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Hermes. Nicht doch, nein Bester, dies möchten wohl nicht alle verdient haben. Lass nun einmal diesen Groll und dieses wilde Wesen und nimm den Plutos zu dir, denn »unverwerflich ja sind«48 die Gaben des Zeus.
Plutos. Wirst du mir erlauben, Timon, dass ich mich gegenüber dir rechtfertige? Oder ist es dir zuwider, mich reden zu hören?
Timon. Rede, aber mach es kurz und bringe mir keine lange Einleitung, wie die Schufte von Volksrednern. Denn nur dem Hermes hier zu Gefallen will ich dich einen Augenblick anhören.
Plutos. (38) Eigentlich sollte ich mich recht ausführlich verteidigen dürfen, da du mir so vieles zur Last gelegt hast. Indessen wirst du schon selbst einsehen, dass ich dir kein Leid zugefügt habe, wenn du bedenkst, dass ich es war, der dir alles Angenehme verschaffte, Würde, Rang, Ehrenzeichen und was sonst noch zu einem genussreichen Leben gehört. Durch mich bist du der angesehene, der gefeierte Mann geworden, um dessen Gesellschaft sich alle bewarben. Haben aber deine Schmeichler dir übel mitgespielt, so bin ich ohne Schuld. Mir ist im Gegenteil von dir Unrecht geschehen, dass du mich so verächtlich den schlechtesten Menschen preisgegeben hast, welche dich lobten, berückten und in jeder Weise auf meinen Untergang hinarbeiteten. Am Ende hätte ich dich verraten, sagst du. Im Gegenteil aber habe ich dir vorzuwerfen, dass du auf alle Weise mich von dir triebest und mich endlich kopfüber aus dem Haus warfst. Dafür hat dir auch die hochverehrte Peneia deinen feinwolligen Mantel ausgezogen und diesen Ziegenpelz angelegt. Deswegen kann Hermes bezeugen, wie sehr ich den Zeus bat, mich nicht wieder zu einem Menschen zu schicken, der mir so feindselig begegnete.
Hermes. (39) Aber nun siehst du ja, Plutos, wie sehr er sich geändert hat. Mache dich also nur herzhaft an ihn. Du, Timon, grabe nur so fort, du aber, Plutos, mache, dass sich Thesauros ihm unter die Hacke legt. Er wird dir schon gehorchen, wenn du ihn rufst.
Timon. So muss ich dir also nachgeben, Hermes, und wieder reich werden. Denn was kann man machen, wenn man von den Göttern genötigt wird? Bedenke indessen, in welche Lage du einen alten Mann wirfst, der sich eben noch so glücklich fühlte und der nun, ohne etwas verbrochen zu haben, eine Masse Goldes annehmen soll, um einer Unzahl von Sorgen bei sich Raum zu geben.
Hermes. (40) Ertrage es, mein guter Timon, wenigstens mir zuliebe, so verdrießlich und unerträglich es dir auch sein mag, nur damit deine ehemaligen Schmarotzer vor Neid und Ärger bersten mögen. Ich fliege jetzt über den Ätna in den Himmel zurück.
Plutos. Der ist also fort. Ich höre wenigstens seinen Flügelschlag. Bleibe du einstweilen hier, Timon, ich will gehen und dir Thesauros herschicken. Oder grabe ihn vielmehr gerade selbst heraus. – Auf, goldener Thesauros, höre den Timon hier, füge dich ihm in die Hände, und lass dich heraufziehen! – Wohlan, Timon, schlage ein in den Boden, so tief du nur kannst. Ich verlasse euch nun.
Timon. (41) Nun denn, liebe Hacke, nimm dich zusammen und hole mir unverdrossen den Thesauros aus der Tiefe ans Tageslicht. Hilf, wundertätiger Zeus! Ihr guten Erdgeister und du, gewinnender Hermes, du! Woher diese Menge Goldes? Wache oder träume ich? O wenn ich erwachte und nur Kohlen fände! Doch nein, es ist Gold, geprägtes, glänzendes, gewichtiges Gold. Welch ein köstlicher Anblick!
O Gold, du schöne Augenlust der Sterblichen.49
Flammendem Feuer gleich
Leuchtest du in der Nacht50
– und bei Tag. So komm heraus, lieblichstes und reizendstes aller Dinge! Jetzt glaube ich gerne, dass auch Zeus einst zu Gold geworden ist.51 Welches Mädchen wollte nicht gerne einem so wunderbaren Regen, wenn er durch das Dach herabrieselt, ihren Schoß öffnen? (42) O Midas,52 o Kroisos, o all ihr Weihegeschenke zu Delphi, wie seid ihr doch so gar nichts gegen den Timon und seinen Reichtum! Der Perserkönig selbst kann sich nicht mit ihm messen. Dich, aber liebes Ziegenpelzchen, und dich, meine Hacke, werde ich, wie billig, dem Pan hier darbringen.53 Diese ganze Einöde will ich nun selbst kaufen und mir über Thesauros ein Türmchen bauen, das gerade groß genug sein soll, um mich allein zu beherbergen. Und wenn ich einmal gestorben bin, so soll es, denke ich, auch meine Grabstätte sein.54 Für mein ganzes übriges Leben aber gelte Folgendes als unverbrüchliches Gesetz: Jeden Menschen zu meiden, keinen zu kennen, alle zu verachten, die Worte Freundschaft, Gastrecht, Kameradschaft und Mitleid für leeres Geschwätz, das Erbarmen über einen Weinenden und die Hilfeleistung bei fremder Not für ein Verbrechen und für den Umsturz der guten Sitten zu halten. Einsam sei meine Lebensweise wie die der Wölfe, und keiner sei mein Freund als Timon.
(43) Jeder andere sei mir ein gefährlicher Feind und mich ihm zu nähern ein Freund, der Tag aber, da ich einen Menschen auch nur sehe, ein Unglückstag. Keine Botschaft sollen wir von ihnen annehmen dürfen, noch uns in irgendeinen Vertrag mit ihnen einlassen. Kurz, die Menschen sollen für uns ganz sein wie steinerne oder eherne Bildsäulen. Diese Wildnis aber sei die Grenze zwischen ihnen und uns. Stammes-, Zunft-, Gemeindegenossen und Vaterland seien uns hinfort frostige, leere Namen, die nur bei Schwachköpfen in Ehre stehen. Nur Timon allein soll reich sein und mit Verachtung aller Übrigen sich’s wohl sein lassen, fern von allen Schmeicheleien und allen zudringlichen Lobrednern. Den Göttern opfere er allein und verschmause allein das Opfermahl. Als sein eigener Nachbar und Angrenzer entschlage er sich aller Berührung mit andern. Und wenn es zum Sterben kommt, so nehme er allein von sich Abschied und setze sich selbst die Totenkrone auf.
(44) Sein liebster Name sei ihm »der Menschenfeind«, und die Merkmale seines Charakters seien: Härte, Grobheit, Groll, finsteres und ungeselliges Wesen. Sieht Timon einen Menschen in der Gefahr, im Feuer umzukommen, und hört ihn flehen, die Flamme zu löschen, so hat er mit Pech und Öl zu löschen. Und wenn in der Regenzeit einer von einem angeschwollenen Strom fortgerissen die Arme ausstreckt und um des Himmels willen bittet, sie zu fassen, so soll er ihm den Kopf hinabstoßen und das Auftauchen unmöglich machen. So könnte ihnen etwa Gleiches mit Gleichem vergolten werden. »Vorstehendes Gesetz hat in Antrag gebracht Timon; des Echekratides Sohn aus Kolyttos, und derselbe Timon hat es durch Abstimmung in seiner Volksversammlung bestätigen lassen.« – Gut. Dies gelte nun fortan als meine feste Vorschrift, worüber ich männlich wachen werde.
(45) Aber ich gäbe noch viel darum, wenn sie es alle wüssten, dass ich so reich geworden bin. Sie würden sich aufhängen vor Ärger. Doch was ist das? Wer kommt da herbeigerannt? Wahrlich, sie haben, wer weiß wie, Wind bekommen von meinem Gold und laufen nun mit Staub bedeckt und keuchend herbei. Was mache ich nun? Besteige ich diese Anhöhe, um sie mit Steinen zu vertreiben? Zwar kann ich von oben herab umso sicherer auf sie zielen, doch wird es besser sein, hier stehen zu bleiben und sie zu empfangen. Diesen ersten und letzten Bruch wollen wir in unser Gesetz machen und uns mit ihnen einlassen, um sie mit einer recht verächtlichen Behandlung desto empfindlicher zu kränken. Sieh da, wer ist denn der, der da allen voranläuft? Ach, Gnathonides,55 der schmeichelnde Mitesser, der mir unlängst, als ich ihn um eine Unterstützung ansprach, wiewohl er sonst mit mir ganze Fässer – gespien hat. Schön dass er kommt, dem will ich’s nun zu allererst einschenken.
Gnathonides. (46) Sag ich’s nicht: Die Götter werden den braven Timon nicht vergessen! Guten Tag, schönster, liebster Timon. Wie steht’s, altes Zechbrüderchen?
Timon. Auch guten Tag, Gnathonides, du gefräßiger alter Geier und Heillosester der Menschen.
Gnathonides. Du liebst immer noch das Scherzen. Allein – wo wird denn gespeist? Ich habe ein nagelneues Lied, ganz frisch gedichtete Dithyramben56 mitgebracht.
Timon. Komm, du sollst mir