Um mês de amor. Miranda Lee

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Um mês de amor - Miranda Lee Sabrina

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erschrak.

      Mit geweiteten Augen starrte er ungläubig auf den Körper des Mannes, der lang ausgestreckt vor ihm im Gras lag.

      Instinktiv tastete MacDougall nach dem Kopf des Mannes. Aber da war kein spürbarer Atem, der über seine Finger strich. Als er den Hals des Mannes berührte spürte er eine klebrige Flüssigkeit, die deutlich wärmer war als die Wassertropfen auf den Grashalmen. Reflexartig steckte er sich den Zeigefinger der rechten Hand in den Mund.

      Die klebrige Substanz schmeckte leicht süßlich mit einem metallischen Beigeschmack.

      Es war Blut!

      Um ganz sicher zu sein und um auszuschließen, dass er sich selbst möglicherweise an dem scharfen Gras geschnitten hatte, saugte er an seinem Finger.

      Gleich darauf stellte sich Panik bei ihm ein.

      Der Mann über den er gestolpert war, war tot.

      Und die dunkle Gestalt, die er gesehen hatte, musste der Mörder sein.

      MacDougall hetzte die Landstraße entlang, als würde er von der hundsköpfigen Göttin der Rache Tisiphone gejagt. Immer wieder geriet er dabei ins Stolpern, blieb in einem der zahlreichen Schlaglöchern hängen oder rutschte und schlidderte über den nassen Asphalt der Straße.

      Viel zu spät bemerkte MacDougall, dass er in die falsche Richtung gelaufen war und sein Mini Cooper in der entgegengesetzten Richtung stand. Aber das war ihm jetzt vollkommen gleichgültig. So schnell es nur ging wollte er fort, fort von diesen unheimlichen Bäumen, möglichst weit weg von der Leiche und vor allem weg von dieser unheimlichen schwarzen Gestalt, die ihm hinter jedem Busch auflauern und sich auf ihn stürzen konnte. Wer ließ sich schon gern bei einem Mord beobachten, dachte er, und den Zeugen dann ungeschoren davonkommen.

      Patrick MacDougall war mit seinen verbliebenen Kräften völlig am Ende, als er den Ortseingang von Tongue erreichte. Seine Oberschenkel schmerzten, sein Herz schlug wie wild und sein Puls raste. Er war völlig außer Atem. Mit Erleichterung bemerkte er ein mattes Licht hinter einem der Häuserfenster. Sein Blick fiel auf das Schild rechts neben dem Eingang: ›Wallace Inn‹.

      In wildem Stakkato trommelte er wie verrückt gegen die solide, abgeschlossene Tür. Dann lehnte er seinen Kopf gegen die kühle Hauswand und übergab sich.

      Kapitel 5

      A

      ls Detective Inspector Blake die ausgetretene Treppe herunterkam, hatte es MacDougall gerade geschafft wieder einigermaßen durchatmen zu können. Blake hatte mit seinem Sergeant die Strecke von London nach Tongue an einem einzigen langen Tag zurückgelegt. Augenblicklich hatte er das Gefühl jede einzelne der sechshundertvierundvierzig Meilen in den Knochen zu spüren. Automatisch warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war gerade einmal halb eins. Erin Hornby, der Wirt, hatte ihn unsanft wachgerüttelt.

      »Ein Mord, Inspektor, ein Mord!« rief der Gasthofbetreiber völlig außer sich. »Kommen Sie schnell! So kommen Sie doch!«

      Der Detective Inspector war noch viel zu müde, um dem Mann begreiflich zu machen, dass es überhaupt keinen Sinn machte, sich nach einem Mord beeilen. Da war das Opfer bereits tot, wenn es sich denn wirklich um einen Mord handelte, und jede Hilfe kam zu spät. Seine Aufgabe war es den Schuldigen zu fassen. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass so etwas nie schnell ablief und immer einen großen Arbeitsaufwand erforderte. Mal ganz abgesehen davon, dass die unzähligen Befragungen möglicher Zeugen und die Überprüfung der Aussagen jedes Mal eine Menge Zeit benötigten. Letztlich hing daran auch noch der äußerst lästige Papierkram, den der Inspektor nun so gar nicht mochte.

      Schnell hatte Blake sich angekleidet und währenddessen seinen Sergeant aus den Träumen gerissen. Schließlich musste der nicht schlafen, wenn es Arbeit für ihn gab.

      Er steckte sich eine Benson & Hedges an und ließ seine kühlen grauen Augen in aller Seelenruhe über die aufgescheuchte Gästegruppe im Gastraum schweifen.

      Von denen, die er am Abend kurz gesehen hatte, waren nur zwei Personen anwesend: Die junge schlanke, durchweg attraktive Frau, mit den langen blonden Haaren und der Typ, der im Sessel sitzend immerwährend in seine Papiere vertieft war und allem Anschein zum Trotz nicht darin gelesen hatte.

      Der blonden Frau konnte Blake den Schrecken direkt ansehen. Aufgeregt lief sie im Schankraum auf und ab. Dabei machte sie einen Gesichtsausdruck, als sei der Weltuntergang nicht mehr fern und das Gottesgericht bereits einberufen. Immer wieder fuhr sie sich dabei mit ihren schlanken Fingern fahrig durch die Haare. Sie war verstört und wirkte völlig aufgelöst.

      Der drahtige junge Mann hingegen wirkte eher teilnahmslos. Mit wachen Augen schien er die Szene um sich herum genau zu studieren.

      Den alten Säufer mit dem runzeligen Gesicht konnte Blake nicht ausmachen. Und auch der kräftige Mann mit dem zerschlissenen schwarzen Ledermantel, der zu der verschreckten jungen Frau gehören musste, war nicht zu sehen.

      Dafür entdeckte er ein übergewichtiges, nach Luft ringendes, mit Straßenschmutz bedecktes Häuflein Elend, dem das Grausen aus jeder Pore zu kriechen schien. Das Gesicht war kreidebleich. Man hätte den Eindruck gewinnen können, er sei dem Leibhaftigen, dem Höllenfürsten höchstpersönlich begegnet.

      »Ich bin Detective Inspector Isaac Blake vom New Scotland Yard«, stellte sich der schlanke Mann mit den ungewöhnlich stark ausgeprägten Augenbrauen vor. Auch wenn er nicht übermäßig laut gesprochen hatte, so füllte seine tiefe sonore Stimme die verrauchte Gaststube des ›Wallace Inn‹.

      Das verängstigte Häuflein Elend sah dankbar zu ihm auf, während der Kriminalbeamte die letzten Stufen der morschen Treppe hinunterstieg. Gleich darauf rückte er dem Mann einen Stuhl zurecht und setzte sich zu ihm.

      »Nun berichten Sie mal«, forderte er ihn auf. »Und bitte, versuchen Sie sich wieder etwas zu beruhigen.«

      Der übergewichtige Handelsvertreter wollte gerade ansetzen und etwas sagen, als im ersten Stock die dicken tragenden Eichenbalken zu bersten drohten. Es war Detective Sergeant Cyril McGinnis, der seine fast dreihundertzwanzig Pounds Körpermaße die ausgetretene hölzerne Treppe hinunter wuchtete. Dabei wischte er sich mit einem Taschentuch, aus dem man ohne Weiteres ein bis zwei Segel für eine Hochseeyacht hätte schneidern können, durch sein verschwitztes rosiges Gesicht.

      »Das ist Detective Sergeant Cyril McGinnis«, klärte Blake die Anwesenden auf. »Keine Angst, er ist ein ganz verträglicher Bursche.« Lächelnd fügte er hinzu: »Er beißt garantiert nicht.«

      Der gut sechseinhalb Fuß große Sergeant fischte ein speckiges Notizbuch aus der verbeulten Tasche seiner Jacke, ließ einen Bleistift in der behaarten rechten Pranke verschwinden und setzte sich in Positur. Cyril McGinnis hatte zwar keinen blassen Schimmer worum es bei der nächtlichen Veranstaltung ging, aber das spielte für ihn keine Rolle. Er war bereit und für sein Verständnis musste das genügen.

      Patrick MacDougall begann stockend von dem zu berichten, was ihm bei den ›Sieben Zypressen‹ widerfahren war.

      Detective Inspector Blake erkundigte sich nicht nach Einzelheiten, sondern schickte kurzentschlossen McGinnis hinaus. Der Sergeant sollte den Range Rover startklarmachen.

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