Um mês de amor. Miranda Lee

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Um mês de amor - Miranda Lee Sabrina

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sah ja wohl völlig abgefahren aus. Typen gibt es in diesem Kaff, da macht man sich gar kein Bild von. Hier ist wirklich einer schräger als der andere“, grinste Cyril McGinnis und schaufelte sich gleich darauf den nächsten Bissen ›Black Pudding‹ mit einem gehörigen Streifen Speck in den Mund.

      »Wer war denn diese skurrile Gestalt?« wollte Inspektor Blake wissen und sah den Wirt fragend an.

      »Das war Nigel, der Butler des Earl of Ross«, flüsterte der Wirt nach einigem Zögern.

      Als der Sergeant das hörte fiel ihm die Gabel aus der Hand. Blake sah den Wirt erstaunt an.

      »Es gibt also tatsächlich einen Earl of Ross? Und ich dachte, es sei das dumme Gefasel eines Alkoholikers.«

      Hornby deutete stumm in Richtung des Fensters. Inspector Blakes Blick fiel auf eine alte ehrfurchteinflößende Burg aus schwarzem Granitstein, die hoch auf einem Felsen thronte. Auch aus einer Entfernung von einer Meile wirkte der Festungsbau groß und wuchtig – vor allem aber düster und bedrohlich. Ein steiler schmaler Pfad führte zum Burgtor, dem einzig sichtbaren Zugang. Keines der zahlreichen Fenster schien breiter als eine Schießscharte zu sein.

      »Was Sie da sehen ist das ›Castle Varrich‹, Inspektor. Eigentlich heißt es ›Caisteal Barrhaich‹, aber gälisch sprechen die Leute heute ja kaum noch«, erklärte der Wirt. Eine Mischung von Respekt und Angst schwang in seiner Stimme mit. »Dort lebt Sir Angus Mackay, der Earl of Ross.«

      »Als wir heute Nacht die Leiche gefunden haben, sprach Doktor Clesfield von einem Earl of Ross.«

      »Auf ›Castle Varrich‹ lebt Angus Mackay, der zwölfte Earl of Ross, mit seinen Söhnen Lennox und Russel. Wenn der Doc vom Earl sprach, dann meinte er Angus Mackay, den zweiten Earl of Ross. Ich hoffe jedenfalls stark, dass ich mich da nicht irre.«

      »Vielleicht meint er auch den Siebten«, bemerkte Blake in der ihm eigenen trockenen Art.

      »Vielleicht, Sir!« räumte Erin Hornby ein, bevor er sich umdrehte und sich schweigend in seine Küche zurückzog.

      Der Inspektor sah interessiert seinen Sergeant an, der gerade dazu übergegangen war seinen Teller ein drittes Mal zu füllen. Blake konnte sich eines verständnislosen Kopfschüttelns nicht erwehren. Wie konnte man sich mit dieser übel riechenden schwarzen Pampe bloß derart den Wanst vollschlagen?

      »Cyril!«

      McGinnis sah kurz zu ihm auf, grinste wissend und legte seine Gabel beiseite. Er kramte kurz in seiner rechten Hosentasche, holte ein Taschenmesser heraus und schob es seinem Vorgesetzten über den Tisch zu.

      Blake betrachtete das prachtvolle Siegel, welches rückwärtig in weinrotem Wachs aufgebracht war. Es zeigte mittig eine nach oben gerichtete Hand mit einem Dolch. Der Wahlspruch lautete: ›Manu Forti – mit starker Hand‹. Dann schlitzte er das Kuvert mit dem Messer auf. Auf unbestimmte Weise verspürte er das ungewisse Gefühl, das Siegel besser nicht zu verletzen.

      Der Umschlag enthielt eine äußerst sorgfältig beschriebene Karte aus handgeschöpftem Büttenpapier. Der schlicht Dreizeiler darauf lautete:

      »Seine Lordschaft

      wünscht Sie zu sprechen,

      um 10:00 Uhr.«

      Verärgert schob Detective Inspector Blake die Karte in seine Jackentasche. Er ließ sich nicht gern kommandieren und schätzte einen solchen Ton ganz und gar nicht.

      McGinnis schob seinen geleerten Teller von sich, lehnte sich entspannt zurück und rieb sich seinen Bauch. Ein leichtes Grunzen erfüllte den Raum. Er schien mit sich und der Welt im Einklang zu sein. Missbilligend zog Blake die buschigen Augenbrauen hoch, als er bemerkte, wie sein Sergeant einen Streifen Bacon in die Finger nahm, etwas Brombeermarmelade darauf strich und herzhaft hineinbiss.

      »Es geht doch nichts über ein richtig gutes Frühstück«, griente der und schob noch rasch den Rest hinterher. Mit vollem Mund fügte er dann hinzu: »Ist schließlich die wichtigste Mahlzeit des Tages, Sir.«

      »Wie können Sie das bloß essen?« Blake schüttelte sich angewidert.

      »Essen ist für mich, wie eine Ayurveda-Anwendung. Nur von innen. Es bringt meine Körpersäfte in Harmonie.«

      Blake konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Dann wurde er dienstlich: »Machen Sie alles für den Abtransport des Toten klar. Der Wagen sollte in gut einer dreiviertel Stunde eintreffen.« Er nahm einen Schluck Tee. »Aber tun Sie mir einen Gefallen, Cyril, und versichern Sie sich vorher, dass der verstorbene Mister Gaskell auch noch vor Ort ist. Wir wollen uns schließlich nicht blamieren, oder?«

      Detective Sergeant McGinnis schmunzelte.

      »Auf keinen Fall wollen wir das«, bestätigte der Hüne. »Was werden Sie jetzt tun, Sir?«

      Inspektor Blake wedelte mit dem Umschlag.

      »Ich wurde zur Burg gerufen«, erklärte er. »In dieser abgelegenen Gegend scheint noch so etwas wie altertümliche Zucht und Ordnung zu herrschen. Hier hat sich ein Kriminalbeamter des New Scotland Yard doch tatsächlich noch bei seiner hochwohlgeborenen Lordschaft vorzustellen, ehe er ›Hasch mich‹ mit dem Mörder spielen darf.«

      »Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, dann würde ich derartige Bemerkungen über seine Lordschaft besser unterlassen, Sir«, ließ sich der Wirt des ›Wallace Inn‹ warnend aus der Küchentür vernehmen.

      Kapitel 7

      U

      nter ständigem Aufstöhnen schleppte sich der schwer atmende alte Medikus die steile steinerne Wendeltreppe zum Turmzimmer von ›Castle Varrich‹ hinauf. Der Arzt brauchte einige Zeit ehe er vor der schweren Eichentür stand. Wie vereinbart klopfte er dreimal mit den Knöcheln seiner knochigen Hand gegen das über die Jahrhunderte gedunkelte Holz.

      Clesfield ließ eine knappe Minute verstreichen, dann erst drückte er die massive Bronzeklinke herunter. Langsam schwang die Tür auf und er trat ein. Seine alten blass-grauen Augen gewöhnten sich allmählich an den abgedunkelten Raum. Schlurfend näherte er sich einer schmalen, hohen Lagerstatt. Seine schwere dunkelbraune Arzttasche stellte er auf einen am Fußende des Bettes stehenden Stuhl. Um seine schmalen, eingefallenen Lippen spielte ein zufriedenes Lächeln, welches sich in seinem zerfurchten Gesicht fast verlor.

      »Sie gefallen mir heute sehr viel besser, Sir Lennox. Sie sehen frischer und sehr viel kräftiger aus. Hatten Sie eine gute Nacht?«

      »Nein, denn ich habe kaum schlafen können, Doktor. Trotz dessen fühle ich mich recht wohl. Ich glaube, heute brauche ich keine von Ihren Injektionen.«

      Mac Clesfield nickte verstehend. Er hatte es sich bereits gedacht. »Es hat wieder einen Toten gegeben, Sir.«

      »Ich habe es bereits erfahren. Es war wieder einer der Fremden, ich weiß. Sie sind hinter dem Moor der Mackays her. Sie wollen es uns nehmen. Da ist es doch nur gerecht und gut, wenn das Moor sie nimmt.«

      Die

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