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Als Parker die Kneipe betrat, lärmte gerade eine Musik-Box los. Sie schaffte es nur mit Mühe und Not, den allgemeinen Krach zu übertönen.
Und wurde dann erschreckend laut, denn die Besucher der Kneipe wandten sich wie auf ein geheimes Kommando hin zur Tür und musterten den Butler. Bis auf die Musik-Box erstarb jedes Geräusch. Parker lüftete höflich seine schwarze Melone, schritt über die restlichen Stufen und begab sich zur Theke.
Selbst die Musik-Box wurde jetzt leiser, als habe auch sie den Butler endlich gesehen und zur Kenntnis genommen.
Das allgemeine Schweigen ging ohne Übergang in ein prustendes Gelächter über.
Josuah Parker wirkte in dieser Umgebung auch wirklich zu komisch. Er forderte die lärmenden und angetrunkenen Gäste geradezu heraus, sich mit ihm zu befassen. Einige besonders clevere Männer tuschelten bereits miteinander und heckten Streiche gegen den Butler aus.
Für Parker sah es nicht besonders gut aus. Merkte er denn nicht, daß er sich als Zielscheibe förmlich anbot?
»Was soll’s denn sein?« fragte ihn einer der Barkeeper grinsend.
»Was können Sie mir empfehlen?« gab Parker höflich zurück, »ich lasse mich stets gern beraten.«
»Momentchen, ich schlage vor, Sie nehmen Spezialcocktail.«
»Ausgezeichnet«, erwiderte Parker. Er hing seinen altväterlich gebundenen Regenschirm über die Haltestange der Theke und erstieg einen freien Hocker.
Parker griff in seine innere Manteltasche und förderte ein altertümliches Zigarrenetui an den Tag. Als er es aufklappte, wurden pechschwarze Zigarren sichtbar. Eine davon nahm Parker heraus und präparierte sie umständlich.
Noch klangen die Stimmen gedämpft.
Alles wartete auf den Cocktail des Hauses. Jeder, außer Parker, wußte genau, was diesem komischen Vogel, wie Parker bereits leise genannt wurde, vorgesetzt werden sollte.
Der Barkeeper schwänzelte heran.
»Es wird Ihnen schmecken«, sagte er und versuchte, ein relativ harmloses Gesicht zu ziehen. »Am besten, Sie kippen ihn in einem Zug hinunter.«
»Gewiß, gewiß …!«
Parker legte die noch nicht angezündete Zigarre in den Aschenbecher und hob das Glas prüfend gegen das Neonlicht. Er nickte anerkennend.
»Eine recht hübsche Farbe«, kommentierte er arglos.
Um ihn herum erstarben die Stimmen. Parker wurde zum Mittelpunkt des Lokals.
Er hob das Glas, setzte es an die Lippen und kippte den Cocktail tatsächlich ruckartig hinunter.
Er verzog keine Miene.
Doch das konnte mit einer etwaigen Spätzündung Zusammenhängen. Hofften wenigstens die Barkeeper und die Gäste. Der Cocktail war nämlich nichts anderes als flüssiger Sprengstoff, den die Männer hinter der Theke in aller Eile, aber äußerst sachkundig zusammengebraut hatten.
Dieser Cocktail reichte aus, um bärenstarke Männer wie vom Blitz getroffen umfallen zu lassen. Er mußte wie ein K.-O.-Schlag wirken. Und hatte bisher immer noch so bewirkt.
Parker setzte das Glas ab, tupfte sich die Lippen mit einem Seidentuch ab.
»Na …?« fragte der Barkeeper und kniff die Augen zusammen. Er wartete darauf, daß sein ganz in Schwarz gekleideter Gast nun endlich vom Hocker kippte.
»Nicht unbedingt schlecht zu nennen«, bemerkte Parker beiläufig und nickte, »den nächsten Cocktail sollten Sie allerdings etwas besser mixen. Für meine Begriffe schmeckt er ein wenig fade.« Das schlug, wie man so sagt, dem Faß die Krone ins Gesicht.
Ein Stöhnen und Seufzen ging durch die Kellerkneipe. Wildfremde Männer sahen sich verstört und verdutzt an. Denn Josuah Parker blieb auf seinen Barhocker sitzen, zeigte nicht die geringste Wirkung.
Der Barkeeper war derart erschüttert, daß er einen riesigen Fehler beging.
Um sich zu stärken, goß er sich aus dem Shaker einen an sich recht unbedeutenden Schluck des Atomcocktails ein, kippte ihn hinunter und … sackte wie nach einem fürchterlichen Fausthieb in sich zusammen.
Josuah Parker schien ganz allein in der überfüllten Kneipe zu sein.
Er setzte die bereits präparierte Zigarre in Brand und paffte drauf los. Diese schwarz-grün schillernden Zigarren ließ er sich eigens herstellen. Er ließ Tabake dafür verwenden, die ein normaler Raucher nur als besseres Gift oder Insektenmittel bezeichnet hätte.
Die Rauchentwicklung der Zigarre war enorm.
Dichte Schwaden lösten sich von der Glut. Die Gäste in Parkers Nähe wurden unvermittelt von quälenden Hustenanfällen geschüttelt.
Parker übersah und überhörte das alles.
Zufrieden und entspannt rauchte er, wartete im übrigen auf den zweiten Cocktail nach Art des Hauses.
Die Qualmwolken der Zigarre breiteten sich aus.
Das allgemeine Tuscheln und Raunen ging in mehr oder weniger lautes Husten über.
Die ersten Gäste räumten fluchtartig die Theke.
Die beiden noch stehenden Barkeeper hielten sich die nassen Servietten vor Mund und Nase und traten eine hastige Flucht an. Fliegenschwärme an der Decke gerieten in schnelle Bewegung und versuchten zu fliehen.
Vergeblich.
Die Rauchschwaden waren schneller. Matt und kraftlos torkelten sie zu Boden.
An der Kellertreppe entstand ein Gedränge.
Flüchtende Gäste stauten sich vor dem schmalen Ausgang. Erst in diesen kritischen Momenten wurde Parker sich bewußt, was er angerichtet hatte.
Hastig löschte er die Glut der Zigarre.
Als eingeschworener Menschenfreund wollte er schließlich kein Unheil stiften.
Als er die Keilerkneipe verließ, er ließ für den Cocktail einen Silberdollar zurück, öffnete sich eine Gasse. Würdevoll, mit der Melone nach allen Seiten grüßend, ging der Butler zurück auf die Straße.
Er war sicher, seinen Informanten bald zu treffen. Sein Besuch in der Kellerkneipe verfolgte nämlich keinen anderen Zweck, als Hank Mondon aufmerksam werden zu lassen …!
Nach einer knappen Stunde war Josuah Parker zwar um einige Dollarnoten erleichtert worden, dafür wußte er aber einiges über Walt Hostans.
Während seiner Fahrt durch die Stadt sprach der Butler einen ersten Bericht auf Tonband. Solch ein Gerät hatte er sich selbstverständlich in den Wagen einbauen lassen. Das hing nicht nur mit