du wahnsinnig? Wart', bis ich Feuerbefehl gebe!« brüllte der Rufer von vorhin. »Es sind Indianer. Willst du uns einen ganzen Stamm auf den Hals hetzen? Woll'n uns die Burschen aber wenigstens ansehen. Riemen eingelegt! Los!« Die Männer im Einbaum hörten die dröhnende Stimme die Stille der Nacht durchdringen; jetzt vernahmen sie auch den taktmäßigen Ruderschlag. Ihr Kanu mußte auf dem den Himmel spiegelnden Wasser genau zu erkennen sein.

      John wie Ni-kun-tha verstanden, ein Kanu zu lenken; sie setzten ihre ganze Kraft und Geschicklichkeit ein, doch waren sie sich beide darüber klar, daß sie der stärkeren Ruderkraft des großen Kielbootes auf die Dauer nicht zu begegnen vermochten. Sie mußten versuchen, sich durch geschicktes Manövrieren, durch schnelle Wendungen und durch rechtzeitiges Untertauchen in irgendeinem dichten Ufergebüsch zu retten.

      »Links jetzt«, zischte John, als sich dort ein Kanal öffnete. Sie bogen ein und fuhren mit großer Geschwindigkeit in Ufernähe dahin, aber immer noch klangen die taktmäßigen Ruderschläge dicht genug hinter ihnen.

      Sie mochten ein paar Minuten mit äußerster Kraft gerudert haben, als von rechts her ein Boot in ihren Weg trieb, in dem ein einzelner Mann saß. Das Boot war eine Jolle, wie die Molly sie führte.

      Der Mann mochte etwas von der wilden Jagd, die da im Gange war, bemerkt haben. Er schrie: »Ahoi, Kanu!« Aus dem Kielboot antwortete es: »Stell' sie, Bill!«

      Mit einer geschickten Wendung legte sich die Jolle quer vor den Lauf des Kanus. Im gleichen Augenblick, da Ni-kun-tha das gewahrte, ließ er das Ruder sinken, griff zur Büchse, riß sie an die Wange und schoß. Dem harten Knall folgte unmittelbar ein gellender Schrei aus der Jolle.

      Augenblicklich griff Ni-kun-tha wieder zum Ruder; das Kanu schoß an der querliegenden Jolle, in der ein Mann sich stöhnend herumwälzte, vorbei.

      »Verdammt!« brüllte es hinter ihnen. »Jetzt schießt mir die Hunde über den Haufen!«

      Mit aller Kraft lagen John und Ni-kun-tha in den Riemen. John atmete schwer; er war mit den Gedanken noch bei der raschen Tat des Indianers. Er hatte noch nie einen Mann im Kampf fallen sehen, und er wußte nicht, ob er die Handlung seines Gefährten gutheißen sollte. Und doch – es hatte keine andere Möglichkeit gegeben, der sicheren Falle zu entrinnen.

      Eine Gewehrsalve dröhnte hinter ihnen auf; die Kugeln pfiffen über sie hinweg und an ihren Köpfen vorbei. Da die Ruder im Kielboot während der Vorbereitungen zum Schuß ruhen mußten, gewannen die Verfolgten einen nicht unerheblichen Vorsprung. Einbiegen, das Kanu unter die überhängenden Äste treiben und mit den Büchsen in der Hand an Land springen, war das Werk eines Augenblicks. Atemlos und keuchend vor Anstrengung kauerten sie sich in den Büschen nieder; der Indianer begann, ungeachtet seiner Erschöpfung, seine Büchse zu laden.

      Von kräftigen Ruderschlägen getrieben, bog das Kielboot in den Kanal ein. Eine Stimme brüllte: »Halt!« Das Boot hielt. »Die Burschen sind längst an Land«, fuhr die Stimme fort, »wir setzen uns nur der Gefahr aus, eine Kugel in die Rippen zu bekommen. Bei der Dunkelheit sind sie unmöglich zu finden. Diese roten Hunde haben uns gerade noch hier gefehlt. Wenden! Müssen uns um Bill kümmern.«

      Das Boot wendete und fuhr, langsamer als es gekommen war, zurück.

      Erst nach geraumer Zeit und nachdem sie sicher waren, nicht mehr in einen absichtlich gelegten Hinterhalt zu geraten, verließen die Verfolgten ihr Versteck, bestiegen das Kanu, setzten das Behelfssegel und landeten gegen Mitternacht an der Insel, an der sie gestrandet waren. John erstattete den bereits unruhig Wartenden eingehend Bericht und erregte mit seinen Mitteilungen nicht geringes Aufsehen. Der junge Indianer, der noch immer ruhige, ernste Zurückhaltung zeigte, erhielt nicht nur von Elias Burns, sondern sogar von dem Indianerfresser Bob Green für sein tapferes und entschlossenes Verhalten hohes Lob gespendet. Und das wollte etwas heißen.

       Inhaltsverzeichnis

      Die Sonne stand schon lange am Himmel, als die Gestrandeten sich vom Lager erhoben. Ihr erster Blick galt dem Schiff. Die Molly lag ruhig im Schein der Morgensonne; die Wälder schwiegen ringsum. Das unbewegte Wasser, in dem sich die Baumkronen spiegelten, der wolkenlose Himmel, der rötliche Schimmer, der die Spitzen der Bäume vergoldete – das alles vermittelte ein Bild des Friedens, wie es eindrucksvoller nicht gedacht werden konnte. Und doch lauerten hinter diesem freundlichen Bild finstere Leidenschaften; hinter dem Dunkel der Wälder gab es Menschen, die mit allen göttlichen und irdischen Gesetzen gebrochen hatten.

      Elias Burns, der alte Puritaner, wich auch hier in der Wildnis nicht von dem Brauch, den beginnenden Tag mit einem Gebet zu eröffnen. Bob Green, der weniger vom Beten halten mochte, hörte gleichwohl andächtig zu, und auch der Indianer lauschte den ihm kaum verständlichen Lauten. Er mochte immerhin begreifen, daß der alte Mann mit dem Großen Geist der Weißen sprach.

      Anschließend wurde mit gutem Appetit gefrühstückt. Der Indianer zeigte auch beim Essen eine würdige Zurückhaltung; obgleich er sich, insbesondere mit Johns Hilfe, recht gut verständlich machen konnte, sprach er kaum. Die Trauer um seine ertrunkenen Gefährten mochte ihm noch im Sinn stecken. Auch über seine Stammeszugehörigkeit hatte er sich noch nicht geäußert, klar war nur, daß er weder ein Hurone war, noch zu den sechs Nationen der Irokesen gehörte; im Gegenteil, er schien Huronen wie Irokesen mit unauslöschlichem Haß zu verfolgen.

      Der Unbekümmertste und Sorgloseste von allen war nach wie vor Bob Green, der alte Seefahrer. Nach dem Essen steckte er sich seine Pfeife an und blies dicke blaue Ringe in die Luft. »Nun wissen wir also, daß die Sache mit dem DUKE OF RICHMOND stimmt«, sagte er. »Das Schiff ist nicht im Sturm untergegangen, sondern von Piraten gekapert worden, und zwar war es auf den Erben des Lords abgesehen.«

      »Trauriges Los, das den jungen Herrn getroffen hat.« Der alte Burns schüttelte bekümmert den Kopf.

      »Aber wir werden ihn befreien, Vater«, sagte John.

      »Wenn es überhaupt möglich ist, wollen wir es gewiß versuchen«, versetzte der Alte.

      »Ich habe es versprochen, und es ist klar, daß ich zu meinem Wort stehe«, stellte John mit Entschiedenheit fest.

      Elias Burns blieb ruhig und bedächtig: »Wir werden alles versuchen, dein Wort einzulösen.«

      »Wird einen Hauptspaß geben, Master«, lachte der Bootsmann. »Brenne direkt darauf, nähere Bekanntschaft mit den Halunken zu machen, die so manchen ehrlichen Seemann auf dem Gewissen haben.«

      »Ich fürchte, Ihr stellt euch die Sache ein wenig gar zu leicht vor«, sagte der Alte. »Nach Johns Bericht besteht kein Zweifel daran, daß die Banditen Helfershelfer auf dem festen Land haben, und daß es sich um eine größere Bande mit mehreren Schlupfwinkeln handelt. Dieser sonderbare Sir Edmund scheint in diesem Zusammenhang ja auch eine bemerkenswerte Rolle zu spielen.«

      »Diesen

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