Gesammelte Werke von Nikolai Gogol. Nikolai Gogol

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Gesammelte Werke von Nikolai Gogol - Nikolai Gogol

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Geschütze zu richten und fragte dabei wenig nach dem heißen Hagel aus den Kosakenbüchsen.

      Taraß erkannte von weitem, welche Gefahr die Regimenter Nesamoiko und Stebliki bedrohte, und schrie, daß es schallte: »Schnell heraus aus der Wagenburg und auf die Pferde, ihr Brüder!«

      Doch den Kosaken hätte dafür die Zeit wohl nicht mehr gereicht, wäre nicht der Oberst Ostap ganz allein gegen die Mitte der feindlichen Front gesprengt: sechs Kanonieren schlug er die Luntenstöcke aus der Hand, bei den vier andern glückte ihm das nicht mehr, die Übermacht warf ihn zurück. Und nun griff der fremdländische Stückmeister selber zur Lunte, die größte der Kanonen abzufeuern, ein Ungeheuer, wie es noch keiner von den Kosaken gesehen hatte. Gräßlich dräute der weite Schlund; tausend Tode lauerten tückisch daraus hervor. Und als das gewaltige Stück nun Feuer spie und drei andre Geschütze krachend einstimmten, als unter vierfachem Donner die Erde wankte – oh, wieviel Jammer wurde da geboren!

      Manch eine Kosakenmutter wird sich mit knochigen Fäusten die welken Brüste schlagen, wird heulen um den gefallnen Sohn, manch eine Witwe wird trauern in Gluchow, Nemirow, Tschernigow und vielen andern Städten, manch junges Ding wird Tag für Tag auf den Marktplatz laufen, wird jeden Wandrer festhalten und ihm in die Augen sehen, ob sie unter ihnen allen den einen nicht findet, der ihr der liebste ist auf der Welt. Schwärme von Kriegsvolk werden durch die Stadt ziehen; aber so viele ihrer kommen – nie kommt der eine, der ihr der liebste ist auf der Welt.

      Die Hälfte des Regiments Nesamoiko deckte den Boden. So tost ein Hagelsturm vernichtend über die Flur, auf der vorher jede Ähre gleich einem vollwichtigen Dukaten prangte …

      Wie sie da aber vorbrachen, die grimmen Kosaken! Wie sie sich auf die Feinde stürzten! Wie Kukubenko, der Oberst, vor Wut schäumte, als er sah, daß die Hälfte seines Regiments tot war! Mit dem Rest der Leute sprengte er geradeaus gegen die Mitte der feindlichen Front. In seinem Zorn hieb er den ersten, der ihm entgegentrat, einfach in Stücke, viele Reisige warf er nieder und bohrte die Lanze durch Reiter und Roß. So drang er bis zu den Geschützen vor und hatte schon eine Kanone erobert; da sah er, daß hier Oberst Ostap mit den Umanern tüchtig am Werk war, und daß Stepan Gußka das größte der Stücke genommen hatte. Er ließ also diese Arbeit den Kameraden und stürzte sich mit seinen Leuten gegen einen andern feindlichen Haufen. Wo die Nesamoiker hinkamen, bahnten sie sich eine breite Straße; und machten sie eine Wendung, so klaffte dort eine Seitengasse. Die Reihen der Feinde lichteten sich, in Garben stürzten die Polacken nieder. Dicht bei der ersten Wagenburg war Wowtusenko an der Arbeit, weiter vorn Tscherewitschenko, bei der zweiten Wagenburg Degtarenko, bei der dritten der Oberst Wertychwist. Zwei Junker hatte Degtarenko schon mit der Lanze gefällt, da geriet er an einen, den er nicht bezwang. Dies war ein gelenkiger, baumstarker prunkvoll gerüsteter Polack, den fünfzig eigne Knechte in die Schlacht begleiteten.

      Er setzte Degtarenko übel zu, er warf ihn nieder, schwang den Säbel, um ihm den Garaus zu machen, und schrie: »Unter euch Kosakenhunden ist keiner, der sich mit mir zu messen wagt!«

      »Hier kommt schon einer!« rief Moßi Schilo und sprengte auf ihn zu.

      Moßi war ein stämmiger Kosak, der so manchen Zug über das Meer angeführt und vielerlei Not und Gefahren hinter sich hatte. Einmal war er bei Trapezunt mit seinen Leuten von den Türken gefangen worden. Die setzten ihn und die Kameraden als Sklaven auf ihre Ruderbänke, fesselten sie mit eisernen Ketten an Armen und Beinen, ließen sie wochenlang ohne Nahrung und gaben ihnen ekles Meerwasser zum Trunk. Alle diese Leiden nahmen die armen Gefangnen lieber auf sich, als daß sie ihrem rechten Glauben abgeschworen hätten. Ihr Führer Moßi Schilo aber wurde schwach: er trat das heilige Gesetz mit Füßen, wand sich schmählich den Turban um sein sündhaftes Haupt, errang so das Vertrauen des Paschas und wurde zum Schließer auf dem Schiffe, zum Aufseher über alle Sklaven gemacht. Mit schwerer Sorge erfüllte das die armen Gefangnen. Wenn Schilo, einer von ihren Leuten, dem Glauben abschwor und auf die Seite der Bedrücker trat, so mußte seine Hand grausamer knechten als die Fäuste der andern Heiden – das konnten sie sich wohl im voraus denken; und ihre Ahnung ging in Erfüllung. Moßi Schilo ließ sie mit neuen Ketten selbdritt zusammenschmieden; er zog ihnen die harten Fesselstricke an, daß sie bis auf die weißen Knochen schnitten, er wartete ihnen freigiebig mit Nackenschlägen auf. Die Türken freuten sich des treuen Knechtes, den sie in ihm gefunden hätten. Doch als sie einmal ein fröhliches Gelage feierten und sich, wiewohl ihnen ihr Gesetz den Wein verbietet, alle sinnlos betranken, da holte Moßi die vierundsechzig Schlüssel herbei und teilte sie unter die Gefangnen aus. Die öffneten ihre Fesseln, warfen sie nebst den Ketten ins Meer, griffen statt dessen zu den Säbeln und metzelten die Türken nieder. Viel Beute gewannen damals die Kosaken und kehrten ruhmbedeckt ins Heimatland zurück. Noch lange priesen die Pandoraspieler den tapfern Moßi Schilo. – Die Kameraden hätten ihn vielleicht zum Hetman gewählt, wäre er nicht ein gar so wunderlicher Kosak gewesen. Oft vollbrachte er Taten, wie sie der Weiseste nicht herrlicher ersinnen könnte, ein andermal wieder mußte man denken, er sei völlig närrisch geworden. Er vertrank und verjubelte sein Hab und Gut, machte Schulden bei jedem im Lager und ließ es sich, als sei es damit nicht genug, beikommen, zu stehlen wie ein gemeiner Dieb. Er entwendete bei Nacht eine vollständige Kosakenausrüstung aus einer fremden Gemeinde und versetzte sie in der Schenke. Für diese schmähliche Tat wurde er auf dem Marktplatz an den Schandpfahl gebunden. Neben ihm lag ein Knüppel, mit dem sollte ihm jeder, der vorüberkam, aus aller Kraft einen Hieb versetzen. Aber es fand sich im Lager nicht ein Mann, der den Knüppel gegen ihn aufheben wollte – in so gutem Gedächtnis standen seine Taten von einst. Solch ein Kosak war Moßi Schilo.

      »Hier gibt es schon Leute, die solche Hunde wie euch leicht verdreschen!« rief er und stürzte sich auf den Feind. Hei, was da für ein Fechten anhob! Verbeult waren bald die Schulterstücke und Armschienen beider Kämpfer unter den mächtigen Schlägen. Der Polack hieb Schilo durch den eisernen Panzer; in des Kosaken Leib drang scharf die Schneide, rot färbte sich das Kettenhemd von seinem Blut. Aber das kümmerte Moßi wenig; er holte mit dem schweren, starken Arm aus und zog dem andern blitzschnell eins über den Schädel. In Stücke flog der bronzene Helm, der Polack taumelte und dröhnte schwer zu Boden; Schilo aber machte sich daran, dem Betäubten den Gnadenstoß zu geben und ihn mit dem eignen Blute zu taufen. O hättest du dem Feinde lieber nicht den Garaus gemacht, tapfrer Kosak, o hättest du dich lieber erst umgesehen! Aber der Kosak sah sich nicht um, und so rannte ihm einer von den Knechten des Erschlagnen das Messer ins Genick. Herum fuhr Schilo und hätte den Waghals wohl erwischt, wenn der nicht schnell im Pulverrauch verschwunden wäre. Von allen Seiten donnerten jetzt die Hakenbüchsen.

      Schilo taumelte und spürte, daß die Verletzung tödlich war. Er schlug zu Boden, preßte die Hand auf seine Wunde und rief: »Kameraden! Lebt wohl, ihr Herren und Brüder! In alle Ewigkeit blühen soll das russische Land, ewig soll es in Ehren stehn!« Es dunkelte ihm vor den Augen, er drückte sie fest zu; gen Himmel schwang sich die Kosakenseele aus dem stämmigen Leib.

      Und da kam schon Sadoroschni mit den Seinen herangesprengt, der Oberst Wertychwist stürzte sich in die feindlichen Schlachtreihen, und Balaban drang vor.

      »Wie stehts, ihr Herren?« rief Taraß den Obersten zu. »Habt ihr noch Pulver in den Pulverhörnern? Ist die Kosakenkraft noch nicht erlahmt? Und halten die Kosaken durch?«

      »Ja, Alter! Noch haben wir Pulver in den Pulverhörnern, noch nicht erlahmt ist die Kosakenkraft, noch halten die Kosaken durch!«

      Gewaltig drangen die Tapfern an und brachten die feindlichen Reihen in Verwirrung. Der kleine Polackenoberst ließ zum Sammeln schlagen und ließ acht prächtig bunt bemalte Feldzeichen aufpflanzen; die Seinen zu ordnen, die weit über das Schlachtfeld zerstreut waren. Die Polacken strömten den Standarten zu, aber sie waren noch nicht völlig ausgerichtet, als schon der Oberst Kukubenko von neuem gegen die Mitte ihrer Front vorstieß. Er geriet grade an den dickwanstigen Obersten. Der bekam es mit der Angst, wendete den Gaul und riß in vollem Galopp aus. Kukubenko hetzte ihn weit über das Blachfeld und ließ

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