August Bebel - Die Frau und der Sozialismus. Bebel August

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des Agamemnon Ägisthus als Ehemann an, wodurch sie nach altem Rechte nichts Anstößiges beging. Als Agamemnon nach vieljähriger Abwesenheit nach Mykenä zurückkehrt, wird er auf Anstiften der Klytämnestra von Ägisthus erschlagen. Orest, der Sohn Agamemnons und der Klytämnestra, rächt nun auf Betreiben Apollos und Athenes den Mord des Vaters, indem er seine Mutter und Ägisthus erschlägt. Die Erinnyen verfolgen wegen des Mordes an der Mutter Orest, sie vertreten das alte Recht. Apoll und Athene, die nach dem Mythos mutterlos ist, denn sie springt geharnischt aus dem Haupte des Zeus, verteidigen Orest, denn sie vertreten das neue Vaterrecht. Die Entscheidung kommt vor den Areopag, vor dem sich folgendes Zwiegespräch entspannt, in dem die beiden sich feindlich gegenüberstehenden Anschauungen zum Ausdruck kommen:

Erinnys: Dich hat der Seher (Apoll) angeführt zum Muttermord?
Orestes: Und noch bis jetzt nicht schalt ich über mein Geschick.
Erinnys: Doch faßt der Spruch dich, anders reden wirst du bald.
Orestes: Ich glaub's; doch Beistand schickt mein Vater aus dem Grabe.
Erinnys: Hoff' auf die Toten, der du die Mutter tötest.
Orestes: Zwiefachen Frevel lud sie auf ihr schuldig Haupt.
Erinnys: Wie das? Belehre dessen doch die Richtenden.
Orestes: Den Mann erschlug sie, und erschlug den Vater mir.
Erinnys: Du aber lebst noch, während sie den Mord gebüßt.
Orestes: Warum denn hast im Leben du sie nicht verfolgt?
Erinnys: Sie war dem Manne nicht blutsverwandt, den sie erschlug.
Orestes: Ich aber, sagst du, bin von meiner Mutter Blut.
Erinnys: Trug denn, du Blutiger, unter ihrem Herzen sie dich nicht? Verschwörst du deiner Mutter teures Blut?

      Die Erinnyen erkennen also kein Recht des Vaters und des Ehemannes an, für sie besteht das Recht der Mutter. Daß Klytämnestra den Gatten erschlagen ließ, erscheint ihnen gleichgültig, denn er war ein Fremder; dagegen fordern sie des Muttermörders Bestrafung, denn Orest beging, indem er die Mutter tötete, das schwerste Verbrechen, das unter der alten Gentilordnung begangen werden konnte. Apollo hingegen steht auf dem entgegengesetzten Standpunkt, er hat im Auftrag des Zeus Orest zum Mord an der eigenen Mutter zur Rächung des Vatermordes veranlaßt, und er verteidigt vor den Richtern dessen Handlung, indem er sagt:

      Darauf sag' ich also, mein gerechtes Wort vernimm:

       Nicht ist die Mutter ihres Kindes Zeugerin, Sie hegt und trägt das auferweckte Leben nur; Es zeugt der Vater, aber sie bewahrt das Pfand Dem Freund die Freundin, wenn ein Gott es nicht verletzt. Mit sicherem Zeugnis will ich das bestätigen. Denn Vater kann man ohne Mutter sein; Beweis Ist dort die eigne Tochter (Athene) des Olympiers Zeus, Die nimmer eines Mutterschoßes Dunkel barg, Und edlern Sproß gebar doch keine Göttin.

      Nach Apoll gibt also die Zeugung dem Vater das erste Recht, wohingegen nach der bis dahin geltenden Anschauung die Mutter, die dem Kinde ihr Blut und das Leben gibt, die alleinige Besitzerin des Kindes ist und der Vater ihres Kindes für sie ein Fremder bleibt. Daher antworten die Erinnyen auf die Anschauung Apollos:

      Danieder stürzest du die Mächte grauer Zeit...

       Du, der junge Gott, willst uns, die Greisen, niederrennen.

      Die Richter rüsten sich zum Spruche, halb stehen sie zum alten, halb zum neuen Rechte, so daß Stimmengleichheit droht. Da ergreift Athene den Stimmstein vom Altar, und indem sie denselben der Urne übergibt, spricht sie:

      Mein ist es, abzugeben einen letzten Spruch,

       Und für Orestes leg' ich diesen Stein hinein;

       Denn keine Mutter wurde mir, die mich gebar, Nein, vollen Herzens lob' ich alles Männliche, Bis auf die Ehe, denn des Vaters bin ich ganz. Drum acht' ich minder sträflich jetzt den Mord der Frau, Die umgebracht hat ihren Mann, des Hauses Hort. Es sieg' Orestes auch bei stimmengleichem Spruch.

      3. Legitime Frauen und Hetären in Athen

       Inhaltsverzeichnis

      Wie in Athen vollzog sich der Übergang vom Mutter- zum Vaterrecht, sobald eine ähnliche Kulturentwicklung wie dort erreicht war, überall. Die Frau wird auf das Haus zurückgedrängt, sie wird isoliert und bekommt besondere Räume – die Gynäkonitis – angewiesen, in welchen sie lebt. Man schließt sie selbst vom Verkehr mit den das Haus besuchenden Männern aus. Das war der Hauptzweck der Isolierung.

      Diese Umwandlung in den Sitten kommt bereits in der Odyssee zum Ausdruck. So verweist Telemachos seiner Mutter Penelopeia die Anwesenheit unter den Freiem, indem er ihr befiehlt:

      Aber gehe nun heim, besorge deine Geschäfte,

       Spindel und Web[e]stuhl, und treib' an beschiedener Arbeit

       Deine Mägde zum Fleiße; die Rede gebührt den Männern,

      Diese

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