Die Arbeit am Langen Zügel. Thomas Ritter

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Arbeit am Langen Zügel - Thomas Ritter страница 5

Die Arbeit am Langen Zügel - Thomas  Ritter Ausbildung von Pferd und Reiter

Скачать книгу

verwendet man eigentlich nur zu Vorführzwecken, nicht während der Ausbildung. Sie haben keinen praktischen Nutzen und sind rein dekorativer Natur. Sie sind kleiner als die gewöhnlichen Sattelunterlagen und dürfen auch keine Schlaufen oder Ähnliches aufweisen. Stattdessen wird nur ein Gurt benötigt, der die Schabracke fixiert.

DIE AUSBINDER

      Manche Ausbilder verwenden anfangs Ausbinder bei unerfahrenen Reitern und bei Pferden, die nicht so leicht durchs Genick gehen. Ich selbst habe damit aber aus zweierlei Gründen keine guten Erfahrungen gemacht.

      Zum einen hemmen die Ausbinder den Vorwärtsdrang des Pferdes. Das ist am Langen Zügel besonders gravierend, da Pferde sich bei der Langzügelarbeit ohnehin leichter verhalten als unter dem Sattel. Zum anderen erlauben sie nicht genügend Seitenbiegung. Sie schränken die Bewegungsfreiheit des Halses ein und verhindern damit ein Geschmeidigmachen des Pferdes durch Biegen in der Bewegung oder auch im Halten.

      Ausbinder erschweren also die Arbeit zusätzlich. Schwierigkeiten mit der Beizäumung kann man besser durch korrekte Gymnastizierung korrigieren.

      Die Ausrüstung des Reiters

STIEFEL UND HANDSCHUHE

      Da die Langzügelarbeit ein gewichtsloses Reiten ist, gilt für den Reiter traditionsgemäß auch die gleiche Kleiderordnung wie beim Reiten: entweder Reithosen und Schaftstiefel oder Jodhpurhosen und Stiefeletten. Ich muss allerdings einräumen, dass Lederreitstiefel nicht zum Marschieren gemacht sind und sehr unter der Belastung der Langzügelarbeit leiden, vor allem wenn man in Sandboden gehen muss. Daher ist es verständlich, seine guten Reitstiefel zu schonen und stattdessen anderes Schuhwerk zu tragen. Dabei gibt es jedoch aus Sicherheitsgünden einige allgemeine Regeln zu beachten: Man sollte nur feste Schuhe tragen, die über den Knöchel reichen. Beim Gehen kann man sich sonst leicht selbst an den Knöcheln streifen und wund reiben. Außerdem kann es vorkommen, dass ein Hinterfuß des Pferdes aus Versehen den Knöchel des Reiters streift, was Verletzungen verursachen kann. Ein fester Stiefel schützt auch besser vor dem Umknicken. Stahlkappen im Zehenbereich sind ebenfalls keine schlechte Idee, da es hin und wieder passieren kann, dass man mit seinem Fuß unter dem Hinterhuf des Pferdes landet, wenn es eng zugeht. Offene Schuhe oder Laufschuhe sind aus diesen Gründen völlig ungeeignet. Feste,hohe Wanderschuhe, Fallschirmspringerstiefel oder Bauschuhe erfüllen dagegen die Sicherheitsanforderungen.

      Die Verwendung von Handschuhen ist im Grunde eine Sache der persönlichen Präferenz. Ein Pferd, das den Reiter davon zieht, ist noch nicht reif für die Langzügelarbeit. Ich selbst trage Handschuhe deshalb eigentlich nur bei kühlem Wetter. Wenn es sehr warm ist, sind sie mir eher unangenehm. Ich bevorzuge Handschuhe aus Leder, die strapazierfähig sind und ein gutes Gefühl zulassen.

DIE GERTE

      Die Länge der Gerte richtet sich nach der Position des Reiters. Je weiter man vom Pferd entfernt ist, desto länger muss die Gerte oder Peitsche sein. Wenn man beispielsweise so weit hinter dem Pferd geht, dass man sich außer Reichtweite der Hinterbeine befindet, muss man unter Umständen eine Longierpeitsche verwenden, um das Pferd mit dem Peitschenschlag noch erreichen zu können. Verkürzt man die Distanz bis auf zwei Meter, reicht eine Fahrpeitsche aus. Wenn man bei der Hinterhand angekommen ist, tauscht man die Fahrpeitsche gegen eine Dressurgerte ein. Manchmal ist es von Vorteil, eine relativ kurze Reitgerte zu verwenden, damit man sie leicht von einer Seite auf die andere wechseln kann, ohne damit am Pferd hängen zu bleiben.

      HALTUNG UND POSITION

des Reiters

      PRE Hengst Kabul mit Shana Ritter. Eine aufrechte Haltung mit angespanntem Kreuz ist auch am langen Zügel notwendig. (Foto: Thomas Ritter)

      Immer in Balance bleiben

      Es ist wichtig, dass der Reiter sich immer im Gleichgewicht befindet. Der Oberkörper sollte deshalb so aufrecht sein, dass die Schultern senkrecht über den Hüften stehen. Nur so sind Arme und Beine unabhängig voneinander einsetzbar. Verliert der Reiter sein Gleichgewicht, indem er sich zum Beispiel zu weit nach vorn neigt, kann er das Pferd weder unterstützen noch klare Anweisungen geben. Die Verbindung der Hand zu Kreuz und Gewicht und die solide Verankerung des Reitergewichts im Boden gehen dann verloren. Das Gleichgewicht wird hauptsächlich durch die Bauch- und Rückenmuskulatur, also durch das Kreuz, kontrolliert. Fällt der Reiter vornüber, vielleicht weil er außer Atem gekommen ist, sollte er durchparieren und erst nach einer kleinen Verschnaufpause weitermachen. Es ist besser, kurze Reprisen in hoher Qualität zu üben als lange Reprisen in mangelhafter.

DER EINSATZ DES KREUZES

      Wie beim Reiten, so muss auch beim Longieren, in der Handarbeit und am Langen Zügel das Kreuz eingesetzt werden. Das klingt vielleicht auf Anhieb paradox, da man dabei nicht auf dem Pferd sitzt. Doch die Hilfen können nur dann durchkommen, wenn sie aus dem Kreuz kommen und im Kreuz verankert sind. Das funktioniert nur, wenn der Ellbogen mit der Hüfte verbunden ist und die Bauch- und Rückenmuskulatur des Reiters angespannt. Sonst fehlt den Hilfen der nötige Zusammenhalt, sie machen für das Pferd keinen Sinn und bleiben irgendwo im Pferdekörper stecken. Wie beim Reiten auf dem Pferd auch, sollte man die Ellbogen nicht zu weit vom Körper entfernen, da sonst die Verbindung vom Kreuz zur Hand abgeschwächt wird. Das belastet die Reiterschultern unnötig, die Handgelenke werden hart und das Pferd wehrt sich gegen die Zügeleinwirkung.

      Lipizzanerhengst Maestoso II Shama II im Galopp. Die Kreuzeinwirkung erlaubt es dem Reiter, auch am langen Zügel eine elastische, positive Spannung in der Wirbelsäule des Pferdes aufzubauen und seine Energie nach oben in einen Bergaufgalopp zu kanalisieren. (Foto: Mader)

      Zum besseren Verständnis hilft es auch, sich von der fernöstlichen Kultur inspirieren zu lassen: Der Begriff des „Kreuzes“ ist sehr eng verwandt mit dem der „Hara” in den asiatischen Kampfsportarten. Es handelt sich um ein Anspannen der Bauch- und Rückenmuskulatur, die den Schwerpunkt absenkt und dadurch die Balance des Menschen bedeutend erhöht. Die auf diese Weise gewonnene Stabilität ermöglicht es, die Arm- und Beinmuskeln locker und unverkrampft zu belassen. Schwache Bauch- und Rückenmuskeln führen dagegen zu einem schlechten Gleichgewicht. Dieser hier nur ganz kurz angedeutete Sachverhalt gilt für den Reiter im Sattel ebenso wie beim Longieren, bei der Handarbeit und am Langen Zügel.

      Auch am Langen Zügel braucht der Reiter sein Kreuz, damit die Hilfen durchkommen.

DIE VERBINDUNG ZUM BODEN

      Darüber hinaus nutzt der Reiter die Unterstützung des Bodens aus, um den Paraden Nachdruck zu verleihen. Das funktioniert, indem er im Moment der Parade einen Absatz fest in den Boden drückt. Auf diese Weise wird eine Verbindung vom Gebiss durch den Zügel und den Reiterkörper in den Boden hergestellt, was der Zügelhilfe mehr Effektivität verleiht. Sollte das Pferd mit der Kruppe oder mit dem Hals gegen die parierende Hand drücken, dann trifft es praktisch auf den Widerstand des Bodens. Die Reiterhand ist dann nur noch ein Bindeglied und das Pferd pariert sich sozusagen selbst. Auf diese Weise kann man auch große und starke Pferde anhalten, wenn einmal etwas schiefgehen sollte und das Pferd davonstürmen will. Verliert der Reiter jedoch seine Verbindung zum Boden, dann kann ihn auch ein kleines Pferd ohne Weiteres „abschleppen” und aus dem Gleichgewicht bringen.

      Der Reiter kann also die Energie der Schubkraft der Hinterhand im Zügel spüren und durch sein eigenes Bein wie durch einen Blitzableiter in den Boden abfließen lassen. Mithilfe dieser Verankerung kann er Schub- in Tragkraft umwandeln.

      Die Position des Reiters

      Was die Position des Reiters zum Pferd angeht, gibt es verschiedene Traditionen. An der Spanischen Reitschule ist es üblich, dass der Reiter im Schritt und Trab auf einfachem Hufschlag und im Schulterherein neben beziehungsweise seitlich hinter dem inneren Hinterfuß geht. Im Galopp, im Travers,

Скачать книгу