Vladimir Putin: Seht Ihr, was Ihr angerichtet habt?. Thomas Röper

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Vladimir Putin: Seht Ihr, was Ihr angerichtet habt? - Thomas Röper

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zu Herzen genommen. Selbst wenn er, wie er selbst zugibt, wir werden das noch sehen, am Anfang vielleicht etwas naiv war, aufgegeben hat er den Traum von einem gemeinsamen Europa „von Lissabon bis Wladiwostok“, wie er es manchmal nannte, nie.

      Geopolitik

      In dem russischen Dokumentarfilm „Präsident“, der Putins Präsidentschaft chronologisch verfolgt, geht es auch um George Bush. Dort wird erzählt, wie Bush nach Antritt seiner Präsidentschaft Anfang 2001 Russland wegen des Tschetschenien-Krieges und der Menschenrechte scharf kritisierte. Kreml-Pressesprecher Peskov sagt dazu in dem Film: „Als George Bush an die Macht kam, begann er sehr hart auf das Thema Menschenrechte einzugehen. Es ging um Tschetschenien und Pressefreiheit, also das Standard-Repertoire, und daraus wurde dann fast ein halbes Jahr eine Art Ping-Pong-Spiel aus harschen Erklärungen. Washington verschärfte den Ton, Moskau verschärfte auch den Ton.“

      Im Juni 2001 trafen sich dann Putin und Bush zum ersten Mal persönlich und sie verstanden sich – das mag überraschen – hervorragend. Es war ein sehr herzliches Treffen, und bei der Pressekonferenz sagte Bush, dass er Putin vertraue und dass er „die Seele des Mannes spüren konnte“.

      Dazu der damalige russische Außenminister Igor Ivanov in dem gleichen Film: „Dass das kein vorbereiteter Satz war, sondern die ehrliche Reaktion auf die erste Begegnung mit Putin wird dadurch bestätigt, dass sie sich in den nächsten sieben Jahren 18 Mal trafen.“

      Und der damalige russische Verteidigungsminister Sergej Ivanov, ein alter Weggefährte Putins, fügte hinzu: „Das persönliche, das zwischenmenschliche Verhältnis zwischen Bush und Putin war hervorragend. Sie haben viel gelacht, Späße gemacht. Aber in den USA hatten sie damals intern schon festgestellt, dass Russland schon aus dem Regime der Kolonisierung ausbrach. Sie meinten, die Experten des IWF sollten uns auch weiterhin belehren, wie wir unsere Wirtschaft zu führen haben, wem wir unser Öl geben sollten und so weiter. Aber nach außen hin lief alles hochkorrekt, sie klopften uns auf die Schultern und lobten uns, wir würden in die richtige Richtung gehen.“

      Putin sagte in dem Interview zu dem Film dann über diese Zeit:

      Wir alle hatten damals Illusionen. Wir dachten damals, dass nach dem Zerfall der Sowjetunion, nachdem Russland vollkommen freiwillig, das will ich betonen, vollkommen freiwillig auf historische Gebiete und auch auf Bodenschätze und Industrien verzichtet hatte, dass, nachdem nun alle ideologischen Grenzen, die vorher die Sowjetunion von der zivilisierten Welt getrennt hatten, gefallen waren, dass danach die Brüder in der Freiheit nun das Schwert niederlegen. Mit den Brüdern meine ich die auf der anderen Seite des Ozeans. Aber die Brüder hatten es nicht eilig. Und sie legten nicht nur das Schwert nicht nieder, sie hätten uns am liebsten auch noch die traurigen Reste der militärischen Macht abgenommen, die von der einstigen Sowjetunion noch übrig waren.

      Frage des Reporters: „Aus dem, was Sie sagen, hört man große Enttäuschung heraus …“ Putin unterbricht ihn:

      Ja, ich sagte das schon, ich habe fast 20 Jahre im KGB in der Auslandsaufklärung gearbeitet, und selbst mir schien es, als würde sich mit dem Wegfall der ideologischen Grenze in Form der Macht der kommunistischen Partei endlich alles von Grund auf ändern.

      Nein, es hat sich nichts von Grund auf geändert, denn es stellte sich heraus – auf solche einfachen Dinge kommt man so schnell gar nicht –, dass es auch noch geopolitische Interessen gibt. Und die haben nichts mit irgendwelchen Ideologien zu tun. Und hier hätten unsere amerikanischen Partner verstehen müssen, dass ein Land wie Russland auch geopolitische Interessen hat. Sie hätten verstehen müssen, dass man einander respektieren muss, dass man Kompromisse suchen muss, die für beide annehmbar sind.

      Reporter: „Aber Respekt basiert auf Stärke und einer begründeten Argumentation.“

      Ja. Eine berühmte Persönlichkeit hat einmal gesagt, dass ein freundliches Wort und eine Smith & Wesson wesentlich wirksamer sind als ein freundliches Wort allein. Und leider hatte er Recht.

      Reporter: „Freundliche Worte hatten Sie, aber keine Smith & Wesson. Also mussten Sie eigentlich die Armee wiederherstellen, die Wirtschaft in Ordnung bringen.“

      Ja, das stimmt. Und anfangen mussten wir natürlich mit der Wirtschaft.

      In dem gleichen Dokumentarfilm geht es etwas später auch um 9/11. Der damalige Verteidigungsminister Russlands erzählt von seinem Treffen mit Putin an jenem Tag: „Er fragte mich sofort, was sind Deine Vorschläge?“ Und ich antwortete: „Ich habe nur einen Vorschlag, für den 12.9. sind lange geplante Manöver der Atomstreitkräfte angesetzt. Es ist Ihre Entscheidung, aber ich schlage vor, sie abzusagen, um die Amerikaner in dieser Situation nicht zusätzlich nervös zu machen.“ Und Putin sagte: „Das unterstütze ich, wir sagen die Übung ab.“

      Und das war in einer Zeit, wenn ich daran erinnern darf, als in Tschetschenien aktive Kämpfe tobten, und dort kämpften Terroristen aus vielen Ländern der Welt, die von den Amerikanern „Freiheitskämpfer“ oder mindestens „Rebellen“ genannt wurden.“

      Putin fügt in einer späteren Sequenz hinzu:

      Einmal haben unsere Geheimdienste Gespräche zwischen den Kämpfern im Kaukasus (gemeint ist Tschetschenien, Anm. d. Verf.) und Vertretern der US-Geheimdienste in Aserbeidschan aufgefangen. Die haben aktiv mit Logistik geholfen. Und als ich das dem damaligen Präsidenten der USA (gemeint ist Bush, Anm. d. Verf.) gesagt habe, antwortete er – entschuldigen Sie, das waren seine Worte – er sagte: „Ich reiße denen den Arsch auf!“

      Aber zehn Tage später bekam unser Geheimdienst einen Brief von den Kollegen aus Washington: „Wir haben zu allen Oppositionsgruppen in Russland Kontakt und werden weiterhin Kontakt zu ihnen halten. Wir halten das für unser gutes Recht und werden auch weiterhin so verfahren.“

      Man darf nicht einmal versuchen, niemals und nirgends, Terroristen zu benutzen, um kurzfristige Ziele zu erreichen. Denn die Terroristen, die man gestern unterstützt hat, werden garantiert den Kopf dann auch woanders erheben und gegen die zuschlagen, die sie gestern noch unterstützt haben!

      Reporter: „Aber Sie haben die westlichen Partner doch gefragt, warum sie Terroristen unterstützen, und sie gewarnt, dass das alles auf sie zurückfallen wird.“

      Ja natürlich. Aber irgendwer hat dort, vor allem in den westlichen Geheimdiensten, wohl gedacht, dass es gut ist, wenn jemand den geopolitischen Gegner – und wie wir heute wissen, waren wir das für sie immer – ärgert. Sie dachten, dass ihnen das wohl im Ganzen nützen würde. Wie sich gezeigt hat, ist das nicht so.

      In der Folge griffen die USA den Irak an, weil sie behaupteten, Saddam habe Massenvernichtungswaffen. In Europa stellten sich damals Frankreich, Deutschland und Russland gegen diesen Krieg, jedoch vergeblich.

      Berühmt wurde die Rede von Colin Powell vor dem UN-Sicherheitsrat, während der er ein Döschen mit weißem Pulver als Beweis für US-These der irakischen Massenvernichtungswaffen in der Hand hielt. Und dies sollte auch ein Beweis dafür sein, dass Saddam etwas mit 9/11 zu tun hatte. Putin hielt dies, genauso wie Schröder und Chirac, für konstruiert und für einen plumpen Versuch, einen Krieg gegen den Irak zu rechtfertigen. Er sagte dazu damals in einem Interview mit dem französischen Sender TF1:

      Wir bekamen diese Informationen über eine Verbindung von Saddam und al-Qaida von unseren amerikanischen Kollegen erst vor kurzem auf der Sitzung des UN-Sicherheitsrates, wo unsere amerikanischen Freunde diese Mitteilung machten. Ich bin noch nicht lange Politiker. Wie Sie wissen, habe ich vorher lange beim Geheimdienst gearbeitet, bei der Aufklärung, und ich dachte, dass ich alle Tricks kenne. Aber als ich in die Politik gekommen bin, da habe ich schnell verstanden, dass

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