Die schönsten Märchen von Hans Christian Andersen (Illustrierte Ausgabe). Hans Christian Andersen

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Die schönsten Märchen von Hans Christian Andersen (Illustrierte Ausgabe) - Hans Christian Andersen

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sie werden Dir passen, und es sieht gut aus, Uniform anzuhaben, wenn man in Gesellschaft ist!«

      »Ja freilich!« sagte Hjalmar, und war im Augenblick wie der niedlichste Zinnsoldat angekleidet.

      »Wollen Sie nicht so gut sein, sich in Ihrer Mutter Fingerhut zu setzen?« sagte die kleine Maus; »dann werde ich die Ehre haben, Sie zu ziehen!«

      »Gott, wollen sich das Fräulein selbst bemühen!« sagte Hjalmar; und so fuhren sie zur Mausehochzeit.

      Zuerst kamen sie unter dem Fußboden in einen langen Gang, der aber nicht höher war, als daß sie gerade mit dem Fingerhut dort fahren konnten, und der ganze Gang war mit faulem Holze illuminirt.

      »Riecht es hier nicht herrlich?« fragte die Maus, die ihn zog. »Der Gang ist mit Speckschwarten geschmiert! Es kann nichts Schöneres geben!«

      Nun kamen sie in den Brautsaal hinein. Hier standen zur Rechten alle kleinen Mäuse-Damen; die wisperten und pisperten, als ob sie einander zum Besten hätten. Zur Linken standen alle Mäuse-Herren und strichen sich mit der Pfote den Schnauzbart; mitten in dem Saale aber sah man das Brautpaar; es stand in einer ausgehöhlten Käserinde und küßte sich gar schrecklich viel vor Aller Augen, denn es war Verlobung und es sollte auch gleich Hochzeit sein.

      Es kamen immer mehr und mehr Fremde; die eine Maus war nahe daran, die andere todt zu treten, und das Brautpaar hatte sich mitten in die Thüre gestellt, so daß man weder hinaus noch herein gelangen konnte. Die Stube war ebenso wie der Gang mit Speckschwarten eingeschmiert, das war die ganze Bewirthung; aber zum Dessert wurde eine Erbse vorgezeigt, in die eine Maus aus der Familie den Namen des Brautpaares eingebissen hatte, das heißt: den ersten Buchstaben. Das war etwas Außerordentliches!

      Alle Mäuse sagten, daß es eine schöne Hochzeit sei, und daß die Unterhaltung sehr angenehm gewesen wäre.

      Dann fuhr Hjalmar wieder nach Hause; er war wahrlich in vornehmer Gesellschaft gewesen, aber er hatte auch sehr zusammenkriechen, sich klein machen und Zinnsoldatenuniform anziehen müssen.

      Freitag.

      »Es ist unglaublich, wie viele ältere Leute es giebt, die mich gar zu gern haben möchten!« sagte Ole Luk-Oie. »Es sind besonders Die, welche etwas Böses verübt haben.« »»Guter, kleiner Ole,«« sagten sie zu mir, »»wir können die Augen nicht schließen, und so liegen wir die ganze Nacht und sehen alle unsere bösen Thaten, die wie kleine häßliche Kobolde auf der Bettstelle sitzen, und uns mit heißem Wasser bespritzen; möchtest Du doch kommen und sie fortjagen, damit wir einen guten Schlaf bekämen;«« dann seufzten sie tief; »»wir möchten es wahrlich gern bezahlen; gute Nacht, Ole! das Geld liegt im Fenster!«« »Aber ich thue es nicht für Geld!« sagte Ole Luk-Oie.

      »Was wollen wir nun diese Nacht vornehmen?« fragte Hjalmar.

      »Ja, ich weiß nicht, ob Du diese Nacht wieder Lust hast, zur Hochzeit zu gehen; es ist eine andere Art, als die gestrige war. Deiner Schwester große Puppe, die, welche wie ein Mann aussieht und Hermann genannt wird, will sich mit der Puppe Bertha verheirathen. Es ist obendrein der Puppe Geburtstag, und deshalb werden sie sehr viele Geschenke bekommen!«

      »Ja, das kenne ich schon,« sagte Hjalmar. »Immer, wenn die Puppen neue Kleider nöthig haben, läßt meine Schwester sie ihren Geburtstag feiern oder Hochzeit halten; das ist sicher schon hundert Mal geschehen!«

      »Ja, aber in dieser Nacht ist es die hundertunderste Hochzeit, und wenn Hundertundeins aus ist, dann ist Alles vorbei! Deshalb wird diese so beispiellos schön. Sieh nur einmal!«

      Und Hjalmar sah nach dem Tische. Da stand das kleine Papphaus mit Licht in den Fenstern, und draußen davor präsentirten alle Zinnsoldaten das Gewehr. Das Brautpaar saß gedankenvoll, wozu es wohl Ursache hatte, auf dein Fußboden, und lehnte sich gegen das Tischbein. Aber Ole Luk-Oie, in der Großmutter schwarzen Rock gekleidet, traute sie. Als die Trauung vorbei war, stimmten alle Möbeln in der Stube folgenden schönen Gesang an, welcher von dem Bleistift geschrieben war; er ging nach der Melodie des Zapfenstreiches:

      Das Lied ertöne wie der Wind;

       Dem Brautpaar hoch! das sich verbind't:

       Sie prangen Beide steif und blind,

       Da sie von Handschuhleder sind!

       :,: Hurrah, Hurrah! ob taub und blind,

       Wir singen es in Wetter und Wind!«

      Und nun bekamen sie Geschenke, aber sie hatten sich alle Speisewaaren verbeten, denn sie hatten an ihrer Liebe genug.

      »Wollen wir nun eine Sommerwohnung beziehen oder auf Reisen gehen?« fragte der Bräutigam. Und da wurde die Schwalbe, die viel gereist war, und die alte Hofhenne, welche fünfmal Küchlein ausgebrütet hatte, zu Rathe gezogen. Die Schwalbe erzählte von den herrlichen warmen Ländern, wo die Weintrauben so groß und schwer hingen, wo die Luft so mild sei und die Berge Farben hätten, wie man sie hier nicht an ihnen kenne!

      »Aber unsern Braunkohl haben sie doch nicht!« sagte die Henne. »Ich war einen Sommer lang mit allen meinen Küchlein auf dem Lande; da war eine Sandgrube, in der wir umhergehen und kratzen konnten; und dann hatten wir Zutritt zu einem Garten mit Braunkohl! O, wie herrlich war der! Ich kann mir nichts Schöneres denken.«

      »Aber der eine Kohlstrunk sieht ebenso aus, wie der andere,« sagte die Schwalbe; »und dann ist hier gar oft schlechtes Wetter.«

      »Ja, daran ist man gewöhnt!« sagte die Henne.

      »Aber hier ist es kalt, und es friert!«

      »Das ist gut für den Kohl!« sagte die Henne. »Uebrigens können wir es auch warm haben! Hatten wir nicht vor vier Jahren einen Sommer, der fünf Wochen lang währte? es war hier so heiß, man konnte nicht athmen! Und dann haben wir nicht alle die giftigen Thiere die sie dort haben! Und wir sind von Räubern frei: Der ist ein Bösewicht, der nicht findet, daß unser Land das schönste ist! Er verdient wahrlich nicht, hier zu sein!« Und dann weinte die Henne und fuhr fort: »Ich bin auch gereist! Ich bin in einer Bütte über zwölf Meilen gefahren! Es ist durchaus kein Vergnügen beim Reisen!«

      »Ja, die Henne ist eine vernünftige Frau!« sagte die Puppe Bertha. »Ich halte auch nichts davon, Berge zu bereisen, denn das geht nur hinauf und dann wieder herunter! Nein, wir wollen hinaus vor's Thor in die Sandgrube ziehen und im Kohlgarten umherspazieren!«

      Und dabei blieb es.

      Sonnabend.

      »Bekomme ich nun Geschichten zu hören?« fragte der kleine Hjalmar, sobald Ole Luk-Oie ihn in den Schlaf gebracht hatte.

      »Diesen Abend haben wir nicht Zeit dazu,« sagte Ole Luk-Oie und spannte seinen schönen Regenschirm über ihm auf. »Betrachte nur diese Chinesen!« Und der Regenschirm sah aus, wie eine große chinesische Schale mit blauen Bäumen und spitzen Brücken und mit kleinen Chinesen darauf, die dastanden und mit dem Kopfe nickten. »Wir müssen die ganze Welt zu morgen schön aufgeputzt haben,« sagte Ole Luk-Oie; »es ist ja dann ein Feiertag, es ist Sonntag. Ich will nach den Kirchenthürmen hin, um zu sehen, ob die kleinen Kirchenkobolde die Glocken poliren, damit sie hübsch klingen! ich will hinaus auf das Feld und sehen, ob die Winde den Staub von Gras und Blättern blasen; und was die größte Arbeit ist, ich will alle Sterne herunter holen, um sie zu poliren.

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