Schöne Gedichte. Joachim Ringelnatz

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Schöne Gedichte - Joachim  Ringelnatz Literatur (Leinen)

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Kilometer zwölf Minuten.

      Die Wanderratte läuft so weit

      In ungefähr derselben Zeit.

      Da nun genannte Wanderratte

      Bis dato stets vier Beine hatte,

      Wie schnell läuft da ein Tausendfuß? – –

      Ich weiß es wirklich nicht. Weißt du’s?

      Tante Qualle und der Elefant

      Die Tante Qualle schwamm zum Strand.

      Es liebte sie ein Elefant,

      Mit Namen Hildebrand genannt.

      Der wartete am Meeresstrand

      Mit einem Sträußchen in der Hand.

      Das übergab er ihr galant

      Und bat um Tante Quallens Hand.

      Da knüpften sie ein Eheband.

      Der Doktor Storch, der abseits stand,

      Der dachte: »Armer Hildebrand!«

      Worauf er weiterging und lachte.

      – – – – – – – – – – – – – – – –

      Warum der Storch wohl so was dachte?

      Ein Schutzmann

      Ein Schutzmann wurde plötzlich krank

      Und setzte sich auf eine Bank.

      Dort saß bereits ein Stachelschwein.

      Der Schutzmann setzte sich hinein.

      Da schrie er: »Au!« und schrie er: »Oh!«

      Und kratzte sich an dem Po–lizeihelm.

      Unterm Tisch

      Es war ein Stückchen Fromage de brie,

      Das fiel untern Tisch. Man sah nicht wie.

      Dort standen zwei Lackschuh mit silbernen Schnallen.

      Die fanden an dem Fromage Gefallen

      Und traten nach einiger Überwindung

      Mit ihm in ganz intime Verbindung.

      Als abends die beiden Schnallengezierten

      In einer feudalen Gesellschaft soupierten,

      Erhoben sich plötzlich zwei andere Schuhe

      Und knarrten verlegen und baten um Ruhe

      Und sagten, als alles ruhig war:

      »Verehrte, es – riecht hier so sonderbar.«

      Ein Nagel

      Ein Nagel saß in einem Stück Holz.

      Der war auf seine Gattin sehr stolz.

      Die trug eine goldene Haube

      Und war eine Messingschraube.

      Sie war etwas locker und etwas verschraubt,

      Sowohl in der Liebe, als auch überhaupt.

      Sie liebte ein Häkchen und traf sich mit ihm

      In einem Astloch. Sie wurden intim.

      Kurz, eines Tages entfernten sie sich

      Und ließen den armen Nagel im Stich.

      Der arme Nagel bog sich vor Schmerz.

      Noch niemals hatte sein eisernes Herz

      So bittere Leiden gekostet.

      Bald war er beinah verrostet.

      Da aber kehrte sein früheres Glück,

      Die alte Schraube, wieder zurück.

      Sie glänzte übers ganze Gesicht.

      Ja, alte Liebe, die rostet nicht!

      Der Spiegel

      Der Spiegel, der Kamm

      Und der Schwamm

      Und das weiße Handtuch an der Wand

      Und ein Mann, der hinter dem Kleiderschrank stand,

      Die warteten auf das schöne Mädchen

      Käthchen.

      Und endlich, endlich kam Käthchen gegangen.

      Da küßte der Schwamm ihr Mund und Wangen,

      Und sie küßte den Schwamm und beugte sich nieder

      Und küßte das Handtuch und küßte es wieder.

      Sie ließ sich von dem Spiegel umschmeicheln

      Und von dem Kamme ihr Goldhaar streicheln.

      Dann sagte sie allen recht schönen Dank.

      Dann sah sie den Mann hinterm Kleiderschrank

      Und rannte davon und schrie dabei:

      »Zu Hilfe! Mörder!« und »Polizei!« – –

      – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

      Der Mensch glaubt über den Dingen zu stehen.

      Hier war das Gegenteil deutlich zu sehen.

      Es war eine gelbe Zitrone

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