Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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sein? Hatte er einen sicheren Unterschlupf gefunden? Solche und ähnliche Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Gern hätte sie mit ihrer Mutter darüber gesprochen. Aber was hätte sie sagen sollen! Daß da ein Fremder ihr Herz erreicht hatte, dessen Namen sie nicht einmal kannte? Daß sie sich um ihn sorgte? Franzi schwieg und verbarg diese Gefühle tief in ihrem Herzen.

      Das Unwetter dauerte länger als sonst. Dann hörte es plötzlich auf. So schnell wie es hereingebrochen war, war es vorbei. Die Dollingers gingen hinaus. Der Hof lag fußhoch voller Hagelkörner und war übersät mit Zweigen, die der Wind irgendwo abgerissen und hergeweht hatte. Pius griff nach dem groben Besen und begann, Ordnung zu schaffen. Zu seinem Sohn sagte er nur knapp:

      »Kannst gehen! Die werden Hilfe brauchen. Bist ja in Gedanken schon bei deiner Braut und eurem Hof!«

      »Danke, Vater!« sagte Lenz und rannte davon, daß er beinahe auf den Hagelkörnern ausgerutscht wäre.

      Wilma und Franzi besahen sich den Garten. An den Obstbäumen waren Äste abgerissen. Die Blumenbeete waren teilweise vom Hagel zerstört. Auf den Gemüsebeeten lag überall eine dicke Hagelschicht.

      »Da haben wir noch mal Glück gehabt! Könnte schlimmer sein.«

      »Ja«, sagte Franzi leise und half ihrer Mutter.

      *

      Den ganzen Nachmittag waren alle Bewohner von Waldkogel damit beschäftigt, die Spuren des Unwetters zu beseitigen. Ein Baum war vom Blitz getroffen worden und auf die Straße gestürzt. Albert Weißgerber, der Besitzer des Sägewerks, hatte einen Lastwagen mit Männern geschickt. Mit Hilfe der Motorsägen war das Hindernis bald beseitigt.

      Die Männer trafen sich abends an den Stammtischen. Ein Teil, meistens die älteren Männer, trafen sich im Gasthaus »Zum Ochsen«. Die anderen tranken ihr Bier und den Korn »Beim Baumberger«.

      Meta hatte für das Abendessen einen besonders nahrhaften und herzhaften Eintopf gemacht. Nach und nach trafen die Wanderer ein. Sie waren alle sehr erschöpft und verdreckt. Jeder erzählte, wie er den Wettersturz in den Bergen erlebt hatte. Bis tief in die Nacht ging es hoch her. Jeder wollte den anderen mit seinen Schilderungen übertreffen. Der Alkohol, der reichlich floß, tat sein Übriges dazu.

      Es war schon gegen Mitternacht, als Leo Gasser die Baumbergers aufsuchte. Er vertrat die Bergwacht hier im Dorf. Leo trat an den Tresen.

      »Siehst müd’ aus, Leo! Trink mal erst einen Enzianschnaps auf Kosten des Hauses.«

      Xaver schenkte zwei Gläser randvoll. Die beiden Männer prosteten sich zu.

      »War ein harter Tag, Baumberger! Die Leitstelle hat gemeldet, daß es Erdrutsche drüben im Nachbartal gegeben hat. Da hat’s die ganze Straße verschüttet. Auch Autos wurden beschädigt. Zum Glück wurden die Insassen nicht schwer verletzt. War eine ordentliche Plackerei, die Straße wieder freizumachen und den Hang erst einmal notdürftig zu sichern. Zum Glück ist Waldkogel gut davongekommen.«

      »Ja, das ist es. Die Engel auf der Engelssteige haben wieder ihre schützenden Hände über uns gehalten. Dem Himmel sei dafür gedankt!«

      Die beiden Männer bekreuzigten sich.

      »Ja, so wird es gewesen sein.« Sagte Toni und kippte den zweiten Schnaps, den Xaver nachgeschenkt hatte, hinunter.

      »Sag mal, sind alle die Gäste heil zurück?«

      Xaver schaute sich um.

      »I denk’ scho’.« Dann rief er in die Küche. »Meta, unsere Gäst’ sind doch alle wieder da?«

      Meta Baumberger wischte sich die Hände an der Schürze ab und trat zu den Männern. Sie schaute sich in der Gaststube um.

      »Ja, alle die sich für mehrere Tage einquartiert hatten sind da.« Sie zögerte. »Nur der eine junge Mann ist net da. Weißt, Xaver, der mit dem auffallenden gelben Halstuch, der gestern dort drüben am Tisch saß. Du erinnerst dich bestimmt. Er hat nur zugehört und wenig geredet. Ein bissel wortkarg war er schon. Der ist net da. Aber das hat nix zu sagen. Er wollte nur für eine Nacht bleiben. Er sei nur auf der Durchreise, hat er gesagt, gestern. Bezahlt hat er gleich.«

      »Mmm!« brummte Leo Gasser. »Wo kam er her und wie heißt er?«

      Meta bekam einen roten Kopf.

      »Toni, das weiß i net. Das wollt i noch aufschreiben, aber i hab’s vergessen. Wie er kommen is, da hat i grad so viel zu tun, mittags. I war am Dampfnudel backen, da mußt aufpassen. Und abends, mei, da hab’ ich es auch vergessen. Ich weiß ja, daß es nicht statthaft ist, jemand zu beherbergen, ohne die Personalien ins Buch zu schreiben. Ist das mir jetzt peinlich.«

      »Da ist nix mehr zu machen. Weißt, wann er fort ist und in welche Richtung er gegangen ist?«

      »Der ist schon fort. Er war einer der ersten. Gefrühstückt hat er auch nicht. Er hat sich Brote gemacht und die in seine Brotdose gepackt. Dann ist er da runter gelaufen, glaub ich jedenfalls, in Richtung Kirch’.«

      Leo Gasser dachte einen Augenblick nach.

      »Nun, da nehme ich an, daß er wieder zum Bus wollte. Wenn er so still war, da denke ich mir, daß es dem bei uns nicht so gefallen hat. Wenn er hätte hier eine Bergwanderung machen wollen, dann hätte er mit den anderen Gästen geredet. Da müssen wir uns keine Sorgen machen, daß ihm was passiert ist. Als das Wetter kam, war der bestimmt schon über alle Berge. Ansonsten hätten wir eine Suchaktion starten müssen. Doch das ist jetzt nicht nötig, denke ich. Solltet ihr was hören, dann gebt mir Bescheid.«

      »Machen wir, Leo! Aber ich glaube auch, daß der schon fort war.«

      Meta jammerte noch ein bißchen darüber, wie peinlich es ihr war, daß sie den Namen nicht aufgeschrieben hatte, aber Leo beruhigte sie.

      Dann wandte er sich an die Gäste:

      »Ruhe, einen Moment bitte!«

      Es wurde ganz still im Raum. Alle schauten ihn erwartungsvoll an, da er ja auch die Uniform der Bergwacht trug.

      »Mein Name ist Leo Gasser. Ich bin von der Bergwacht hier in Waldkogel. Die Bergwachstation unterhält hier ein kleines Büro und ein Lager mit Ausrüstungen für Katastrophen und für Bergungen. Ich leite das Büro hier. Drüben auf der anderen Seite gab es einen Berg­rutsch. Die Straße ist jetzt aber wieder frei. Hat jemand von euch oben im Gebirge etwas gesehen? Gab es da einen Abgang, einen Steinschlag oder eine Schlammlawine oder Ähnliches?«

      Die Gäste schüttelten den Kopf.

      »Gut, das ist alles, das wollte ich nur wissen. Denn es hätte sein können, daß die Bergwacht dann nach einem Mann hätte suchen müssen. Wir glauben zwar, daß er schon abgereist ist, doch wenn es einen Rutsch gegeben hätte, dann wären wir mal schauen gegangen. Danke schön fürs Zuhören!«

      Die Gäste nickten ihm zu und setzten dann die Gespräche fort. Einige gingen auch auf ihre Zimmer.

      *

      Das Unwetter blieb einige Tage Gesprächsstoff im Dorf. Alle waren froh, daß nicht mehr passiert war. Die Almen waren auch alle glimpflich davongekommen. Franzi hatte mit ihrer Mutter durchgesetzt, daß sie den Rest des Sommers auf der Dollinger Alm verbringen konnte. Ihr Vater hatte sie selbst hinaufgebracht. Er hatte auch mit Hilda und

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