EAT LOCAL(s) - Rate, wer zum Essen kommt. Danny King
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»Aha«, sagte sie bloß.
»Also, wie weit ist es noch?«, fragte Sebastian.
Vanessa wollte die Überraschung nicht verderben. »Nicht weit.«
»Gibt es da vielleicht was zu essen? Ich bin am Verhungern.«
»Das könnte gut möglich sein«, spannte sie ihn auf die Folter.
Mick und Nick sahen zu, wie Vanessas Jaguar vom Parkplatz rollte und in der Nacht verschwand, bis nichts als ein fernes Brummen im Wind mehr davon übrig war.
»Coole Karre«, bemerkte Mick.
»Coole Frau«, ergänzte Nick und nahm einen Schluck aus der fast leeren Dose, bevor er sie seinem Bruder zurückgab.
Mick leerte den Bodensatz und nickte zustimmend.
»Da würd' ich nicht Nein sagen«, urteilte er mit Kennermiene.
Kapitel 5
Boniface hatte seit fünfzehn Minuten kaum eine Atempause gemacht. Er wusste, dass seine einzige Möglichkeit, den anderen so etwas wie ein Zugeständnis abzuringen, darin bestand, ihnen gnadenlos auf die Nerven zu fallen. Glücklicherweise war er dazu nicht nur bereit, er war schon als Nervensäge geboren worden. Seine Mutter hatte ihm von klein auf versichert, mit seinem Naturell könne er jeden Sonnentag verdunkeln. In gewisser Hinsicht hatte sie damit recht gehabt. In anderer Hinsicht hatte sie sehr falsch gelegen.
Er konnte das Gesicht seiner Mutter immer noch vor sich sehen. Es war auf ewig in seinen Verstand geätzt. Aber er sah sie nicht so, wie andere Söhne ihre Mütter sahen: strahlend und lachend und faltig und warm. Er sah sie als einen Kopf auf einem Spieß, aufgestellt auf dem Bollwerk des Feindeslagers, ebenso wie der Rest seiner Familie. Er war als einziger der Axt entkommen und in den Wald geflüchtet wie ein Feigling oder ein Dieb. Er hatte einen aussichtslosen Kampf und den ehrenhaften Tod gegen ein schändliches Leben eingetauscht, doch es war ein wohlüberlegter Tausch gewesen. Sich unnötig zu opfern hätte seiner ausgelöschten Familie keine Wiedergutmachung gebracht, also war er gerannt; weg von den Klingen, weg von dem Gemetzel und weg von den Seinen, um sich im Wald zu verstecken.
Aber Boniface war nicht entkommen. Er war lediglich vom Regen in die Traufe gestolpert, denn am Rande der Schlacht lauerte ein noch schrecklicherer Feind; einer, der nicht nur den Tod, sondern ewige Verdammnis verhieß. Normalerweise hätte Boniface gegen eine solche Bestie nicht die geringste Chance gehabt, aber das Schicksal hatte sich des armen Teufels erbarmt und andere Pläne für ihn offenbart. Das Monster, das auf Boniface lauerte, war nämlich nicht der grausame, unaufhaltsame Unhold aus den Legenden; es war vielmehr ein vernunftbegabtes Wesen, das den Tod fast ebenso sehr hasste, wie es ihn hervorbrachte.
Der Duke nahm nur, was er brauchte, und tötete nie aus Jagdlust. Seine bevorzugte Taktik war es, Truppen in den Kampf zu folgen und aus den tödlich Verwundeten am Rand des Schlachtfeldes seine Wahl zu treffen. Für ihn erfüllte dieses Vorgehen einen dreifachen Zweck: Es verschonte die Lebenden, es erlaubte ihm, sich unbemerkt satt zu trinken, und es war ungefährlicher als diejenigen anzugreifen, die noch ein Schwert schwingen konnten.
Er hatte vielleicht mehr Menschen getötet als die Pest, aber tief im Inneren war der Duke immer noch eine ehrbare Seele – oder wäre das gewesen, hätte er ebendiese nicht vor tausend Jahren dem Teufel verkauft.
Darüber hinaus war er ein Pragmatiker. Als er Boniface also in den Schatten zog, weg von menschlichen Blicken, tat er das nicht, um ihn auszuquetschen wie eine Orange, sondern um ihn einzuspannen wie einen Ochsen.
»Transport. Ich gehe nach Norden, dem Winter entgegen. Ich brauche einen Begleiter. Mein vorheriger Knappe hat mich verlassen«, sagte der Duke, was ein bisschen verleumderisch war, wenn man bedachte, dass sein letzter Bursche in Stücke gehackt worden war, als er sich auf der Suche nach Pferden zu nah ans Schlachtgetümmel gewagt hatte.
»Ich werde gehorchen«, keuchte Boniface pflichtschuldig. Er hätte sich mit allem einverstanden erklärt, damit diese gottlose Kreatur ihre Klauen nicht noch weiter in seinen Hals grub. »Bitte!«
»Nenn mich … Meister.«
Es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Der Duke gab sein Wissen weiter, Boniface diente, und nach einer gründlichen Lehrzeit wurde auch ihm die Gabe geschenkt.
Das war jetzt über zweitausend Jahre her. Und obwohl Boniface den Duke immer noch respektierte, nannte er ihn nicht mehr »Meister«.
»Du hast die Quoten, die dir zustehen«, erhob der Duke jetzt die Stimme, um seinen ehemaligen Familiaris zum Schweigen zu bringen.
Thomas prustete verächtlich, bis Boniface diese Unverschämtheit mit einem strafenden Blick unterband. Boniface war der Untergebene des Dukes gewesen, aber Thomas war seiner, und dieser Zirkel konnte nur funktionieren, wenn jeder wusste, wo sein Platz war.
»Das ist nicht genug«, beharrte Boniface.
»Niemand verhungert«, sagte Henry. Henry war erst vor fünfhundert Jahren in den Zirkel gekommen, deshalb wurde er immer noch als der Neue betrachtet. Auch er war dank der freundlichen Unterstützung des Dukes aufgenommen worden, was ihn und Boniface quasi zu Brüdern machte – oder wenigstens zu Stiefbrüdern, die sich von Anfang an nicht hatten leiden können. Boniface hatte mittlerweile seinen eigenen Kopf und er fand, dass Henry sich benahm, als ob er immer noch im Dienst stünde. Er war ein Arschkriecher und eine Marionette, und auch, wenn er unsterblich war, hatte Boniface keine Zeit für ihn.
»Sechzig Millionen, und wir leben von Abfall«, wandte er sich direkt an den Duke, als ob Henry gar nicht da wäre.
Der Duke zuckte mit den Schultern. »Ich kann noch einmal mit dem Europäischen Rat sprechen, aber du weißt, was sie sagen werden.« Dies war seine altbewährte Ausweichtaktik. Wann immer jemand etwas vorschlug, womit er nicht einverstanden war – und sich nicht abwimmeln ließ – erzählte er jedes Mal, da müsse man zuerst die hohen Tiere fragen, aber er würde sich keine großen Hoffnungen machen. Diese Strategie war ein Klassiker, noch dazu einer, der schon seit Anbeginn der Zeit von Adligen, Kriegern und den Jungs in Werkstattketten benutzt wurde.
»Scheiß auf den Rat! Ich sage, wir legen unsere eigenen Quoten fest«, schnappte Boniface. Langsam brach sein angestauter Frust sich Bahn.
»Und schneiden uns selbst die Hälse durch?« Jetzt lief auch Angel in der staubigen Farmhausküche hin und her. Angel saß nicht gerne und sie mochte die Enge nicht. Dieses Treffen hatte gerade erst angefangen und dauerte schon zu lange.
»Der Rat würde uns zur Strecke bringen, das weißt du«, erinnerte Henry Boniface.
»Es sind schwierige Zeiten – für alle.« Der Duke schlug einen versöhnlichen Ton an. »Unsere glorreichen Tage sind lange vorbei. Wir dürfen nicht in der Vergangenheit verweilen, wenn wir nicht mit ihr aufs Abstellgleis geschoben werden wollen.«
»Wie bitte?«, schnaubte Thomas.
»Nehmt die Zukunft an, so wie ich es tue«, führte der Duke aus. »Es ist immer noch besser, ein Teil davon zu sein, als das nicht zu sein.«
Das