Mami Staffel 2 – Familienroman. Gisela Reutling

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Mami Staffel 2 – Familienroman - Gisela Reutling Mami Staffel

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Er heißt Miguel und ist zehn Monate alt.«

      Achim lachte auf.

      »Ein Baby! Meine Güte! Du hast ja wirklich einen Komplex, Kati!«

      Sie starrte ihn feindselig an.

      »Statt uns ein paar schöne Feiertage zu machen«, fuhr er mit schwerer Stimme fort, »fangen wir also noch einmal da an, wo wir vor einem Jahr aufgehört haben.«

      »Irrtum!« unterbrach sie ihn scharf. »Gott sei Dank stehen wir nicht mehr da, wo wir vor einem Jahr standen. Ich zumindest nicht. Ich habe mich weiterbewegt.«

      »Erzähl mir nichts«, brummte er, »du hast noch dieselbe fixe Idee wie damals. Ich hätte es mir denken können! Weil du nicht bereit warst, das Problem auszudiskutieren…«

      »Achim, hör auf! Ich muß los! Ich habe keine Zeit, mich mit dir zu fetzen! Ehrlich gesagt – ich war froh, es nicht mehr zu müssen. Nachher, wenn ich zurück bin, suchen wir ein Quartier für dich.«

      »Aber bitte keine Nobelherberge!« rief er ihr nach.

      Es sollte lustig klingen und herausfordernd, wie es seine Art war.

      Kati hörte den besorgten Unterton sehr wohl heraus.

      Mit Übernachtungskosten hatte er nicht gerechnet. Er war ganz klar davon ausgegangen, bei ihr wohnen zu können.

      Und wenn nicht – was dann?

      Die obligaten Billigquartiere für junge Globetrotter gab es nicht in Montelindo, zumindest keine Jugendherbergen. Auch sprach er kein Wort Spanisch, war also in jeder Weise auf sie angewiesen, solange er im Lande blieb.

      Es hat keinen Zweck, sich darüber zu ärgern, dachte Kati und konnte es trotzdem nicht unterlassen, mit den Zähnen zu knirschen, ich wünschte nur, er würde doch endlich von seinem hohen Roß steigen.

      In der Bank stellte sie zu ihrer namenlosen Erleichterung fest, daß ihr Konto keineswegs so leer war wie ihr Safe.

      Sie hob genügend Geld ab, um ihre Schulden bei Dona Dolores zu bezahlen und über die nächsten Runden zu kommen. Dann bat sie, telefonieren zu dürfen.

      In der deutschen Botschaft meldete sich nur die Telefonistin, die nach einigem Zureden die Nummer des Strandhauses herausrückte, wo die Jungen vom konsularischen Dienst die Feiertage verbrachten.

      Minuten später sprach Kati mit Christof.

      »Ich kann ihn nicht bei mir behalten«, sagte sie hastig, nachdem sie das Problem Achim kurz umrissen hatte, »es ist völlig ausgeschlossen wegen Miguel. Stell dir vor, Dona Dolores kommt vorbei und findet einen Mann in meinem Haus.«

      »Allerdings«, meinte Christof hörbar grinsend, »in dem Fall müßtest du wieder bei null anfangen! Aber wozu die Aufregung! Dein Freund kann doch bei mir logieren. Serafina kommt gleich. Sie hat meinen Schlüssel. Sag ihr, der Typ wäre auch mein Freund. Sie soll ihn reinlassen und gut versorgen, Okay?«

      »Danke, Christof«, hauchte Kati, »du nimmst mir einen Stein vom Herzen. Hoffentlich kann ich mich rigendwann mal revanchieren.«

      »Keine Angst! Der Tag wird kommen! Wenn ich demnächst von Jimmy aus Toronto heimgesucht werde, lasse ich ihn bei dir übernachten. Hahaha!«

      Achim, als er von der Lösung des Problems erfuhr, zeigte sich weder besonders dankbar noch besonders beeindruckt. Er folgte Serafina stumm ins Nachbarhaus, schleppte seinen Rucksack hinüber und bedauerte, keine deutschen Programme in den Fernseher zu kriegen.

      Irgendwie, ging es Kati durch den Sinn, als sie endlich mit den Weihnachtsvorbereitungen in ihrem Häuschen begann, ist er doch ziemlich dreist. Wenn man bedenkt, daß wir total auseinander waren und ich ihm nur eine einzige Ansichtskarte geschickt habe, seit ich hier bin!

      Aber dann streifte sie den Gedanken an Achim energisch ab, um sich ganz der Vorfreude auf Miguel hinzugeben.

      Dieses Weihnachtsfest – sein allererstes – sollte einen Eindruck in seinem Kinderherzen hinterlassen, wie überhaupt alles, was sie ihm angedeihen ließ. Kati war fest davon überzeugt, daß nichts in den tiefen Brunnen des totalen Vergessens fallen würde. In den Tiefen seines kindlichen Gemüts sammelten sich Bilder und Klänge, Wahrnehmungen jeder Art. Einen Fundus anzulegen, darauf kam es an.

      Liebe hieß das Zauberwort.

      Kati schmückte eine Zwergkiefer, die sie von den Knobels geschenkt bekommen hatte, mit Weihnachtsschmuck, der aus dem Bastelunterricht der vierten Klasse stammte. Es waren wunderhübsche Laubsägearbeiten, sorgfältig abgeschliffen und lackiert: Pferdchen, Engelchen, Sterne.

      Das Bäumchen postierte sie auf dem Eckschrank, daneben die kleine primitive Krippe aus Bambus und Figürchen aus Binsen, die ihre Erstkläßler mit so viel Feuereifer gefertigt hatten.

      Selbstgemacht waren auch die Geschenke für Miguel: ein kleiner, roter Stoffball und ein Fabeltier, das man mit viel Phantasie für einen Löwen halten konnte, wenn auch die Mähne nur aufgemalt war. Denn aus hygienischen Gründen hatte Kati auf Fransen verzichtet. Alles, was sie Miguel schenkte, mußte in der Maschine waschbar sein. Diese Anordnung der Casa de Santa Monica war ausnahmsweise ohne Wenn und Aber zu akzeptieren.

      Kurz bevor sich Kati auf den Weg ins Waisenhaus begab, meldete sich Achim, den sie vorübergehend ganz vergessen hatte.

      »Deine Perle hat den Kühlschrank bis obenhin gefüllt«, verkündete er von der offenen Tür her, »ist das so üblich?«

      »Na ja, Serafina denkt natürlich, du bist Christofs Gast. Als solcher mußt du versorgt werden. Da du kostenlos wohnst, solltest du ihm etwas für die Lebensmittel bezahlen.«

      »In Ordnung. Wann taucht er denn wieder auf?«

      »Nicht vor dem zweiten Januar. Und wie lange bleibst du?«

      »Bis zum vierten. Ich hoffe ja schwer, daß du nicht die ganze Zeit den Babysitter spielen mußt.«

      »Achim, von müssen kann keine Rede sein. Ich bin froh und dankbar, daß ich es darf. Du hast ja keine Ahnung, was ich alles anstellen muß, damit mir Dona Dolores das Kind anvertraut. Wenn du dich doch bloß angemeldet hättest.«

      »Genau das wollte ich nicht.«

      »Ja, ja, ich weiß«, murmelte Kati, »du und deine Überraschungen!«

      Er ließ die Arme sinken, mit denen er sich rechts und links im Türeingang abgestützt hatte. Zum ersten Mal sah er betroffen aus. »Tut mir echt leid, Kati! Ich bin überhaupt nicht auf die Idee gekommen, daß es dir nicht passen könnte. Ich habe mir tatsächlich eingebildet, du würdest dich freuen – könntest mich brauchen.«

      Minutenlang mußte Kati gegen eine Welle des alten Gefühls ankämpfen. Aber die Versuchung, ihm um den Hals zu fallen und ihre immerwährende Zuneigung zu erklären, ging rasch vorüber. Denn sein Blick fiel auf das Bäumchen, die Krippe und die bunt verpackten, mit großen Schleifen verzierten Geschenke. »Wie alt, sagtest du, ist der Kleine?« fragte Achim gedehnt.

      »Zehn Monate.«

      »Und du glaubst im Ernst, er hat schon was an alledem?«

      »An

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