Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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Kindersegen. Ich sehe, daß du an alles denkst, Alois.«

      »Schon lustig, daß der Toni das Madl auch Anna nennt. Die heißt eigentlich Dorothea Annabelle, das hat mir die Meta erzählt. Das paßt doch alles gut zusammen.«

      Die Kirchturmuhr schlug ein Uhr.

      »Ich geh jetzt, Alois! Kommst allein klar?«

      »Sicher doch! Hast du gedacht, daß die Freude zu viel für mein altes Herz sein könnte, wie?« Und er gab gleich selbst drauf die Antwort. »Ist es nicht! Im Gegenteil! Hab jetzt noch viel vor mit dem Toni und auch der Anna, wenn es denn der Himmel will. Kommst morgen gleich her, Pfarrer. Dann gehen wir aufs Amt. Dann gehört die Hütte wieder mir. Dann gehen wir rauf auf den Berg und dann, ja dann, dann geht’s wieder los.«

      Der Pfarrer verabschiedete sich und ging zurück zum Pfarrhaus. Er betrat die Kirche von der Sakristei aus. Wie Alois gebeten hatte, stellte er für die drei Heiligen die Kerzen auf und zündete sie an.

      *

      Lautes Hundegebell weckte Antonius, der oben auf dem Boden der Berghüte geschlafen hatte. Bello stand unten an der Stiege und bellte, daß die ganze Hütte dröhnte.

      »Verschlafen!« sagte Antonius zu sich selbst. »Bello, ruhig! Ich komme ja gleich.«

      Schnell steifte Antonius die Kleider über und stieg runter. Bello saß hinter der Eingangstür. Die Wanduhr in der Hütte zeigte fast Mittag. Schnell schloß Antonius auf. Gleich erkannte er auch den Grund, warum Bello angeschlagen hatte. So schnell ihn seine alten Beine trugen, eilte der alte Senner Wenzel den Pfad herauf. Als er Antonius in der Tür sah, blieb er keuchend stehen. Er stützte sich auf seinen Wanderstock und winkte den Jüngeren heran.

      »Da muß etwas passiert sein, Bello!«

      Antonius Baumberger lief zu ihm.

      »Um Himmels willen, was ist denn passiert? Bist ja ganz außer Atem.«

      Der alte Senner keuchte.

      »Bin halt nicht mehr der Jüngste.«

      Anna war vom Gebell des Hundes auch wach geworden. Sie schaute aus dem Fenster und sah, wie sich Antonius und Wenzel unterhielten. Sie hatten sich auf einen großen Felsbrocken gesetzt, der beim Pfad lag. Sie sah nur, daß Wenzel erzählte und dabei seine Geschichte mit großen Gesten unterstrich. Antonius nickte eifrig oder schüttelte den Kopf. Was konnte da los sein?

      Anna wusch sich schnell und zog sich an. Dann ging sie in die Küche. Im Herd brannte noch kein Feuer. Toni muß auch verschlafen haben, dachte sie und erinnerte sich an die schönen Stunden und an die zärtlichen Küsse und daß es sehr spät geworden war.

      Toni unterhielt sich immer noch mit Wenzel. Anna trat aus der Hütte und öffnete die kleinen Holzläden von außen. Dann holte sie einen Korb Brennholz. Jetzt sah sie, daß sich Wenzel und Toni verabschiedeten. Wenzel ging wieder den Berg hinunter in Richtung Alm.

      »Was wollte Wenzel?« fragte Anna während des Frühstücks.

      Toni schaute nicht auf. Er sagte nichts. Anna sah, daß er mit seinen Gedanken ganz weit fort war. So schwieg sie auch. Sie hatte sich den Morgen nach dem romantischen Abend anders vorgestellt. Wahrscheinlich hat das mit dem Besuch von Wenzel zu tun, dachte sie. Mittlerweile konnte sie Toni ganz gut einschätzen. Er sprach immer erst dann, wenn er genau wußte, was er sagen wollte. Wie anders war er da als Dirk, der Hamburger Börsenmakler, der sich ständig selbst beweihräucherte und mit geistreichen Reden am liebsten Mittelpunkt war.

      »Wir wollen einen kleinen Spaziergang machen, Anna! Weiter oben gibt es einen Felsvorsprung. Da hat man eine wunderschöne Aussicht.«

      »Wie du willst! Ist es weit? Soll ich uns eine Brotzeit einpacken?«

      »Nein, es ist nicht weit. Wirst sehen!«

      Antonius half Anna in die dicke Jacke. Hand in Hand machten sie sich auf den Weg.

      Antonius hatte recht. Es war nicht weit. Der Pfad war nicht sehr steinig und steil gewesen.

      »Als Kind habe ich hier oft gesessen. Wenn Alois Zeit hatte, saß er bei mir und erzählte mir Geschichten, alles Erlebnisse, die er als Hüttenwirt hatte. Damals, glaube ich, wurde der Grundstein gelegt, daß ich mich jetzt als Erwachsener entschloß, selbst eine Berghütte zu bewirtschaften. Nun, Anna, ist es soweit. Der Wenzel hat es mir erzählt. Er hat es gehört, als die Milch bei ihm abgeholt wurde. Der Gemeinderat hat beschlossen, daß der Alois die Hütte zurückbekommt. Der Wenzel hat auch gesagt, daß der Alois das Geld bezahlen kann, das die Gemeinde haben will.«

      »Das ist doch großartig, Toni! Freust du dich denn nicht?«

      Antonius Baumberger blickte über das Tal hinüber zu den Gipfeln. Er zuckte mit den Achseln.

      »Anna, ich weiß nicht mehr, ob ich das wirklich will.«

      Er schaute ihr in die Augen und sah darin eine Art Trauer und auch Verzweiflung. Sie nahm seine Hand.

      »Toni, hast du es vergessen oder war es nicht so gemeint?«

      »Was?«

      »Du sagtest, daß du mich magst.«

      Er nahm sie in den Arm und küßte sie.

      »Das ist das einzige, was ich wirklich weiß. Ich mag dich, Anna! Ich mag dich wirklich. Wenn das mit der Hütte nicht gegangen wäre, dann – ja dann – ich meine, dann wäre es auch einfacher mit uns. Das denke ich mir. Aber ich bin beim Alois im Wort und er bei mir. Ich weiß nicht,wie ich das alles unter einen Hut bringen soll. Ich hätte gern alles. Ich will die Hütte und als Hüttenwirt hier leben, jeden Tag. Aber ich wäre auch gerne jeden Tag bei dir. Heute nacht, als ich nicht schlafen konnte, da dachte ich, daß es nicht so schlimm wäre, wenn das mit der Hütte sich zerschlagen würde. Dann müßte es vielleicht so sein. Dann dachte ich, daß ich mit dir nach Hamburg kommen wollte. Dort könnte ich arbeiten, und dann wollte ich ein Sportgeschäft für Bergsteiger aufmachen.«

      Anna war gerührt. Sie schmiegte sich an ihn und küßte ihn zärtlich auf die Wange.

      »Das wird sich alles geben. Die Berge sind so wunderbar. Sie haben uns zusammengeführt. Es wird weitergehen, Toni.«

      Er küßte sie.

      »Weißt du, für mich ist das auch nicht so einfach. Schau, da gibt es daheim eine ganz liebe Großmutter. Sie hat Angst vor den Bergen und hatte mich immer von den Bergen ferngehalten. Meine Eltern kamen in den Bergen um. Sie hatten einen Autounfall auf einer Paßstraße. Ihr muß ich jetzt sagen, daß ich mich in einen

      Bergler und die Berge verliebt habe. Das wird nicht einfach sein. Wie soll ich ihr sagen, daß ich am liebsten in den Bergen leben möchte? Toni, ich möchte am liebsten hierbleiben bei dir. Ich bin zwar erst wenige Tage hier, aber ich fühle da drinnen, tief in meinem Herzen, daß ich auch hierher gehöre. Das ist ein Platz, an dem ich mir vorstellen könnte, bis ans Ende meiner Tage zu leben. Doch auch ich muß zurück und mich den Anforderungen stellen. Auch ich muß meine Wünsche und meine Sehnsüchte unter einen Hut bringen.«

      Sie schaute ihm in die Augen.

      »Antonius, wie war das mit einer Bewirtschaftung nur im Sommer? Schau, Liebster, das ist doch alles ganz einfach. Für diesen Sommer hast du die Hütte gemietet.

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