Jesus. Timothy Keller

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Jesus - Timothy  Keller

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Herrn machen. Beide stehen der Botschaft von Jesus feindlich gegenüber. Doch nicht nur das; beide führen in die Selbstgerechtigkeit. Der Moralist sagt: „Die guten Menschen sind in, und die Bösen sind out – und die Guten, das sind wir.“ Worauf der Relativist erwidert: „Nein, die Progressiven, Toleranten sind in, und die bigotten Moralprediger sind out – und die Toleranten, das sind wir.“ In der heutigen westlichliberalen Kultur grassiert die Verurteilung der Selbstgerechtigkeit durch Selbstgerechte. Wir Liberalen, Progressiven sind ja so viel besser als die Leute, die sich für etwas Besseres halten ... für die religiösen moralisierenden Typen, die auf andere herabsehen, kann man nur Verachtung übrig haben. Merken Sie die Ironie – der Relativismus und die Selbstverwirklichung führen genauso zu Überheblichkeit und Selbstgerechtigkeit wie religiöser Eifer.

      Das Evangelium sagt nicht: „Die Guten sind in und die Bösen out.“ Auch nicht: „Die Toleranten sind in und die Moralprediger out.“ Das Evangelium sagt, dass die Demütigen in sind und die Stolzen out. Das Evangelium sagt, dass die Menschen, die wissen, dass sie nicht besser, toleranter oder anständiger sind als die anderen, in sind, und dass die, die meinen, dass sie auf der richtigen Seite des moralischen Grabens stehen, sich in allerhöchster Gefahr befinden.

      Jesus selber sagt das in Markus 2,17 den Pharisäern: „Die Gesunden brauchen keinen Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um Menschen in die Gemeinschaft mit Gott zu rufen, die ohne ihn leben – und nicht solche, die sich sowieso an seine Gebote halten.“ Wenn Jesus sagt, dass er nicht für die gekommen ist, die sowieso seine Gebote halten, dann meint er damit nicht, dass es Menschen gibt, die ihn nicht brauchen. Der Schlüssel zu dem, was er meint, ist, dass er sich selbst mit einem Arzt vergleicht. Wir gehen nur dann zum Arzt, wenn wir Gesundheitsprobleme haben, mit denen wir alleine nicht fertigwerden. Ein Arzt soll mir nicht nur ein paar Ratschläge geben, er soll mich behandeln. Es reicht nicht, dass er mir sagt: „Jawohl, Sie sind krank!“ Ich brauche Medizin.

      Die „Gerechten“, von denen Jesus hier redet, sind Menschen, die im geistlichen Sinne „nicht zum Arzt gehen“. Sie bilden sich ein, sich selbst heilen zu können, indem sie ein moralisch einwandfreies Leben führen. Sie bilden sich ein, keinen Seelenarzt zu brauchen, der in ihr Leiden eingreift und das tut, was sie selber nicht tun können. Jesus sagt hier, dass er nur denen hilft, die wissen, dass sie sich moralisch und geistlich nicht selber helfen können.

      Weil der Herr des Sabbats gesagt hat: „Es ist vollbracht“, können wir uns von den Mühen der Religion ausruhen – für immer.

      In einer seiner Predigten gab der bekannte englische Pastor Dick Lucas ein fiktives Gespräch zwischen einer Christin im alten Rom und ihrer Nachbarin wieder. Die Nachbarin sagt: „Ich hab gehört, du bist religiös geworden. Das find’ ich toll. Religion ist ja wirklich ganz wichtig. Wo ist denn euer Tempel?“

      „Wir haben keinen Tempel“, entgegnet die Christin. „Unser Tempel ist Jesus.“

      „Keinen Tempel? Wo tun denn dann eure Priester ihren Dienst?“ „Wir haben keine menschlichen Priester, die Mittler zwischen Gott und uns sind. Unser Priester ist Jesus.“

      „Keine Priester? Ja, wo bringt ihr dann eure Opfer dar, um euren Gott gnädig zu stimmen?“

      „Wir brauchen kein Opfer“, sagt die Christin. „Jesus ist unser Opfer.“

      „Mein Gott, was ist denn das für eine Religion?“

      Die Antwort: gar keine.

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