Der Herzensdieb. Barbara Cartland

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Der Herzensdieb - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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bestätigte er. „Darf ich Ihnen versichern, daß Sie so schön sind, daß Sie der unnötigen Zierde, die Ihre Smaragde darstellen, gar nicht bedürfen.“

      „Auf Ihre Komplimente kann ich verzichten“, erwiderte sie eisig.

      „Dann muß ich mich wohl mit den Smaragden begnügen, wenn sie auch neben der Schönheit ihrer Trägerin verblassen.“

      Sie trug ein trotzig erhobenes Kinn zur Schau, löste aber das Kollier und reichte es ihm. Ohne den Blick von ihr zu wenden, ließ er es nachlässig in einen Leinenbeutel fallen, den er in der Hand hielt.

      Er war anders angezogen, als sie von einem Straßenräuber erwartet hätte. In seiner Kleidung, die aus einer gut sitzenden Jacke, eng anliegenden Hosen und glänzend polierten Lederstiefeln bestand, unterschied er sich nicht von denen, denen sie täglich in der feinen Gesellschaft begegnete. Auf dem Kopf saß schräg ein hoher Hut, seine frische, weiße Krawatte war so kunstvoll gebunden, daß er dem Grafen damit förmlich Konkurrenz machte.

      Lady Roysdon dachte unwillkürlich daran, daß es amüsant sein müßte, die beiden Männer sich gegenüber stehen zu sehen, wie es der Fall gewesen wäre, wenn der Graf sie nach Hause geleitet hätte. Andererseits hätte sie sich dann nicht auf dieser Straße befunden; sie konnte für ihr Mißgeschick nur sich selbst die Schuld zuschieben.

      „Meine Sammlung wäre nicht vollständig ohne die Ohrringe von den muschelgleichen Ohren von Mylady, den Armreifen von ihren Handgelenken und dem Ring von ihrem Finger“, stellte der Wegelagerer fest.

      Da ihr nichts anderes übrig blieb, händigte ihm Lady Roysdon die geforderten Schmuckstücke aus. Als sie ihm den Ring reichte, fing sich das Mondlicht im Stein eines zweiten Ringes, den sie am vierten Finger der linken Hand trug.

      „Nein“, rief sie, da sie bemerkte, daß sein Blick darauf fiel.

      „Nein?“ wiederholte er überrascht. „Und warum nicht? Ich kann nicht glauben, daß Sie sich mit etwas schmücken, was nicht von Wert ist.“

      „Er ist gefühlsmäßig von Wert für mich, weil er meiner Mutter gehörte. Er ist das einzige, was mir von ihr geblieben ist.“

      Sie sah ihn forschend an, um festzustellen, ob er ihr glaubte. Von einem Schmuckstück zu sprechen und ihm einen gefühlsmäßigen Wert zu geben, würde ein Bandit selten von den Lippen derer hören, die er beraubte.

      Als er zögerte, bat sie ihn in einem Ton, dessen sie sich bisher nicht bedient hatte, ihr den Ring zu lassen, weil er ihr unendlich viel bedeutete.

      „Sollte mir das etwas ausmachen?“

      „Vermutlich nicht“, erwiderte sie betrübt, und da es offenbar sinnlos war, weiter in ihn zu dringen, streifte sie den Ring vom Finger.

      Er entfernte sich, und sie sah, daß er den Beutel mit ihrem Schmuck in der Satteltasche seines Pferdes verstaute. Sie folgte ihm und stand hinter ihm, als er sich umdrehte.

      „Da haben Sie, was Sie wollen“, sagte sie und hielt ihm den Ring hin.

      „Denken Sie oft an Ihre Mutter?“ fragte er unvermittelt.

      „Sie starb, als ich fünfzehn war, und trotzdem vermisse ich sie noch immer.“

      „Sie haben sie sehr geliebt?“

      „Oh ja, sehr.“

      „Wie ich die meine, die bis vor wenigen Monaten bei mir lebte.“

      „Dann waren Sie ein sehr glücklicher Mensch.“

      „Das habe ich auch so empfunden.“

      Lady Roysdon fand es ziemlich ungewöhnlich, mit einem Straßenräuber eine solche Unterhaltung zu führen. Seine kultivierte Stimme, die nicht anders klang als die der Gentlemen, die sie kannte, ließ keinen Zweifel daran, daß er jedes Wort ernst meinte. Neugierig betrachtete sie sein Gesicht mit dem festen und gleichzeitig großzügigen Mund, dessen Winkel ein wenig nach oben gezogen waren, der den Eindruck erweckte, als ob er insgeheim über sich selbst lächelte.

      „Wer sind Sie?“ fragte sie.

      „Ist das nicht eine etwas indiskrete Frage an einen Räuber?“ parierte er. „Leute meinesgleichen pflegen anonym zu bleiben.“

      „Das weiß ich, aber ich überlege, ob das Ganze nicht ein Scherz auf meine Kosten ist, ob Sie mich nicht vielleicht aufgrund einer Wette berauben?“

      Er lächelte.

      „So etwas liegt eher auf Ihrer Linie, Lady Roysdon, ich bin echt.“

      „Sie kennen meinen Namen?“

      „Wer könnte in Brighton oder London wohnen, ohne von Ihnen gehört zu haben. Schließlich sind Sie berühmt.“

      Sein Ton ließ seine Worte kaum wie ein Kompliment klingen.

      „Sie meinen wohl eher berüchtigt“, erwiderte sie leise.

      „So unhöflich würde ich mich niemals ausdrücken.“

      „Aber Sie denken so.“

      „Spielt es für Sie eine Rolle, was ich denke?“

      „Vermutlich nicht, wobei ich mich allerdings frage, welche meiner Abenteuer an Ihr Ohr gedrungen sind.“

      „Eine ganze Anzahl davon. Soll ich dazu bemerken, daß ich nur die Hälfte von dem glaube, was ich gehört habe?“

      „Wie kann ich wissen, was Sie glauben, solange ich nicht weiß, was Sie gehört haben?“

      Sein Lächeln machte ihr klar, daß sie sich mehr wie ein Kind als eine erwachsene Frau anhören mußte.

      „Sie sind sehr schön, Lady Roysdon“, teilte er ihr nach kurzem Schweigen mit, „und daher finde ich, daß es jammerschade um Sie ist.“

      „Was ist jammerschade?“

      „Daß Ihr Name ständig in Verbindung mit den Stutzern und Dandies genannt wird, die in den Wirtshäusern und Clubs betrunken Toasts auf Ihr Wohl ausbringen.“

      „Woher wollen Sie das wissen?“ erkundigte sie sich wütend.

      Er machte eine kleine, wegwerfende Handbewegung, dann wandte er den Blick von ihr ab und richtete ihn dorthin, wo sich die Mondstrahlen durch die Zweige stahlen und silberne Muster auf den moosigen Boden malten.

      „Klatsch und Gerede verbreiten sich wie der Wind, sie erreichen selbst Orte wie diesen.“

      Sie folgte der Richtung seiner Augen. Erst jetzt ging ihr auf, wie friedlich und schön es hier war. Sie hatte plötzlich das Gefühl, als ob er sie Dinge zu sehen lehrte, die sie nicht kannte. Der Frieden, der unter diesen Bäumen herrschte, war etwas, wonach sie sich immer gesehnt, den sie jedoch nie gefunden hatte. Ein langes Schweigen breitete sich aus.

      „Sie scheinen mich zu verstehen“, sagte er sehr leise, als ob er ihre Gedanken gelesen hätte.

      Und da alles so seltsam und ungewöhnlich erschien, daß sie nicht wußte, was sie denken sollte, streckte

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