G. K. Chesterton: Krimis, Aufsätze, Romane und mehr. Гилберт Кит Честертон

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G. K. Chesterton: Krimis, Aufsätze, Romane und mehr - Гилберт Кит Честертон

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verrrstecken Sie sich in eine Zzigarrenkiste!«

      Der Präsident schien des Ausländers inkohärente Satire mit Humor aufzufassen.

      »Das können Sie doch nicht gut behaupten, Gogol«, sprach er – väterlich. »Wer immer uns zuhörte, wie wir auf dem Balkon unsern Stuß daherredeten, der schaut uns nicht im geringsten nach, wohin wir jetzt etwa gehen. Wenn wir aber zuerst hierhergekommen wären, hätten wir die ganze Polizei am Schlüsselloch. Sie haben eben keine Ahnung von den Leuten.«

      »Ich sterrbe fürrr sie«, schrie der Pole ungeheuer aufgebracht. »Und ich verrnichte ihrre Errrpresser. Ich verrstecke mich nicht. Ich werrfe auf den Tyrannen auf dem offenen Platz.«

      »Ja ja ja ja«, sagte der Präsident und nickte wohlwollend und nahm am Kopfende der Tafel seinen Sitz ein, »erst sterben Sie für die Menschheit und dann vernichten Sie ihre Erpresser. Sehr richtig. Und nun möchte ich Sie bitten, Ihre schönen Sentiments zu kontrollieren und mit den andern Herren an diesem Tische Platz zu nehmen. Es ist das erstemal heute morgen, daß etwas Vernünftiges geredet werden soll.«

      Syme setzte sich mit jener voreiligen Bereitwilligkeit, die er schon bei allen früheren Aufforderungen gezeigt – zuerst. Gogol – als Letzter; indem er etwas wie »Ggombrommiß« in seinen braunen Bart nuschelte. Keiner – Syme ausgenommen – schien auch nur die leiseste Ahnung zu haben von dem, was nun kam. Und Syme selber, der fühlte nicht viel mehr als wie ein Mensch, der aufs Gerüst steigt, um eine gute Rede zu reden – um jeden Preis …

      »Kameraden«, sprach der Präsident, und war mit einem Male aufgesprungen, »wir haben diese Farce nun lang genug ausgesponnen. Ich habe Sie hierher zusammenberufen, Ihnen etwas so Einfaches – so Ungeheuerliches zu sagen, daß sogar die Kellner oben im Hause (die doch längst gegen - unsere Litaneien abgehärtet sind) – daß sogar die etwas Neues, etwas Ernsthafteres aus meiner Stimme heraushören würden. Kameraden! Wir haben da Pläne diskutiert und Plätze mit Namen genannt. Ich beantrage, daß in dieser unserer heutigen Versammlung-keine Silbe mehr über all die Pläne und Plätze weiter beraten wird, sondern daß alles dieses in die Gewalt eines zuverlässigen Mitglieds aus uns gegeben wird … eines zuverlässigen Mitglieds – ich schlage vor: Kamerad Samstag, Dr. Bull – –«

      Alle starrten ihn an. Und dann starrten alle von ihren Plätzen aus den nächsten Worten entgegen, die, wenn auch nicht laut, so doch von einer wilden sensationellen Emphase waren. Sonntag schlug mächtig auf den Tisch.

      »Keine Silbe mehr über die Pläne und Plätze in dieser unserer heutigen Versammlung! Nicht die einzelste Einzelheit mehr über alles, das wir meinen, daß wir tun müssen! Nicht die einzelste Einzelheit mehr fortab in dieser Gesellschaft!« Sonntag hatte sein Leben darangesetzt, seine Gefährten bestürzt zu machen. Es war gerad, als ob er sie niemals, nie bis jetzt bis zu einem solchen Grad von Bestürzung hinaufzutreiben vermocht hätte. In Fiebern warfen sie sich alle auf ihren Plätzen hin und her. Nur Syme nicht. Nur der nicht. Der saß vielmehr ganz steif da, die Hand in der Tasche und am Kolben seines geladenen Revolvers. So wie der Handel nun losging, wollte er sein Leben so teuer wie möglich verkaufen. Und nicht zuletzt wollte er ausfindig machen, ob der Präsident – sterblich war.

      Sonntag sprach leichthinfließender:

      »Sie werden wahrscheinlich alle verstehen, daß da ein guter Grund sein muß, um zu verbieten, daß in dieser Freiheitsversammlimg noch ein freies Wort gesprochen wird. Wenn uns Fremde hören, macht das gar nichts. Die meinen höchstens, wir machen einen Jux. Aber was etwas machen würde, was bis auf den Tod etwas machen würde, das ist: wenn gegenwärtig unter uns hier einer wäre, der keiner von uns wäre, der teil hätte an unsern schweren Plänen und sie aber nicht teilt, der – –«

      Da schrie der Sekretär wie ein Weibsstück auf: »Das kann nicht sein, das kann nicht sein!« schrie er – und hopste und hopste. »Hier kann keiner – –«

      Der Präsident schlug mit der flachen Hand auf den Tisch als wie mit der Flosse eines Riesenfisches.

      »Ja«, sagte er langsam, »es befindet sich ein Spion hier im Zimmer. Es ist ein Verräter hier an diesem Tisch. Ich will gar keine Worte mehr verlieren. Sein Name ist – –«

      Syme sprang halb auf, den Finger am Drücker – »Sein Name ist Gogol«, sprach der Präsident. »Der haarige Humbug, der vorgibt ein Pole zu sein.«

      Gogol sprang auf – eine Pistole in jeder Hand. Im selbigen Augenblick aber hatten ihn drei Männer bei der Gurgel. Sogar der Professor hatte einen Anlauf genommen, aufzuspringen … Nur Syme sah wenig von der Szene. Der war wie erblindet – von einem barmherzigen Dunkel. Der war schaudernd auf seinen Sitz zurückgesunken. Wie von einem Schlagfluß der Erleichterung getroffen …

       Professor de Worms führt sich unsagbar auf

       Inhaltsverzeichnis

      »Niedersetzen!« schrie Sonntag mit einer Stimme wie nur einmal oder zweimal in seinem ganzen Leben – einer Stimme, die gezückte Schwerter sinken machte.

      Die drei, die Gogol angepackt hatten, und der sogenannte Gogol selber, saßen wieder nieder.

      »Und nun, Mann«, sprach der Präsident scharf, schneidend, und so zu ihm wie zu einem total Fremden, »tun Sie mir den Gefallen und fahren Sie mit der Hand ein bißchen in Ihre obere Westentasche und zeigen, bitte, was Sie da haben?« Der besagte Pole wurde ein wenig blaß unter dem Tang seines Dunkelhaars und fuhr aber anscheinend ganz kaltblütig mit zwei Fingern in die inkriminierte Tasche und packte eine lange schmale blaue Karte aus. Wie Syme die auf dem Tisch liegen sah, wachte er neu zu allem äußern Leben auf. Denn obschon die Karte am andern Ende des Tisches lag und er nichts vom Aufdruck lesen konnte, hatte sie eine auffallende Aehnlichkeit mit der blauen Karte in seiner eigenen Tasche, mit jener, die er erhalten hatte, als er der antianarchistischen Konstablerarmee beigetreten war.

      »Pathetischer Slawe«, sprach der Präsident, »tragischer Polensohn, wollen Sie angesichts dieser Karte leugnen, daß Sie in dieser unserer Gesellschaft – sagen wir de trop sind?«

      »Durchaus nicht!« sprach der ehemalige Gogol. Und das warf dich fast von der Bank: daß du mit einemmal ein ganz reines, kaufmännisches, ja irgendwie sogar Londoner Idiom hörtest – aus jenem Wald von fremdländischen Haaren. Das war so umwerfend, als ob ein Chinese plötzlich schottischen Dialekt gesprochen hätte.

      »Ich vermute, daß Sie sich über Ihre Situation absolut klar sind.«

      »Absolut richtig vermutet«, sagte der Pole. »Ich weiß, daß ich in einer vertrackten Klemme bin. Aber alles, was ich zu sagen habe, ist: ich glaube nicht, daß irgendein Pole meinen Akzent so gut gemeistert hätte als wie ich.«

      »Gebe ich gern zu«, sagte Sonntag. »Ihr Akzent war unübertrefflich – ich versteh mich ein bißchen darauf. Werden Sie mit Ihrer Karte da Ihren Bart weiter belassen?«

      »Nicht im geringsten«, versetzte Gogol, und riß mit einem Finger die ganze zottige Maskerade herab – und dahinter kam ein dünnes rotes Haar und eine blasse impertinente Visage zum Vorschein. »Das war heiß«, fügte er hinzu.

      »Das Recht muß man Ihnen lassen«, sagte Sonntag und sagte es mit etwas wie einer brutalen Bewunderung im Ton, »daß Sie hübsch kalt darunter waren … Aber nun hören Sie mich an. Sie gefallen mir – ich habe Sie gern. Das heißt: es würde mich dritthalbe Minuten lang sehr verdrießen, wenn ich erfahren

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