Schöne Gedichte. Joachim Ringelnatz

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Schöne Gedichte - Joachim  Ringelnatz Literatur (Leinen)

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sich eigentlich innen mit Yps-

      Ilon, doch war so bescheiden und lieb,

      Daß es ihm gleich war, wie man ihn schrieb.

      Schwefelholz

      War einmal ein Schwefelholz,

      Das sich mit erhabnem Stolz

      Einen Anarchisten nannte

      Und ein ganzes Haus verbrannte.

      Dieses war schon ungewöhnlich,

      Doch es kannte auch persönlich

      Meyers Taschenlexika,

      Ganz speziell das Bändchen »A«,

      Weshalb es sich nach dem Brande

      An besagtes Bändchen wandte

      Mit den Worten: »Sag, was ist

      Eigentlich ein Anarchist?«

      Ringelnatter

      »Nein«, schimpfte die Ringelnatter, »die Mode

      Von heutzutage, die wurmt mich zu Tode.

      Jetzt soll man täglich, sage und schreibe,

      Zweimal die Wäsche wechseln am Leibe.

      Und immer schlimmer wird’s mit den Jahren.

      Es ist rein um aus der Haut zu fahren!«

      So schimpfte die Ringelnatter laut,

      Und wirklich fuhr sie aus der Haut.

      Der Vorfall war nicht ohne Bedeutung,

      Denn zoologisch nennt man das Häutung.

      Es war ein Brikett

      Es war ein Brikett, ein großes Genie,

      Das Philosophie studierte

      Und später selbst an der Akademie

      Im gleichen Fache dozierte.

      Es sprach zur versammelten Briketterie:

      »Verehrliches Auditorium,

      Das Leben – das Leben – beachten Sie –

      Ist nichts als ein Provisorium.«

      Da wurde als ketzerisch gleich verbannt

      Der Satz mit dem Provisorium.

      Das arme Brikett, das wurde verbrannt

      In einem Privatkrematorium.

      Sie faule, verbummelte Schlampe

      »Sie faule, verbummelte Schlampe«,

      Sagte der Spiegel zur Lampe.

      »Sie altes, schmieriges Scherbenstück«,

      Gab die Lampe dem Spiegel zurück.

      Der Spiegel in seiner Erbitterung

      Bekam einen ganz gewaltigen Sprung.

      Der zornigen Lampe verging die Puste.

      Sie fauchte, rauchte, schwelte und rußte.

      Das Stubenmädchen ließ beide in Ruhe

      Und doch: Ihr schob man die Schuld in die Schuhe.

      Das Schlüsselloch

      Das Schlüsselloch, das im Haustor saß,

      Erlaubte sich nachts einen Spaß.

      Es nahten Studenten

      Mit Schlüsseln in Händen.

      Da dachte das listige Schlüsselloch:

      Ich will mich verstecken,

      Um sie zu necken!

      Worauf es sich wirklich seitwärts verkroch.

      Alsbald nun tasteten die Studenten

      Suchend,

      Fluchend,

      Mit Händen

      An Wänden.

      Und weil sie nichts fanden, zogen sie weiter.

      Schlüsselloch lachte heiter.

      (Die Herren erreichten ihr Zimmer nimmer.

      Eigentlich war die Sache noch schlimmer.

      Ich selbst war nämlich bei den Studenten –

      Doch lassen wir es dabei bewenden.)

      Es trafen sich von ungefähr

      Es trafen sich von ungefähr

      Ein Wolf, ein Mensch sowie ein Bär,

      Und weil sie lange nichts gegessen,

      So haben sie sich aufgefressen.

      Der Wolf den Menschen, der den Bär,

      Der Bär den Wolf. – Es schmeckte sehr

      Und blieb nichts übrig als ein Tuch,

      Drei Haare und ein Wörterbuch.

      Das war der Nachlaß dieser drei.

      Der eine Mensch, der hieß Karl May.

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