Sherlock Holmes: 40+ Krimis in einem Buch. Arthur Conan Doyle

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Sherlock Holmes: 40+ Krimis in einem Buch - Arthur Conan Doyle

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präzise wären, wie die Ausdrucksweise eines Kursbuches. Alles was ich von Ihnen verlange, Mr. Mac, ist etwas Geduld; bald wird Ihnen alles klar sein.«

      »Ich will nur hoffen, daß der Stolz, die Bejahung und alles übrige sich einstellen wird, bevor wir einen Schnupfen weghaben«, sagte der Londoner Detektiv in komischer Ergebung.

      Wir hatten alle Ursache, uns diesem Wunsche anzuschließen, denn unsere Wacht war lang und höchst ungemütlich. Langsam senkten sich die Schatten auf die ausgedehnte, düstere Fassade des alten Hauses. Unsere Körper waren erfroren bis auf die Knochen und die Zähne klapperten uns, in dem kalten, feuchten Dunst, der aus dem Festungsgraben empor, stieg. Im Eingangstor sahen wir eine einzige Lampe brennen, die Bibliothek war hell erleuchtet. Alles andere war still und dunkel.

      »Wie lange soll das noch dauern?« fragte der Inspektor plötzlich. »Und auf was warten wir überhaupt?«

      »Wie lange das noch dauern wird, weiß ich ebensowenig wie Sie«, antwortete Holmes mit einer kleinen Schärfe im Ton. »Es wäre für uns sicherlich bequemer, wenn die Verbrecher sich ihre Handlungen ebenso programmäßig einrichten würden, wie die Eisenbahn ihre Züge. Und was wir erwarten? – Aha, seht, das ist es, was wir erwarten!«

      Während er sprach, wurde der Lichtschein in der Bibliothek zeitweise durch eine Gestalt, die vor dem Licht auf-und abging, verdunkelt. Die Lorbeerbüsche, in denen wir lagen, befanden sich fast dem Fenster gegenüber und keine fünfzig Schritte davon entfernt. Unmittelbar darauf hörten wir das Knarren der Scharniere, als das Fenster geöffnet wurde, und sahen die dunklen Umrisse eines männlichen Oberkörpers im Fensterrahmen erscheinen. Der Mann blickte in die dunkle Nacht hinaus und hielt verstohlen und heimlich Umschau, um sich zu vergewissern, ob er unbeobachtet sei. Dann beugte er sich vor und wir hörten in der tiefsten Stille das sanfte Plätschern bewegten Wassers. Er schien im Festungsgraben mit einem Gegenstand, den er in der Hand hielt, herumzurühren; dann zog er plötzlich etwas empor, wie ein Fischer seine Beute,– ein großes rundes Paket, das den Lichtschein fast gänzlich verdeckte, als es durch das Fenster gezogen wurde.

      »Jetzt,« rief Holmes, »kommen Sie.«

      Wir sprangen alle auf und stolperten mit steifgefrorenen Beinen ihm nach, während er in einer jener flackernden Anwandlungen nervöser Energie, die ihn zuzeiten nicht allein zu einem der beweglichsten, sondern auch der stärksten Menschen machen konnte, die ich je kennen gelernt habe, blitzschnell über die Brücke rannte und heftig an der Klingel zog. Alsbald hörten wir von innen heraus das Knarren von Riegeln und der verblüffte Ames stand im Torweg. Holmes schob ihn wortlos beiseite und stürmte, von uns allen gefolgt, in das Zimmer, in dem sich noch der Mann befand, den wir beobachtet hatten.

      Das Licht, das wir von außen sahen, rührte von einer Petroleumlampe her, die auf dem Tisch gestanden hatte. In diesem Moment war sie in der Hand Cecil Barkers, der sie uns entgegenhielt. Das Licht schien auf sein markantes, entschlossenes, glattrasiertes Gesicht und seine drohenden Augen.

      »Was, zum Teufel, soll das heißen?« rief er. »Was wollt Ihr hier?«

      Holmes« Augen überflogen blitzartig das Zimmer. Dann stürzte er sich auf das triefende Bündel, das, von einer Schnur zusammengehalten, unter dem Schreibtisch lag, wohin es geworfen worden war.

      »Das wollen wir, Mr. Barker. Dieses Paket, beschwert mit einer Hantel, das Sie eben aus dem Festungsgraben gezogen haben.«

      Barker starrte Holmes in höchster Verblüffung an.

      »Und woher, in des Teufels Namen, wissen Sie etwas davon?«

      »Ganz einfach, weil ich es selbst hineingelegt habe.«

      »Sie haben es hineingelegt? Sie?«

      »Ich sollte eigentlich sagen, wieder hineingelegt«, sagte Holmes. »Sie erinnern sich doch, Inspektor McDonald, daß mir das Fehlen einer Hantel aufgefallen war. Ich habe Sie darauf aufmerksam gemacht, aber Sie waren damals durch andere Gedanken so in Anspruch genommen, daß Sie kaum Zeit hatten, sich die Sache zu überlegen und Ihre Schlußfolgerungen daraus zu ziehen. Da der Wassergraben so nahe ist, ist es kaum eine bei den Haaren herbeigezogene Vermutung, daß irgend etwas mit der fehlenden Hantel in das Wasser versenkt worden war. Dieser Gedanke erschien mir einer Nachprüfung wert, deren Schlußergebnis war, daß ich gestern mit der Unterstützung von Ames, der mich ins Zimmer ließ, und der Krücke von Dr. Watsons Regenschirm das Paket herausfischen und untersuchen konnte. Danach war es für uns von größter Wichtigkeit, einwandfrei festzustellen, wer es hineingelegt hat. Dies erreichten wir durch das naheliegende Mittel, anzukündigen, daß der Festungsgraben morgen trockengelegt werden würde, wobei wir annehmen konnten, daß derjenige, der das Paket dort verborgen hat, es herausziehen werde, sobald ihm die Dunkelheit dies unbemerkt gestattete. Wir haben nicht weniger als vier Zeugen dafür, wer es war, der sich dieser Möglichkeit bediente, und daher, Mr. Barker, möchte ich Sie bitten, mir hierüber eine Erklärung zu geben.«

      Sherlock Holmes legte das Paket auf den Tisch neben die Lampe und knüpfte die Schnur, mit der es zugebunden war, auf. Daraus zog er eine Hantel, die er zu der anderen in der Ecke stieß, ein Paar Stiefel – »amerikanisches Fabrikat, wie Sie sehen,« bemerkte er, indem er auf die Form der Kappe zeigte, – dann ein langes, gefährlich aussehendes, in einer Scheide steckendes Messer. Schließlich entnahm er dem Paket ein Bündel Kleider, bestehend aus Unterwäsche, Socken, einem grauen Tweedanzug und einem kurzen, gelben Überrock.

      »Die Kleider sind ganz gewöhnlicher Art,« bemerkte Holmes, »außer dem Überrock, der verschiedene interessante Eigenarten hat.«

      Zärtlich hielt er ihn gegen das Licht, während er ihn mit seinen langen, dünnen Fingern abtastete.

      »Hier sehen Sie z. B. die innere Brusttasche, die innerhalb des Futters soweit vertieft ist, daß sie die abgeschnittene Schrotflinte aufnehmen konnte. Die Firma des Schneiders ist hier am Kragen angenäht – Neadel, Herrenausstattungen, Vermissa, USA. Ich habe den Vormittag in der Pfarrbibliothek nutzbringend verwendet, und meinem Wissen die Tatsache zugefügt, daß Vermissa eine aufstrebende kleine Stadt am Kopfe eines Tales ist, in dem sich eines der bekanntesten Eisen-und Kohlengebiete der Vereinigten Staaten befindet. Ich erinnere mich noch, Mr. Barker, daß Sie die erste Gattin von Mr. Douglas mit den Kohlengegenden in Verbindung gebracht haben, und es scheint mir daher keine allzu kühne Kombination zu sein, das V V auf der Karte bei der Leiche für die Abkürzung von Vermissa Valley zu halten; weiter, daß dieses Tal, das Mordgesellen ausschickt, kein anderes ist, als das Tal des Grauens, von dem wir schon gehört haben. Soweit scheint dies alles klar zu sein. Und nun, Mr. Barker, möchte ich Ihrer Erklärung nicht länger im Wege stehen.«

      Das ausdrucksvolle Gesicht Cecil Barkers trug während der Ausführungen des großen Detektivs einen Ausdruck, den zu beobachten sich der Mühe lohnte.

      Ärger, Verblüffung, Verlegenheit und Unentschlossenheit rangen darin um die Vorherrschaft. Schließlich suchte er sich hinter einer schneidenden Ironie zu verschanzen.

      »Wenn Sie soviel wissen, Mr. Holmes, wird es vielleicht am besten sein, wenn Sie uns auch noch das übrige erzählen«, sagte er höhnisch.

      »Zweifellos könnte ich Ihnen noch gar manches erzählen, Mr. Barker, aber es scheint mir passender, das weitere aus Ihrem Munde zu hören.«

      »Glauben Sie? Dann möchte ich sagen, wenn hier irgendein Geheimnis vorliegt, so ist es nicht das meine, und ich bin nicht der Mann, es preiszugeben.«

      »Nun, Mr. Barker, wenn Sie sich darauf versteifen,« sagte der Inspektor ruhig, »bleibt uns nichts weiter übrig, als Sie im Auge zu behalten, bis wir einen Haftbefehl gegen Sie haben.«

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