G. K. Chesterton: Krimis, Aufsätze, Romane und mehr. Гилберт Кит Честертон

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G. K. Chesterton: Krimis, Aufsätze, Romane und mehr - Гилберт Кит Честертон

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ihr werdet mich nicht verachten darum, daß ich direkt blau vor Angst war!«

      »Alle blauen Teufel in die blaue Hölle!« sprach Syme, »die zu meiner blauen Angst beisteuerten! Aber der fürchterlichste Teufel waren Sie, Bull, mit Ihren infernalischen Brillengläsern!«

      Der junge Mann lachte und war entzückt.

      »War das nicht ne Lumperei?« sprach er. »Blödsinnig einfache Idee – und nicht einmal meine eigene. Ich hatte nicht soviel Grütze. Sehen Sie, ich wollte dem Detektivdienst beitreten, und speziell der Anti-Dynamithelden-Kompagnie. Aber zu diesem Zweck wird verlangt, daß man sich als ein Dynamitheld geriert. Und alles schwor bei allen Teufeln, daß ich nie wie ein solcher aussehen würde. Alles sagte, mein Gang schon hätte so etwas Respektables. Und von hinten säh ich gar gleich wie die Britische Konstitution aus. Alles sagte, ich wär zu gesund und wär zu optimistisch, wär zu zuverlässig und wär zu wohlwollend. Alles nannte mich alles nur mögliche auf der Londoner Kriminalpolizei. Sagte: jaa, wenn ich ein Verbrecher geworden wäre! Dann hätte ich mein Glück machen können, indem ich doch so ehrlich und redlich ausschaue. Aber da ich nun schon einmal das Unglück hätte, ein ehrlicher und redlicher Mann zu sein, so hätte ich wohl nicht viel Chancen, je wie ein Verbrecher auszusehen. Aber zuletzt brachte man mich vor einen alten Götzen, der riesengroß war, ja, von dem man überhaupt das letzte Ende über die Schultern hinaus nicht vermutete. Und da ging die Rede der andern – hoffnungslos. Einer meinte, ob ein buschiger Bart vielleicht mein niedliches Lächeln zu verbergen imstande wäre. Ein anderer wieder, man müßte höchstens mein Gesicht schwärzen, dann säh ich wenigstens nach einem Neger-Anarchisten aus. Aber der alte Kerl, der fuhr – tschupp! – auf eine wunderbare Weise mit einer wunderbaren Bemerkung dazwischen. »Zwei angeräucherte Brillen tuns!« – und fertig. »Seht ihn euch jetzund an. Sieht er nicht aus wie ‘n Laufbursche? Setzt ihm erst zwei angeschwärzte Brillen auf – und alle Kinder werden aufkreischen, sowie sie ihn nur sehn.« Und so wars, bei Sankt Georg! Sowie meine Augen bedeckt waren, entstellte mich alles andere – mein Lächeln, meine strotzenden Schultern, mein kurzes Haar – zu einem perfekten kleinen Teufel. Wie ich schon sagte, war das blödsinnig einfach – nachdem es getan war. Wie ‘n Mirakel. Aber das wahrhaft Mirakulöseste war das nicht. Das war vielmehr ein anderes, höchst bedenkliches Ding, das mir immer und immer und immer wieder im Kopf herumgeht.«

      »Was war das?« fragte Syme.

      »Ich will es Ihnen sagen«, antwortete der Bebrillte. »Jener Riesenriese von einem Kerl auf der Polizei, der mich sofort richtig einschätzte und vom Fleck weg wußte, daß mir nur Brillen – vom Kopf bis zu den Socken – passen würden, der hat mich – bei Gott! – überhaupt mit keinem Auge sehen können!«

      Syme sah ihn blitzschnell an.

      »Wieso?« fragte er. »Ich dachte doch, Sie sprachen mit ihm?«

      »Tat ich auch«, sagte Bull strahlend, »aber wir sprachen uns in einem zappendustern Raum, so wie ‘n Keller und so kühl wie ‘n Keller. Was? Das hätten Sie in Ihrem ganzen Leben nicht vermutet?«

      »Das hätt ich mir niemals vorstellen können!« sprach Syme schwer.

      »Wirklich etwas absolut Neues!« sprach der Professor.

      Der neue Alliierte war in praktischen Dingen ein rechter Wirbelwind. Auf dem Auskunftsbureau verlangte er mit geschäftsmäßiger Kürze die Züge nach Dover. Und kaum hatte er Auskunft erhalten, packte er die ganze Gesellschaft in einen Fiaker und bugsierte sie und sich selber in einen Eisenbahnwaggon, noch ehe sie diesen atemlosen Prozeß eigentlich ganz begriffen hatten. Und eh die Unterhaltung wieder einigermaßen in Fluß kam, war man auch schon auf dem Boot nach Calais.

      »Ich hatte es schon so arrangiert«, explizierte er, »daß ich zum Lunch in Frankreich wäre. Aber ich bin entzückt, daß ich nun noch welche weiß, die mich nicht alleine lunchen lassen werden. Sie sehen, mir lags ob, dieses Biest von einem Marquis mitsamt seiner Bombe hier herüberzuschicken: weil nämlich der Präsident ein Auge auf mich hatte – obgleich Gott wissen mag, warum. Ich will Ihnen die Geschichte eines schönen Tags schon erzählen. Eine wahnsinnige Geschichte. So oft ich dem Präsidenten ausrücken wollte, sah ich ihn irgendwo, lächelte er entweder aus dem Erkerfenster eines Klubs auf mich herab oder zog seinen Hut vor mir von hoch oben auf einem Omnibus. Ich sage Ihnen, Sie können sagen was Sie wollen, aber der Bursche hat sich dem Teufel verkauft. Der kann auf sieben Plätzen auf einmal sein.«

      »Also ich verstehe, Sie schickten den Marquis bereits auf die Reise?« fragte der Professor. »Aber wann? Schon sehr lange? Haben wir noch Zeit? Kriegen wir ihn noch?«

      »Jawohl«, antwortete der neue Führer. »Ich hab schon alles so eingerichtet. Er wird noch in Calais sein, wenn wir ankommen.«

      »Ja, aber wenn wir ihn nun in Calais kriegen?« sprach der Professor, »was werden wir dann tun?«

      Bei dieser Frage geriet der Dr. Bull zum erstenmal aus seiner Contenance. Er dachte ein kleines nach und sagte dann:

      »Rein theoretisch – möchte ich vorschlagen – müßten wir die Polizei rufen.«

      »Aber ich nicht«, sprach Syme. »In Praktizierung solcher Theorie wär der erste, der aufgeschmissen wäre – ich. Ich versprach einem armen Burschen, einem wirklichen modernen Pessimisten, auf mein Ehrenwort, daß ich nichts der Polizei sage. Ich bin zwar kein Kasuistiker, aber einem modernen Pessimisten breche ich mein Wort auf keinen Fall. Das wär, als ob ich einem kleinen Kinde mein Wort bräche.«

      »Ich sitze in derselben Tinte«, sprach der Professor. »Ich versuchte es schon der Polizei anzuzeigen, aber ich konnte es nicht … mich bedrückt nämlich ein zu blödsinniger Eid. Sie sollen wissen, daß ich, als ich noch Schauspieler war, durch die Bank ein Luder war. Ein Meineid, ein Hochverrat – das ist das einzige Verbrechen, das ich noch nicht begangen habe. Wenn, – dann soll ich den Unterschied zwischen Recht und Unrecht nicht mehr kennen!«

      »Ich bin mit all solchem fertig«, sprach Dr. Bull. »Und ich habe mich entschlossen. Ich gab mein Versprechen dem Sekretär – Sie kennen ihn. Dem Mann, der die eine Wange hinauf-und die andere hinablacht. Liebe Freunde, dieser Mann ist der unglücklichste Mensch, den die Erde je getragen. Mags von wegen seiner schlechten Verdauung sein oder von wegen seinem Gewissen, sei’s, daß es seine Nerven sind oder seine Philosophie des Universums – er ist auf jeden Fall verdammt und hat die Hölle schon auf Erden! Und also – also kann ich mich nicht gegen einen solchen Mann wenden und ihn zu Tode hetzen. Das war gleichbedeutend mit – mit dem Aussatz geschlagen werden. Das mag verrückt von mir sein, aber so fühl ichs nun einmal. Punktum. Streusand drauf.«

      »Ich würde mir das. nicht erlauben und Sie deswegen für verrückt halten«, sprach Syme. »Ich wußte übrigens, daß Sie sich so entscheiden würden, wenn Sie erst – –«

      »Hm?« sprach Dr. Bull.

      »Wenn Sie erst mal Ihr Brillenzeug abgelegt haben würden.«

      Dr. Bull lächelte ein wenig und schlenderte dann quer über Deck – die See im Sonnenlicht zu betrachten. Dann kehrte er um und kam wieder zurück, nicht das mindeste auf seine Stiefelabsätze acht habend … und ein einträchtiglich gesellig Schweigen überfiel die drei Herren.

      »Tjaja«, sprach Syme, »es scheint, wir sind alle drei von derselben Moral oder Unmoral. So haben wir – zu dritt – auch ein besseres Einsehen in die Tatsache, die daraus resultiert.«

      »Jawohl«, stimmte der Professor bei, »Sie haben absolut recht. Und wir müssen schnell – schnell machen. Ich seh Frankreich schon die graue Nase in die Luft recken.«

      »Die

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