Gullivers Reisen. Джонатан Свифт

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Gullivers Reisen - Джонатан Свифт Klassiker bei Null Papier

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und mit dem großen Zipfel sind die Baptisten und Protestanten. Der Prinz von Wales, der die Torys und Whigs gleich gut behandelte, lachte von Herzen über die Nachgiebigkeit des präsumtiven Thronfolgers, der einen hohen und einen niedern Absatz trug. Blefusen, wo Gulliver vor der Undankbarkeit des lilliputanischen Hofes eine Freistätte suchen muß, damit ihm nicht die Augen ausgestochen werden, ist Frankreich, wohin sich der Herzog von Ormond und Lord Bolingbroke vor der Undankbarkeit des englischen Hofes flüchten mußten. Diejenigen, welche die geheime Geschichte der Regierung Georgs I. kennen, werden leicht die übrigen Anspielungen verstehen. Das Ärgernis, welches Gulliver gibt durch die Art und Weise, auf welche er den Brand des kaiserlichen Palastes löscht, ist eine Anspielung auf die Ungnade, in welche der Verfasser bei der Königin Anna fiel, weil er das Mährchen von der Tonne geschrieben hatte, dessen man sich erinnerte, um ihm ein Verbrechen daraus zu machen, während man den Dienst vergessen hatte, welchen dieses Werk der hohen Geistlichkeit geleistet. Auch müssen wir darauf aufmerksam machen, daß die Verfassung und das System der öffentlichen Erziehung im Kaisertum Lilliput als Muster dargestellt ist, und daß das Verderben, welches am Hofe herrschte, erst von den letzten drei Regierungen sich herschrieb. Es war dies Swifts Ansicht über die englische Verfassung.

      In der Reise nach Brobdingnag hat die Satyre eine allgemeinere Anwendung und es ist schwer darin etwas zu finden, das sich auf die politischen Ereignisse und auf die Minister jener Zeit bezieht. Es ist hier die Ansicht, daß sich aus den Handlungen und Gefühlen des Menschen Wesen bildeten von einem kalten, berechnenden, philosophischen Charakter, und mit unendlicher Gewalt begabt. Der Monarch dieser Gnackskinder ist die Personifikation eines patriotischen Königs, der gegen alles Merkwürdige gleichgültig, gegen das Schöne kalt ist und an nichts Anteil nimmt, als an dem, was den allgemeinen Nutzen und das öffentliche Wohl betrifft. Die Intrigen und die Ärgernisse eines europäischen Hofes sind in den Augen eines solchen Fürsten eben so gehäßig in ihren Resultaten als verächtlich in ihren Motiven. Der Kontrast, den Gullivers Ankunft von Lilliput, wo er ein Riese gewesen war, bei einer Menschenrasse, unter welcher er nur ein Pygmäe ist, macht, ist von glücklicher Wirkung. Es kehren notwendig dieselben Ideen zurück; aber da sie sich durch die Rolle, welche der Erzähler spielt, umkehren, so ist es mehr eine Entwicklung, als eine Wiederholung.

      Über den Hof von Brobdingnag gibt es einige Stellen, die man auf die Ehrendamen am londoner Hofe hat anwenden wollen, vor welchen Swift, wie uns Delany erzählt, keine große Achtung hatte.

      Arbuthnot, der ein Gelehrter war, billigte die Reise nach Laputa nicht, in welcher er wahrscheinlich eine Verspottung »der königlichen Gesellschaft« erblickte; das ist gewiß, daß man darin einige Anspielungen auf die geachtetsten Philosophen jener Zeit findet. Man behauptet sogar, es finde sich darin ein Zug gegen Sir Isaak Newton. Der glühende Patriot hatte die Ansicht der Philosophen zu Gunsten der Kupfermünze von Wood nicht vergessen. Man meint, der Schneider, welcher, nachdem er die Gestalt Gullivers mit einem Halbkreise ausgemessen und sein Maß mit einer mathematischen Figur genommen hatte, ihm sehr schlecht gemachte Kleider bringt, sei eine Anspielung auf einen Irrtum des Buchdruckers, der durch Hinzufügung einer Ziffer zu einer astronomischen Berechnung Newtons über die Entfernung der Sonne von der Erde, diese zu einer unberechenbaren Höhe gesteigert habe. Swifts Freunde glaubten auch, die Idee des Schlägers (Flapper)3 ihm durch die beständige Zerstreuung Newtons eingegeben worden sei. Der Dechant sagte zu Dryden Swift: »Sir Isaak sei der allerungeschickteste Gesellschafter von der Welt und wenn man eine Frage an ihn stelle, so drehe und wende er sie zuvor im Kreise in seinem Hirn herum, ehe er darauf antworten könne.«4 (Wenn Swift dies erzählte, so beschrieb er zwei oder drei Kreise auf seiner Stirne.)

      Aber obgleich Swift den größten Philosophen seiner Zeit vielleicht mit Unehrerbietigkeit behandelt hat, und in mehreren seiner Schriften sehr wenig auf die Mathematik zu halten scheint, so ist doch die Satyre Gullivers mehr gegen den Mißbrauch der Wissenschaft, als gegen die Wissenschaft selbst gerichtet. Diejenigen, welche den Plan einer Akademie von Laputa entwerfen, werden als Menschen dargestellt, welche mit einem leichten Anstrich von Mathematik ihre mechanischen Pläne nach bloßer Laune oder aus Verkehrtheit des Verstandes vervollkommnen wollen. Zur Zeit Swifts gab es viele Leute dieser Gattung, welche die Leichtgläubigkeit der Unwissenden mißbrauchten, sie zu Grunde richteten und durch ihre Ungeschicklichkeit die Fortschritte der Wissenschaft hemmten. Bei der Verspottung dieser Projektmacher, der Einen als selbst getäuscht durch die Halbheit ihrer Kenntnisse, der Andern als wirkliche Betrüger, entlehnte Swift, der sie, seit sie seinen Oheim Godwin zu Grunde gerichtet hatten, verabscheute, viele Züge und vielleicht den ganzen Gedanken aus Rabelais (fünftes Buch, dreiundzwanzigstes Kapitel); wo Pantagruel die Beschäftigungen der Hofleute der Quintessenz, Königin von Entelecheria beobachtet.

      Swift spottet noch über die Lehrer der spekulativen Wissenschaften, die mit dem Studium dessen beschäftigt sind, was man damals physische und mathematische Magie nannte, ein Studium, welches, auf keinem soliden Grunde ruhend, von der Erfahrung weder hergenommen noch bestätigt wurde, sondern zwischen Wissenschaft und Mystizismus mitten inne schwamm; – dahin gehört die Alchymie, die Bereitung von bronzenen Figuren, die sprechen, von singenden Waldvögeln, von sympathetischen Pulvern, von Salben, die man nicht auf die Wunde legte, sondern an die Waffe, die sie hervorgebracht hatte, von Essenzfläschchen, mit welchen man ganze Morgen Landes düngen könnte, nebst andern ähnlichen Wundern, deren Kräfte die Betrüger anpriesen, die unglücklicherweise immer Leute fanden, die sich dadurch täuschen ließen. Die Maschine des guten Professors von Lagado, um den Fortschritt der spekulativen Wissenschaft zu beschleunigen und um Bücher über alle Gegenstände ohne die Hilfe von Geist und Kenntnissen zu verfassen, war eine Verspottung der von Raimundus Lullus erfundenen und von seinen weisen Erklärern vervollkommneten Kunst, oder des mechanischen Prozesses, vermöge dessen nach Cornelius Agrippa, einem der Schüler des Lullus, »jeder Mensch über irgend eine Materie sprechen und mit einer gewissen Anzahl großer Worte, Namen und Zeitwörter einen Satz mit viel Glanz und Feinheit längere Zeit behandeln könnte.«

      Der Leser konnte sich mitten in die große Akademie von Lagado versetzt glauben, wenn er die kurze und große Kunst der Erfindung und Beweisführung las, welche darin besteht, den Gegenstand, den man behandeln soll, einer aus verschiedenen feststehenden und beweglichen Zirkeln zusammengesetzten Maschine anzupassen. Der Hauptzirkel war fest, und man las darin die Namen der Substanzen und aller Dinge, die irgend ein Thema an die Hand geben konnten, in Ordnung aufgestellt, z.B. Gott, Engel, Erde, Himmel, Mensch, Tier usf. In diesem festen Zirkel war ein anderer beweglicher Zirkel angebracht, in welchem die von den Logikern sogenannten Akzidenzien5 aufgeschrieben waren, wie Quantität, Qualität, Relation usf. In andern Kreisen waren die absoluten und relativen Attribute zu sehen usw., mit den Frageformeln. Wenn man die Kreise so drehte, daß die verschiedenen Attribute auf die aufgestellte Frage zu stehen kamen, entstand dadurch eine Art mechanische Logik, welche Swift unstreitig im Auge hatte, als er die berühmte Bücherverfertigungsmaschine beschrieb.

      Man hat mehrmals versucht, durch diese Art zusammenzusetzen und zu folgern, die sogenannte Kunst der Künste auf die höchste Stufe der Vollkommenheit zu bringen. Kircher, der hundert verschiedene Künste gelehrt hat, hat die Maschine des Lullus verjüngt und vervollkommnet; der Jesuite Knittel hat nach demselben System das Compendium aller Wissenschaften und Künste verfertigt; Brunus hat nach demselben Plane die Kunst der Logik erfunden; und Kuhlmann setzt vollends in Erstaunen, wenn er eine Maschine ankündigt, die nicht nur die Kunst der allgemeinen Kenntnisse, oder das Hauptsystem aller Wissenschaften enthalten soll, sondern auch die Kunst, die Sprache zu erlernen, die Kunst der Auslegung, der Kritik, die Kunst die heilige und profane Geschichte, die Biographien aller Art zu lernen, die Bibliothek der Bibliotheken gar nicht zu zählen, welche die Essenz aller gedruckten Bücher enthält. Wenn ein Gelehrter in erträglichem Latein verkündete, alle diese Kenntnisse könne man mit Hilfe eines mechanischen Instruments, das viel Ähnlichkeit mit dem

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<p>3</p>

Derjenige, welcher beauftragt ist, die Ideen der Großen in Laputa wach zu erhalten.

<p>4</p>

Der Dechant erzählte auch von Newton, sein Diener sei einmal, nachdem er ihm angezeigt, daß das Mittagessen aufgetragen und lange auf ihn gewartet hatte, zurückgekommen, und habe ihn auf einer Leiter gefunden, die an einem Fach seiner Bibliothek stand, in seiner linken Hand ein Buch haltend, den Kopf auf seine Rechte gestützt und so in Betrachtung vertieft, daß er genötigt gewesen sei, nach dreimaligem vergeblichem Rufen ihn zu schütteln, um ihn aus seinen Betrachtungen aufzuwecken. Dies war allerdings das Amt eines »Schlägers.«

<p>5</p>

Akzidenzien nennt man die zufälligen, nicht regelmäßigen wiederkehrenden Einkünfte vorzugsweise der Geistlichen und Schullehrer. [Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 16-17.]