Gesammelte Werke. Джек Лондон
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»Na, wie fühlen Sie sich jetzt, Herr?« fragte er mit der gezierten Untertänigkeit, die auf Generationen trinkgeldbeflissener Ahnen schließen ließ.
Als Antwort versuchte ich mich zu erheben, Yonson half mir auf die Füße. Das Rasseln und Klirren der Bratpfanne zerrte entsetzlich an meinen Nerven. Ich konnte meine Gedanken nicht sammeln. Ich griff zur Stütze nach der Holzbekleidung–sie war so schmierig, dass sich mir die Eingeweide im Leibe umdrehten –, langte über den heißen Küchenherd hinweg nach dem scheußlichen Gegenstand, holte ihn vom Nagel herunter und verkeilte ihn sicher im Kohlenkasten.
Der Koch lächelte über meine Nervosität und drückte mir mit den Worten: »Das wird Ihnen gut tun« einen dampfenden Becher in die Hand. Es war ein widerliches Gesöff – Schiffskaffee –, aber die Wärme belebte mich doch. Während ich langsam das Getränk schlürfte, warf ich hin und wieder einen Blick auf meine wundgeriebene, blutende Brust. Dann wandte ich mich an den Skandinavier.
»Vielen Dank, Herr Yonson«, sagte ich, »aber meinen Sie nicht, dass Ihre Behandlung etwas gewaltsam war?«
Eher aus meiner Bewegung als aus meinen Worten fühlte er wohl den Vorwurf heraus. Er hielt mir die Hand hin. Sie war schrecklich rau. Mit leichtem Schauer ließ ich die meine über die hornartigen Schwielen gleiten.
»Ich heiße Johnson, nicht Yonson«, sagte er in ausgezeichnetem, wenn auch etwas langsamem und eine Spur fremdländischen Englisch.
In seinen blassblauen Augen erschien ein milder Protest, aber dazu eine schüchterne Offenheit und Männlichkeit, die mich ganz für ihn einnahmen.
»Vielen Dank, Herr Johnson«, verbesserte ich mich und streckte ihm meine Hand hin.
Scheu und schüchtern zögerte er, trat von einem Bein auf das andere, fasste schließlich linkisch meine Hand und schüttelte sie herzlich.
»Haben Sie etwas trockenes Zeug für mich?« fragte ich den Koch.
»Ja, Herr«, erwiderte er diensteifrig. »Ich werde in meinem Vorrat nachsehen, wenn Sie nichts dagegen haben, Herr, meine Sachen anzuziehen.«
Er schlüpfte oder glitt vielmehr zur Küchentür hinaus mit einer Schnelligkeit und Geschmeidigkeit, die mir weniger katzenartig als ölig erschienen. In der Tat, diese Schlüpfrigkeit war, wie ich später erfahren sollte, wahrscheinlich seine hervorstechendste Eigenschaft.
»Und wo bin ich?« fragte ich Johnson, den ich mit Recht für einen von den Matrosen hielt. »Was für ein Fahrzeug ist dies, und wo geht es hin?«
»Von den Farallonen nach Südwest«, erwiderte er langsam und planmäßig, als bemühte er sich, sein bestes Englisch zu sprechen, und strengte sich an, meine Fragen richtig der Reihenfolge nach zu beantworten. »Schoner ›Ghost‹ auf Robbenfang nach Japan.« »Und wo ist der Kapitän? Ich muss ihn sprechen, sobald ich mich umgekleidet habe.«
Johnson blickte verlegen und verwirrt drein. Zögernd suchte er in seinem Wortschatz nach einer treffenden Antwort. »Käptn Wolf Larsen, wie er genannt wird. Seinen anderen Namen habe ich nie gehört. Aber es ist am besten, wenn Sie vorsichtig mit ihm reden. Er ist verrückt heut morgen. Der Steuermann – –«
Aber er vollendete den Satz nicht. Der Koch war wieder hereingeglitten.
»Es ist besser, du machst, dass du wegkommst, Yonson«, sagte er. »Der Alte sucht dich an Deck, und heut ist es am besten, ihm nicht in die Quere zu kommen.«
Johnson wandte sich gehorsam zur Tür, wobei er mir über die Schulter des Kochs hinweg in einer merkwürdig feierlichen, unheilverkündenden Weise zuwinkte, als wollte er die unterbrochene Bemerkung bekräftigen und mir ans Herz legen, ja recht vorsichtig mit dem Kapitän zu reden.
Über dem Arm des Kochs hingen einige zerknüllte, hässliche Kleidungsstücke, die einen säuerlichen Geruch ausströmten.
»Sie sind feucht gewesen, Herr«, erklärte er, »aber Sie werden sie schon tragen müssen, bis ich Ihre am Feuer getrocknet habe.«
Während ich mich am Holzwerk festhielt, gelang es mir mit Hilfe des Kochs, in ein raues, wollenes Hemd zu schlüpfen. Bei der Berührung überlief mich eine Gänsehaut. Er bemerkte mein unwillkürliches Zusammenzucken und Gesichterschneiden und grinste: »Ich will nur hoffen, dass Sie sich nie im Leben an so was gewöhnen müssen. Eine feine Haut, die Sie haben, fast wie von einer Dame! Ich hab’ gleich, als ich Ihre Haut sah, gemerkt, dass Sie ein feiner Herr sind.«
War er mir schon auf den ersten Blick unsympathisch gewesen, so wuchs mein Unbehagen noch, als er mir jetzt beim Ankleiden half. Seine Berührung allein war mir widerlich. Ich wich vor seiner Hand zurück, mein Fleisch widersetzte sich. Dazu kam der nicht gerade angenehme Duft aus den verschiedenen Kochtöpfen auf dem Herde, sodass ich mich beeilte, an die frische Luft zu kommen. Überdies war es notwendig, dass ich mit dem Kapitän sprach, um zu hören, wie ich an Land kommen konnte.
Ein billiges Baumwollhemd mit ausgefranstem Kragen und verblichener Hemdbrust mit Flecken, die ich für Blutspritzer hielt, wurde mir unter einem Strom von Entschuldigungen übergezogen. Ein Paar schwerer Seestiefel umschloss meine Füße, und dazu wurde ich mit hellblauen, ausgewaschenen Überzughosen ausstaffiert, deren eines Bein ungefähr zehn Zoll kürzer als das andere war.
»Und wem habe ich für all diese Herrlichkeit zu danken?« fragte ich, als ich voll ausstaffiert dastand, eine winzige Knabenmütze auf dem Kopf und als Rock eine schmutzige gestreifte Baumwolljacke, die mir gerade bis ans Kreuz ging, und deren Ärmel mir bis zu den Ellbogen reichten.
Der Koch richtete sich in seiner kriecherischen Art auf, und sein geziertes Lächeln schien um Entschuldigung zu bitten. Nach den Erfahrungen, die ich auf Ozeanschiffen gegen Ende der Reise mit Stewards gemacht hatte, hätte ich darauf schwören mögen, dass er auf Trinkgeld wartete. Aber ich erkannte später, dass seine Haltung ganz unbewusst war: zweifellos ererbte