Gullivers Reisen. Джонатан Свифт

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Gullivers Reisen - Джонатан Свифт Klassiker bei Null Papier

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sich der Abbe Desfontaines entschädigt, indem er eine Fortsetzung der Reisen in einem, wie man leicht denken kann, von dem des Originals sehr verschiedenen Stile veröffentlichte.7 Auch in England hat man eine Fortsetzung von Gullivers Reisen (angeblich einen dritten Band) veröffentlicht. Es ist dies die unverschämteste Verbindung von Diebstahl und Verfälschung, die man sich jemals in der literarischen Welt erlaubt hat. Während man behauptet, diese Fortsetzung sei vom Verfasser des echten Gulliver, fand es sich, daß sie nicht einmal das Werk seines Nachahmers war, der nur ein ganz unbekanntes französisches Werk, die Geschichte der Severamben, abgeschrieben hatte.8

      Abgesehen von diesen Fortsetzungen mußte ein Werk, das ein so großes Aufsehen gemacht hatte, notwendig auf die Idee führen, es nachzuahmen, zu parodieren und zu erklären; es mußte notwendig einige Dichter begeistern, seinem Verfasser Lobsprüche und Satyren eintragen, kurz, es mußte Alles geschehen, was gewöhnlich einen solchen Triumph begleitet, selbst den Sklaven hinter dem Triumphwagen nicht ausgenommen, dessen rohe Beleidigungen den triumphierenden Autor daran erinnerten, daß er noch ein Mensch sei.

      Gullivers Reisen konnten die Gunst, in welcher der Verfasser am Hofe des Prinzen von Wales stand, nur vermehren. Man schrieb ihm sehr feine und sehr herzliche Briefe und viele Scherze über Gulliver, die Yahus und die Lilliputaner. Als Swift England verließ, hatte er die Fürstin und Mistreß Howard um ein kleines Geschenk gebeten, als Andenken an die Auszeichnung, die sie ihm vor einem gewöhnlichen Geistlichen zuzuerkennen schienen. Er hatte das Geschenk der Fürstin auf einen Wert von zehn Pfund Sterling und das Geschenk der Mistreß Howard auf eine Guinee bestimmt, die Fürstin versprach ein Geschenk in Denkmünzen, die sie aber niemals überschickte. Mistreß Howard, ihrem Worte getreuer, sandte Swift einen Ring und kündigte ihm ihn durch einen Brief an, auf den er im Namen Gullivers antwortete; Swift fügte zu der Antwort eine kleine goldene Krone hinzu, die das Diadem von Lilliput vorstellte. Die Fürstin geruhte, ein Stück Seide aus einer irischen Fabrik anzunehmen, aus dem sie sich ein Kleid machen ließ. In seinem Briefwechsel kommt Swift ein wenig allzuoft auf dieses Geschenk zurück. Alles schien darauf hinzudeuten, daß, im Fall der Fürst den Thron besteigen würde, Gulliver, um uns der Ausdrücke des Lord Peterborough zu bedienen, »seine Tanzschuhe nur mit Kreide zu bestreichen und auf dem Seile tanzen zu lernen brauche, um Bischof zu werden.«

IV

      Swift war von hoher Gestalt, kräftig und wohlgebildet. Er hatte blaue Augen, braune Farbe, schwarze dicke Augenbrauen, eine Adlernase, und seine Züge drückten die ganze Strenge, Unerschrockenheit und den ganzen Stolz seines Charakters aus. In seiner Jugend galt er für einen sehr schönen Mann und in seinem Alter war seine Gestalt, obgleich finster, immer noch edel und ehrfurchtgebietend. Er sprach in seinen Reden mit Wärme und Leichtigkeit; sein Talent zur Polemik war zu politischen Debatten so geeignet, daß die Minister der Königin Anna oft bedauern mußten, es nicht dahin gebracht zu haben, ihm einen Sitz auf der Bank der Bischöfe in der Pairskammer zu verschaffen. Die Regierung von Irland fürchtete seine Beredtsamkeit ebenso als seine Feder.

      Sein Betragen in Gesellschaft war gefällig und leutselig und nicht ohne originellen Anstrich; aber er wußte sich so gut in die Umstände zu fügen, daß seine Gesellschaft allgemein gesucht war.

      Als das Alter und die geringere Biegsamkeit seines Geistes dem Gleichmut seines Wesens schon Eintrag getan hatten, liebte man noch seine Unterhaltung. Man fand sie interessant nicht bloß durch seine Kenntnis der Welt und der Sitten, sondern auch durch den satyrischen Humor, mit welchem er seine Bemerkungen und Anekdoten würzte. Es war dies nach Orrery die letzte seiner Fähigkeiten, die er verlor; aber der Dechant selbst bemerkte, daß, je mehr sein Gedächtnis abnahm, er seine Geschichten öfter wiederhole.

      Seine Unterhaltung, seine witzigen Einfälle und spitzigen Antworten wurden als unvergleichlich betrachtet; aber wie es bei allen denen der Fall ist, die daran gewöhnt sind, die Unterhaltung despotisch zu beherrschen, legte ein unerwarteter Widerstand ihm zuweilen Stillschweigen auf.

      Er liebte sehr die Wortspiele. Eines der besten die vielleicht je gemacht worden, ist die Anwendung des Virgilischen Verses:

      »Mantua vae! miserae

      nimium vicina Cremonae«

      auf eine Dame, die mit ihrem Mantel eine cremoneser Violine auf den Boden geworfen hatte. Das Wortspiel, mit welchem er einen betagten Mann tröstete, der seine Brille verloren hatte, ist großartiger: »Wenn es die ganze Nacht fort regnet, werden Sie dieselbe unfehlbar morgen früh finden.«

      Nocte pluit tota, redeunt

      spectacula mane.9

      Seine Verlegenheit in einer besseren Sorte von Witzen wird durch mehrere Anekdoten bestätigt. Ein vornehmer Mann, dessen Betragen nicht das geordnetste war, hatte zur Devise genommen: »eques haud male notus.«

      Swift übersetzte diese Worte so: »So gut bekannt, daß ihm kein Mensch mehr traut.«

      Er hatte eine eigentümliche Neigung, Sprichwörter zu improvisieren. Er ging einst mit einigen andern Personen im Garten eines Mannes von seiner Bekanntschaft spazieren und als er sah, daß der Herr des Hauses nicht daran denke, ihnen Obst anzubieten, sagte Swift: einer der Sprüche seiner Großmutter sei gewesen:

      Always pull a peach,

      When it is in your reach.10

      und mit diesen Worten ging er der Gesellschaft mit seinem Beispiel voran.

      Ein andermal fiel ein Mann, mit dem er einen Spazierritt machte, in eine Pfütze:

      The more dirt,

      the less hirt.11

      sagte Swift zu ihm; der Mann stand auf, beinahe getröstet über seinen Fall. Er war ein großer Liebhaber von Sprichwörtern und wunderte sich, daß er das, welches der Dechant so eben so glücklich angewendet hatte, nicht kannte. Swift fand eine Unterhaltung darin, Sprichwörter zusammenzusetzen; sein Tagebuch an Stella beweist, mit welcher Leichtigkeit er die geringfügigsten Gegenstände in Reimen brachte, und seine Poesien beurkunden eine unerschöpfliche Fruchtbarkeit.

      Er hielt außerordentlich auf Reinlichkeit. Diese Gewohnheit ging bis in’s Grillenhafte. Er übte sich gern, namentlich im Fußgehen. Unsere modernen Fußgänger würden lachen über die Wette, die er einging, zu Fuß nach Chester zu gehen, und dabei täglich zehn Meilen zurückzulegen (es sind ungefähr zweihundert Meilen). Gleichwohl glaubt man, Swift habe sich zu sehr angestrengt und seine Gesundheit habe darunter gelitten. Er war ein ziemlich guter Reiter, ritt gern und war Pferdekenner: er wählte dieses edle Tier aus zum Sinnbild des sittlichen Verdienstes, unter dem Namen Huyhnhnm. Swift bewog seine Freunde, besonders Stella und Vanessa, Reitstunden zu nehmen; er machte ihnen beinahe eine Pflicht daraus. Beinahe in jedem Briefe spricht er davon, als von einer für seine Gesundheit wesentliche Sache, die durch Taubheit und apoplektische Zufälle sehr schwankend geworden war. Er war mit Scropheln behaftet, die vielleicht die Zerrüttung seines Geistes beschleunigten. Die eigentliche Ursache war indes eine Ansammlung von Wasser im Gehirn, wie es sich bei der Öffnung nach seinem Tode erwies.

      Die Wohltätigkeit des Dechanten erhob sich über die gewöhnliche Mildtätigkeit, und obgleich er immer eine gewisse Summe in verschiedenen Münzen bei sich trug, um sie an die zu verteilen, die ihm des Beistandes würdig schienen, so war sein Hauptzweck doch der, den wahrhaft Bedürftigen zu Hilfe zu kommen, ohne fürchten zu müssen, von Müssiggängern getäuscht zu werden. Er schrieb mehrere Abhandlungen über diesen Gegenstand. Man empfing

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<p>7</p>

Diese Fortsetzung hat den Titel: »Der neue Gulliver; das heißt, die Reisen Johann Gullivers, des Sohns vom Kapitän Lemuel.« Sie stehen mit dem Original in keiner engern Verbindung als Fenelons Telemach mit der Odyssee. Der Abbe Desfontaines hat die kühnen und unregelmäßigen Erdichtungen, die beißenden satyrischen Lehren, die einfache ins Einzelne gehende Darstellung Swifts vermieden. Johann Gulliver ist ein erdichteter Reisender, der kein Interesse einflöst, der in ein Land reist, in welchem die Frauen herrschen; in ein anderes, wo die Einwohner nur einen Tag leben; in ein drittes, wo die Häßlichkeit Liebe und Bewunderung einflöst. Obgleich Desfontaines hinter der anziehenden Originalität seines Musters weit zurückbleibt, so ist doch sein Werk nicht ohne Phantasie und Talent. Er richtete einen Brief an Swift wegen seiner Übersetzung: aber dieser nahm seine Entschuldigung über die Verstümmlungen und Veränderungen nicht an, die er an seinem Werke angebracht hatte, um es dem französischen Geschmacke anzupassen.

<p>8</p>

Gleich im Anfang des Jahres 1727 erschien der dritte Band von Gullivers Reisen ohne den Namen eines Buchdruckers, in demselben Format wie die Reisen, Der Verfasser läßt Gulliver eine zweite Reise nach Brobdingnag machen, aber obgleich er seinen Geist nicht besonders anstrengte, wird er doch bald seiner Verpflichtung, selbst zu erfinden, müde, und füllt den Rest des Bandes mit der Kopie einer erdichteten Reise, die französisch geschrieben und »Geschichte der Severamben« betitelt ist, und welche dem Schriftsteller Alletz zugeschrieben wird. Das Werk wurde in Frankreich und in den übrigen katholischen Reichen wegen der darin enthaltenen deistischen Ideen unterdrückt, und da es somit selten war, glaubte der Plagiarius, es ohne Gefahr als ein Originalwerk veröffentlichen zu können.

<p>9</p>

Brille heißt auf englisch »spectacles«.

<p>10</p>

Wenn man den Pfirsich erlangen kann, muß man ihn pflücken.

<p>11</p>

Je größer der Schmutz, desto leichter der Fall