Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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      »Na ja, ich halte schon den Mund«, brummte sie halb ärgerlich, halb beschämt. »Ist es nicht besser für ihn, daß ich mich seiner Frau annehme, selbst über seinen Kopf hinweg, als daß sie sich ein Leid antut?«

      »Kindisches Geschwätz!«

      »Wenn du dich da nur nicht irrst. Wie ist Ihre Ansicht darüber, Frau Oberin?«

      »Daß man Lenores Reden nicht auf die leichte Schulter nehmen darf. Denn in solch einer seelischen Verfassung, in der sie sich jetzt befindet, hat schon mancher seinem Leben ein Ende gemacht.«

      »Will ich meinen«, nickte Gertraude. »Also wird man Doktor Skörsen mitteilen müssen …«

      »Was natürlich mir zugeschoben wird«, knurrte Rudolf Hollgart dazwischen. »Als ob es so einfach wäre, dem armen Kerl gewissermaßen den Dolch ins Herz zu stoßen. Außerdem wird er dann hier nicht länger bleiben wollen, und wir sind unsere beste Kraft los.«

      So kam es dann auch. Denn nachdem der Professor mit Skörsen gesprochen hatte, lachte dieser hart auf.

      »Das habe ich kommen sehen. Na schön, mag meine Frau ihren Willen haben – sagen wir, vorerst mal auf ein halbes Jahr. Sie wird in der Zeit mich weder sehen noch von mir hören, da ich ins Ausland zu gehen gedenke. Ich habe während des Kursus, an dem auch Ausländer teilnahmen, mancherlei Verbindungen angeknüpft, die ich jetzt auszuwerten gedenke. Ich bitte daher, Herr Professor, mich meiner Verpflichtung hier zu entbinden – wenn möglich, sofort.«

      »Also doch! So gehen Sie mit Gott. Sollten Sie jedoch ein Fiasko erleiden, dann steht Ihnen hier die Tür immer offen.«

      »Fiasko?« wiederholte Skörsen, und es klang unendlich bitter. »Mir genügt das in meiner Ehe vollkommen. Eine Bitte hätte ich noch: darf ich Frau Hollgart persönlich kennenlernen?«

      »Das ist Ihr gutes Recht. Aber verlangen Sie keine Freundlichkeit von meiner Schwägerin, sie ist nicht gut auf Sie zu sprechen.«

      »Kein Wunder, ich selbst bin es auf mich nämlich auch nicht. Jedenfalls schulde ich der Dame großen Dank, die sich so liebreich meiner Frau annimmt.«

      Noch am gleichen Tage kam es zur Aussprache, bei der Gertraude ihre Ansicht über den jungen Arzt erheblich änderte. Sie hatte sogar Mitleid mit ihm, dem die Zerrüttung seiner Ehe sehr nahe zu gehen schien, was er allerdings mannhaft zu verbergen suchte. Am liebsten hätte sie ihm tröstend über den Kopf gestreichelt, als er sich zum Abschied über ihre Hand neigte.

      »Ich danke Ihnen, gnädige Frau.«

      Mehr sagte er nicht. Aber es genügte, um Gertraude die Tränen in die Augen zu treiben. Tränen des Mitgefühls mit dem Mann, dem der Schmerz in den Augen brannte.

      *

      Es war drei Tage später. Gertraude und Lenore, die jetzt schon ziemlich sicher auf den Beinen waren, saßen in bequemen Sesseln und blätterten in Illustrierten. Im Zimmer war es mollig warm, doch draußen fror es, daß es knackte. Kein Wunder, da man sich in der zweiten Hälfte des Februar befand.

      Schwester Erika trat ein, einen Koffer tragend, den sie zuerst abstellte und dann der jüngeren der Damen einen Brief überreichte.

      »Beides ist für Sie abgegeben worden, gnädige Frau.«

      Sie zog sich zurück.

      Lenore starrte erst einmal den weißen Umschlag an wie etwas, das nicht ganz geheuer war. Doch nachdem sie die Schrift erkannte, öffnete sie das Kuvert mit bebenden Händen.

      Während sie las, kam und ging die Farbe auf ihrem Gesicht in jähem Wechsel. Dann ließ sie das Schreiben sinken und sah wie hilflos zu Gertraude hinüber, die wohl ahnte, von wem es kam, sich jedoch abwartend verhielt.

      »Tante Traude?«

      »Ja?«

      »Ein Brief von meinem Mann. Willst du ihn lesen?«

      »Gern, wenn du mich dieses Vertrauens für würdig hältst.«

      »Bitte!«

      »Na, schön, gib her.«

      Dann las sie aufmerksam, was da in prägnanter Schrift stand:

      Lenore! Da Du mich nicht mehr sehen willst, bin ich gezwungen, schriftlich von Dir Abschied zu nehmen. Ich habe mich für ein halbes Jahr als Arzt nach Australien verpflichtet. Doch dann kehre ich wieder nach Deutschland zurück und hoffe, dich dann seelisch wie körperlich wieder ganz auf der Höhe zu finden. Es ist mir eine Beruhigung, Dich bei so prächtigen Menschen wie Familie Hollgart zu wissen.

      Deine Möbel habe ich einem Spediteur übergeben. Kleider, Wäsche und sonstiges schicke ich an Deine neue Adresse. Einen Koffer erhältst du gleichzeitig mit diesem Brief, er enthält das, was Du jetzt wohl nötig haben wirst. Der Kofferschlüssel steckt im Umschlag. Nun leb wohl, Lenore! Zürne mir nicht sehr, obwohl ich es verdient habe.

      Ralf

      »Ja, Kind, du hast es nicht anders gewollt«, sagte Gertraude, als sie den Brief zurückgab. »Nun beklage dich nicht!«

      »Tue ich auch gar nicht, Tante Traude. Es ist gut so.«

      Damit nahm sie den Schlüssel und öffnete den Koffer, in dem unter anderen Sachen auch ihr Pelz lag, den sie bei der Kälte wirklich nötig hatte. Ebenso den warmen Pullover nebst Rock, denn sie war ja in Hauskleid und Küchenschürze im Krankenhaus eingeliefert worden.

      Auch feste Schuhe fand sie vor, Mütze, Schal, Handschuhe. Ralf schien tatsächlich an alles gedacht zu haben.

      Selbst die Kassette mit dem Schmuck fehlte nicht. Als Lenore diese öffnete, lag obenauf ein Umschlag, in dem einige Hundertmarkscheine und ein Zettel steckten, auf dem stand:

      Dieses zuerst für Deinen Unterhalt. Weitere Summen gehen über Dein Bankkonto. Die Raten werden selbstverständlich weiter gezahlt.

      Ralf

      »Sieh mal, Tante Traude, wenn das da kein Unsinn ist!« hielt Lenore ihr unmutig die Scheine unter die Nase. »Ich habe doch Geld, von dem ich leben kann, schon allein von den Raten …«

      »Das ist aber dein Geld, mein Kind«, unterbrach Gertraude sie gelassen. »Der Ehemann ist jedoch verpflichtet, für den Unterhalt seiner Frau zu sorgen.«

      »Gewiß. Na, egal. Er muß ja wissen, was er tut.«

      Am nächsten Vormittag standen die beiden im Zimmer des Professors, um Abschied von ihm, der Oberschwester und dem jungen Arzt zu nehmen. Gertraude rundlicher denn je, so daß die Kleider ihr knapp paßten, Lenore schlank und biegsam wie eine Gerte. Der Pullover war so blau wie das leuchtende Augenpaar, das natürliche Gelock glänzte und gleißte im Schein der Wintersonne, die ins Zimmer strahlte. Jetzt sah man erst, wie schön dieses junge Menschenkind war, von einer natürlichen, bezaubernden Schönheit.

      »Die Narren werden eben nicht alle«, brummte Wilmar, und man wußte wohl, wen er mit diesem Narren meinte: nämlich Skörsen, der es nicht verstanden hatte, so viel Köstlichkeit zu hüten.

      Lenore jedoch sah ihn kopfschüttelnd an. »Wer

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