Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller

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Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller

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überhaupt tun, Bob? Wir sind ja selber in einer nicht eben erfreulichen Lage«, wandte Burns ein. »Jetzt liegen wir hier schon zwei Tage hilflos am Strand, und da wir wissen, daß sich das Seeräubergesindel in nächster Nähe aufhält, ist nicht abzusehen, wie wir aus dieser Situation herauskommen sollen.«

      »Ich hatte mir das alles schon überlegt«, sagte Bob. »Eigentlich wollte ich euch heute morgen den Vorschlag machen, trotz allem nach Stacket Harbour zu segeln und eine tüchtige Mannschaft heranzuholen. Dann bekämen wir nicht nur das Schiff wieder flott, sondern könnten gleichzeitig auch mit dem Piratengesindel aufräumen. Und ob hier nun drei oder vier Mann sitzen und warten, läuft schließlich auf dasselbe hinaus. Ich hatte mir vorgenommen, unter Umständen sogar einen Regierungskutter mit Soldaten mitzubringen. Johns neueste Nachrichten haben mich nun aber bedenklich gemacht. Ich bin überzeugt, die Halunken haben hier am See ihre Aufpasser sitzen. Wittern sie erst Gefahr, werden sie sich samt dem Gefangenen in Sicherheit zu bringen wissen. Es scheint mir nach all meinen Erfahrungen aber unmöglich, sie, wenn sie erst einmal untergetaucht sind, im Gewirr der Tausend Inseln aufzuspüren; abgesehen davon, daß ihnen der Rückzug nach dem französischen Kanada immer offen ist. Es scheint mir deshalb leichtfertig, am hellen Tage mit der Jolle auf den See zu gehen; werde ich entdeckt und ist der Sechsruderer draußen, womit wir rechnen müssen, könnte ich den Banditen nicht entgehen. Damit aber wäre alles verloren.«

      »Das alles ist unzweifelhaft richtig«, versetzte Elias Burns nach kurzem Schweigen. »Und da John überdies sein Wort gegeben hat, möchte ich also vorschlagen, daß wir heut abend nach Einbruch der Dunkelheit einen Versuch machen, den jungen Baronet zu befreien. Möglicherweise können wir damit rechnen, daß die Piraten auf Beutefang sind; dann könnte die Sache keine allzu großen Schwierigkeiten machen.«

      John jubelte, und auch der Bootsmann stimmte dem Vorschlag höchst befriedigt zu.

      »Spaßige Sache, daß die Banditen überzeugt waren, zwei Indianer vor sich zu haben«, lachte Bob Green, »könnte uns unter Umständen gut zupaß kommen; mindestens brauchen sie nichts von unserer Anwesenheit zu ahnen, selbst wenn sie die Molly entdecken sollten.«

      Er hatte kaum ausgesprochen, als der Indianer, der schweigend an einen Baum gelehnt stand, den Arm ausstreckte und ein warnendes »Hugh!« ausstieß. Der Arm wies in die Richtung, wo die Molly lag.

      Die drei Weißen sprangen erschrocken auf und gewahrten, durch die Büsche lugend, das stark bemannte Kielboot der Seeräuber, das eben aus dem Ausgang des Kanals kommend, langsam auf die gestrandete Sloop zusteuerte.

      »Da sind sie. Nun schütze uns der Herrgott!« flüsterte Elias Burns.

      »Nun also«, knurrte Bob; er schien eher befriedigt, daß die Spannung gebrochen war. »Wie ist's«, sagte er, »wollen wir ihnen eine volle Salve geben?«

      »Still, Bob, wollen erst abwarten, was sie tun.«

      John starrte mit glühenden Augen auf die Szene; man sah ihm an, daß er entschlossen war, den Kampf aufzunehmen. Der Indianer öffnete, unbewegt neben ihm stehend, die Pfanne seiner Büchse und sah nach dem Pulver; sein Gesicht war völlig ausdruckslos. Das Boot war mit zwölf schwer bewaffneten Männern besetzt, die mit unverhohlenem Staunen auf das wracke Schiff starrten.

      Die Lauscher oben im Wald hätten etwas darum gegeben, hätten sie hören können, was unten im Kielboot gesprochen wurde, doch dafür war die Entfernung zu weit. John sah nur, daß der Banditenchef Hollins persönlich am Steuer saß. Auch sonst gab ihr günstig gewähltes Versteck ihnen die Möglichkeit, die Vorgänge unten in Einzelheiten zu verfolgen.

      Hollins unten rief, während das Kielboot sich der Sloop näherte: »Beim Jupiter! Da hat der Sturm doch noch unseren Strand gesegnet. Ein verdammt erfreulicher Anblick, Boys. Sitzt auf dem Sand wie ein an die Küste geschleuderter Walfisch. Hoffentlich entspricht der Inhalt dem Äußeren.« Er gab den Ruderern das Zeichen zum Halten und betrachtete aufmerksam das Schiff und seine Lage. »Der Sturm hat die Sloop nicht in diesen Winkel geführt, soviel steht fest«, sagte er; »man hat sie dahin gesteuert und auf Strand laufen lassen. Wäre sie nur einfach gescheitert, läge sie dort.« Er deutete auf das nahe Ufer, nahm ein Teleskop aus der Tasche, richtete es auf die Molly und dann auf die nächste Umgebung. Die Männer oben in ihrem Versteck duckten sich tiefer hinter die Büsche.

      »Die Sloop hat drei bis vier Mann Besatzung gehabt«, fuhr Hollins unten fort, »wo sind die Leute geblieben?« Er wandte sich einem rothaarigen, wüsten Gesellen zu: »Hast du dich nicht vielleicht geirrt, Dick?« fragte er, »waren es wirklich Indianer, die sich gestern abend an der Insel herumtrieben?«

      »Will verdammt sein, Captain, wenn es nicht ein Irokesen-Einbaum mit zwei rothäutigen Schuften war«, entgegnete der Angeredete. »Konnte übrigens auch die Falkenfedern genau erkennen.«

      Das Boot näherte sich langsam der Sloop. »Sloop ahoi!« schrie Hollins mit weithin schallender Stimme.

      Er erhielt keine Antwort, nichts regte sich auf dem Schiff, und die Wälder schwiegen.

      »Der Mast ist gebrochen, aber der Rumpf scheint noch fest in den Fugen zu halten«, stellte Hollins fest. »Wo aber mag die Mannschaft stecken?«

      »Vermutlich an Land gegangen«, sagte einer der Männer.

      »Sehe die Jolle nicht«, bemerkte der vorhin mit Dick Angeredete. »Werden sich in ihr davongemacht haben.«

      »Hätten wir doch auf dem See bemerken müssen«, sagte Hollins.

      »Nicht unbedingt, Captain. Können bei Nacht gesegelt sein. Bei dem glatten Wasser kommt man in einer Nußschale über den ganzen Ontario.«

      »Hm, könntest recht haben. Konnten die Sloop allein nicht flott machen. Werden also weg sein, um Hilfe zu holen. Man läßt eine beladene Sloop nicht einfach liegen, wenn Hoffnung ist, das ganze Schiff, oder wenigstens die Ladung zu bergen. Werden also wohl bald mit Mannschaft und Leichterkähnen zurückkehren. Wollen uns also den Kasten jetzt schnell mal von innen besehen.«

      Das Kielboot fuhr dicht an die Sloop heran und legte am Achterdeck bei. Hollins und zwei Männer kletterten mit leichter Mühe an Bord, warfen ein paar flüchtige Blicke umher und stiegen dann in das Schiffsinnere hinab. Unten untersuchte der Seeräubercaptain aufmerksam erst die Kajüte und dann den Laderaum. Er ließ ein befriedigtes Knurren vernehmen, als er die gestapelten Fässer, Ballen und Säcke erblickte. »Lohnende Sache, Fellows«, sagte er, »läßt sich in Detroit ohne Schwierigkeit in blankes Geld umsetzen.« Er untersuchte nun aufmerksam die Bordwände, und da er ein erfahrener Seemann war, kam er ebenso wie Bob Green zu der Überzeugung, daß der Schiffskörper im wesentlichen unbeschädigt sei und daß die Sloop flottgemacht werden könne. Er beschloß, unverzüglich einen Versuch zu unternehmen. Wieder an Deck steigend, rief er seine Leute zusammen. »Ein fetter Happen, Boys«, sagte er, »aber das Ausladen wäre ein schwieriges und zeitraubendes Stück Arbeit. Wollen deshalb versuchen, die Sloop abzubringen. Müßt euch aber dran halten; möchte sein, daß wir bei der Arbeit überrascht werden.«

      Die Boys, reiche Beute witternd, gröhlten vor Begeisterung.

      »Mast über Deck!« befahl Hollins. »Dann bringen wir einen Anker aus und gehen mit vereinten Kräften ans Werk.«

      Es gab Äxte genug an Bord, die den Mast haltenden Taue waren bald gekappt.

      Oben im Wald sagte Bob, der dem Treiben an Deck des Schiffes aufmerksam zusah: »Die Halunken wollen wahrhaftig versuchen, die Molly abzubringen.«

      »Laß sie gewähren. Werden später sehen, was zu tun ist«, entgegnete Elias Burns, der, wie immer in gefährlichen Situationen,

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