Schöne Gedichte. Joachim Ringelnatz

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Schöne Gedichte - Joachim  Ringelnatz Literatur (Leinen)

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war

      Seepferdchen

      Als ich noch ein Seepferdchen war,

      Im vorigen Leben,

      Wie war das wonnig, wunderbar,

      Unter Wasser zu schweben.

      In den träumenden Fluten

      Wogte, wie Güte, das Haar

      Der zierlichsten aller Seestuten,

      Die meine Geliebte war.

      Wir senkten uns still oder stiegen,

      Tanzten harmonisch umeinand,

      Ohne Arm, ohne Bein, ohne Hand,

      Wie Wolken sich in Wolken wiegen.

      Sie spielte manchmal graziöses Entfliehn,

      Auf daß ich ihr folge, sie hasche,

      Und legte mir einmal im Ansichziehn

      Eierchen in die Tasche.

      Sie blickte traurig und stellte sich froh,

      Schnappte nach einem Wasserfloh

      Und ringelte sich

      An einem Stengelchen fest und sprach so:

      Ich liebe dich!

      Du wieherst nicht, du äpfelst nicht,

      Du trägst ein farbloses Panzerkleid

      Und hast ein bekümmertes altes Gesicht,

      Als wüßtest du um kommendes Leid.

      Seestütchen! Schnörkelchen! Ringelnaß!

      Wann war wohl das?

      Und wer bedauert wohl später meine restlichen Knochen?

      Es ist beinahe so, daß ich weine –

      Lollo hat das vertrocknete, kleine

      Schmerzverkrümmte Seepferd zerbrochen.

      Seehund zum Robbenjäger

      »Ich bin ein armer Hund.

      Ich habe keine Brieftasche. Im Gegenteil:

      Man macht aus mir welche; sehr wohlfeil.

      Und Wohlfeil ist Schund.

      Taten wir jemals Menschen beißen?!

      Im Gegenteil: Jedes menschliche Kind

      Wird uns, wenn wir auf dem Lande sind,

      Mit Steinen totschmeißen.

      Wie ihr Indianer und Neger

      Nicht glücklich für sich leben ließt,

      Stellt ihr uns nach und schießt

      Uns nieder. Für Bettvorleger!

      Wo ihr Menschen Freischönes erschaut,

      Öffnet ihr, staunend, euren Rachen.

      Warum erstrebt ihr es nicht, euch vertraut

      Mit den Tieren zu machen?

      Wilde Tiere sahen allem, was neu

      Und friedlich war, anfangs unsicher zu.

      Wer nahm den wilden Tieren die Ruh?

      Wer gab ihnen zur Angst die Wut?

      Der Mensch verkaufte Instinkt und Scheu.

      Das Tier ist ehrlich und deshalb gut.«

      Übergewicht

      Es stand nach einem Schiffsuntergange

      Eine Briefwaage auf dem Meeresgrund.

      Ein Walfisch betrachtete sie bange,

      Beroch sie dann lange,

      Hielt sie für ungesund,

      Ließ alle Achtung und Luft aus dem Leibe,

      Senkte sich auf die Wiegescheibe

      Und sah – nach unten schielend – verwundert:

      Die Waage zeigte über hundert.

      Im Aquarium in Berlin

      Aus tiefster Nacht alles Grauen

      Im Funkeln kindlicher Fernseligkeit.

      Deine eigenen Augen schauen

      Dich an durch tausendjährige Zeit.

      Zwischen atmendem Stein und Mimose

      Wandert und wundert, ohne Schrei,

      Ohne Klage, das nicht seelenlose,

      Nur seelenbindende Vorbei.

      Auch dein Herz ist stehengeblieben

      Und lauscht – du merkst es nicht –

      Auf etwas, was nie geschrieben

      ist und was keiner spricht.

      Thar

      Als ich abends den Zoo verließ,

      Entdeckte ich noch ein Tier. Das hieß

      Thar,

      Himalaja. Es war

      Wunderbar.

      Seines Felles langseidenes Haar

      Legte ein Wind bald sohin, bald sohin.

      Es

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