Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman. Karin Bucha
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»Das verstehe ich nicht. Was habe ich mit dem Testament und Ihrem Auftrag zu schaffen?«
»Sehr viel«, erwiderte Wendler zurückhaltend. »Sie haben Petra Eckhardt beschuldigt, einen lockeren Lebenswandel geführt zu haben oder noch zu führen. Dafür sollen Sie jetzt einstehen. Sie wären in dem anzustrebenden Prozeß der wichtigste Zeuge.«
Danach blieb es vorübergehend still. Sprenger war aufgestanden und ein paarmal in dem schmucklosen Raum auf und ab gegangen. Plötzlich blieb er vor Helmuth stehen.
»Ich habe einen großen Fehler begangen.« Er holte ein paarmal tief Atem, als sei er nach langem Kampf zu einem festen Entschluß gekommen, und fuhr fort:
»Was ich seinerzeit in der ersten Aufregung verlauten ließ, war nicht fair von mir. Ich hatte damals den Kopf verloren durch den unverhofften Tod Jost Eckhardts, sonst wäre mir das Geständnis niemals über die Lippen gekommen. Es lag durchaus nicht in meiner Absicht, Petra zu schaden.«
Helmuth war von dieser Erklärung so überrascht, daß er schnell einwarf:
»Dazu ist es aber jetzt zu spät.« Ein förmliches Lächeln umspielte Helmuths Mund. »Es geht nicht mehr um Ihre Person und die zweifelhafte Rolle, die Sie als Freund gespielt haben, es geht um die bestehende Tatsache, und die können Sie doch nicht mehr ableugnen…?«
»Und wenn ich es doch täte?« warf Sprenger mit Spannung ein.
»Sie wollen damit andeuten, daß Sie widerrufen? Daß Sie Petra Eckhardt zu Unrecht beschuldigt haben?«
Widerrufen? überlegte Sprenger. »Sie haben mich nicht recht verstanden. Ich bereue, damals nicht ritterlich an Petra gehandelt zu haben. Man stellt die Frau nicht bloß, die man liebt. Ich will mit der Sache nichts zu tun haben.«
Helmuths aufkeimende Hoffnung sank in sich zusammen. Kühl beobachtete er Sprenger und machte eine unwillige Handbewegung.
»Die Sache läuft Ihnen nach. Sie verstehen mich, und ich verstehe sie. Sie lassen den Verdacht an Petra Eckhardt hängen, wollen aber nicht als Zeuge auftreten. Nun, man wird Sie trotzdem vorladen. Frau Leontine Eckhardt wird sich aber damit vertraut machen müssen, daß Ihre Prozeßgründe sehr zweifelhaft sind.«
»Frau Leontine Eckhardt legt großen Wert darauf, daß Petra als Erbin ausgeschaltet wird?« fragte Sprenger lauernd.
»Wie ich die Sache beurteile, legt sie Wert darauf, das Testament zu erfüllen. Petra Eckhardt wird nur Erbin, wenn sie der Familie würdig ist.«
In Sprenger brannte die Sehnsucht nach Petra und der Zorn, von ihr mißachtet zu werden. Nichts konnte er weniger verzeihen, als verschmäht worden zu sein, noch dazu von der Frau, die er begehrte, wie er noch keine Frau begehrt hatte. Er hatte sich in diese Leidenschaft verstrickt, und nun war es ihm gleichgültig, wie er ans Ziel gelangte, wenn er nur endlich weiterkam, nur einen armseligen Schritt weiter!
»Es gibt noch einen anderen Weg: den außergerichtlichen Vergleich«, sagte Sprenger nun. »Machen Sie Frau Eckhardt den Vorschlag, von dem Prozeß abzusehen. Sie soll Petra eine Entschädigung zahlen, meinetwegen auch nicht, das ist Sache der Witwe. Ich werde mir jedenfalls die größte Mühe geben, Petra für mich zu gewinnen. Ich lege keinen Wert auf das Geld, um das jetzt ein Streit entbrennt. Mir geht es um Petra. Sie sind ehrlich zu mir, deshalb will ich es auch zu Ihnen sein.«
Helmuth überlegte. Er sah ein, daß er so nicht weiterkam. Was er erreicht hatte, befriedigte ihn nicht.
Er erhob sich.
»Ich will versuchen, mit Frau Eckhardt in Verbindung zu treten. Sie befindet sich auf einer Erholungsreise.«
Ein neuer Gedanke durchschoß Sprenger. Lebhaft wandte er sich an Dr. Wendler.
»Lassen Sie mich die Sache mit Frau Leontine Eckhardt regeln.«
»Regeln?« fragte Helmuth ungläubig. »Sie können sich höchstens mit ihr in Verbindung setzen und ihre Meinung hören. Im Interesse aller Beteiligten würde ich mich freuen, wenn Frau Eckhardt ihren Plan fallenließe. Ich danke Ihnen für Ihre Auskünfte.«
Helmuth Wendler ging zur Tür. Sprenger stand ein paar Sekunden unschlüssig.
»Und die Adresse?« fragte er.
»Die müssen Sie sich in der Villa Eckhardt holen. Ich bekomme ja selbst erst Nachricht.«
»Danke.«
Mit einem flüchtigen Händedruck und einer höflichen Verneigung trennten sie sich.
Helmuth grübelte auf dem Weg, der ihn wieder zurück zum Bahnhof führte, über den Erfolg seines Besuches nach.
Sprenger gefiel ihm nicht so recht. Wenn er nun doch gelogen hatte? Wenn er nun um diese Klausel gewußt hatte und absichtlich die junge Frau verdächtigte?
Was tun?
Da fiel ihm Nikolaus Eckhardt ein. Es reizte ihn, diesen Mann kennenzulernen, der einen Prozeß ablehnte, obgleich seine Mutter ihn schleunigst wünschte.
Sein nächster Besuch würde also Nikolaus Eckhardt gelten.
Mit diesem Entschluß setzte er seinen Weg fort.
*
Über alle Erwartungen hatte Petra die erste Nacht unter dem ihr noch fremden Dach gut zugebracht.
Als Lorchen am Morgen zu ihr hereingestürmt kam, stand sie fertig angezogen am Fenster und fing das Kind in ihren Armen auf.
»Nun, Lorchen, wollen wir zu Tante Beate gehen?« fragte sie lächelnd.
Hand in Hand traten sie aus dem Zimmer und liefen Beate direkt in die Arme.
»Eben wollte ich euch holen«, sagte sie herzlich. »Nikolaus erwartet uns schon. Er hatte Sorge, daß ihr den Weg ins Frühstückszimmer nicht finden könntet. Bevor er in die Werke fährt, will er dich sprechen, Petra.«
Leonore sprang voran, und Beate schob ihren Arm unter den der jungen Frau.
»Du siehst heute besser aus«, meinte sie, einen forschenden Blick in Petras Gesicht werfend. »Trotzdem bist du immer noch durchsichtig blaß. Ich hoffe, daß das bald anders wird, Kind.«
Petra lächelte und rieb sich die Wangen.
»Ich hoffe es auch, Tante Beate. Jedenfalls will ich mir sehr viel Mühe geben«, scherzte sie.
Nikolaus stand abwartend neben dem Frühstückstisch und blätterte in der Morgenzeitung. Beim Eintritt der beiden Frauen legte er sie rasch aus der Hand und kam auf Petra zu.
»Guten Morgen, Petra. Gut geschlafen?«
»Danke, Nikolaus, sehr gut«, antwortete sie und legte die feine Hand in die seine. »Du willst mich sprechen?«
»Ja. Doch das hat Zeit bis nach dem Frühstück. Jetzt muß ich erst meine Kleine begrüßen.«
Und er hob Leonore