Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон Gesammelte Werke bei Null Papier

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sah, dass der Mann im­mer di­cker wur­de. Er nahm tat­säch­lich mit je­dem Tag an Um­fang zu. Die Ge­lehr­ten schüt­tel­ten die Köp­fe und ver­such­ten al­ler­lei Er­klä­run­gen. Sie setz­ten sei­ne Ra­tio­nen bei den Mahl­zei­ten her­ab, aber den­noch wur­de er im­mer di­cker, und man konn­te se­hen, wie sein Kör­per in un­heim­li­cher­wei­se un­ter dem Hemd an­schwoll.

      Die Ma­tro­sen grins­ten. Sie wuss­ten näm­lich Be­scheid. Und als die For­scher ihn über­wa­chen lie­ßen, dau­er­te es nicht lan­ge, so wuss­ten sie auch Be­scheid. Sie sa­hen, wie er sich nach dem Früh­stück nach vorn schlich und sich wie ein Bett­ler mit aus­ge­streck­ter Hand ei­nem Ma­tro­sen nä­her­te. Der See­mann grins­te und reich­te ihm einen Bro­cken von ei­nem Zwie­back. Er nahm ihn gie­rig, be­trach­te­te ihn, wie ein Ar­mer einen Gold­klum­pen be­trach­ten wür­de, und steck­te ihn un­ter sein Hemd. Von den an­de­ren grin­sen­den Ma­tro­sen be­kam er ähn­li­che Ge­schen­ke.

      Die For­scher wa­ren dis­kret und lie­ßen ihn ge­wäh­ren. In al­ler Stil­le un­ter­such­ten sie aber sei­ne Koje. Und da ent­deck­ten sie, dass die Koje mit Zwiebä­cken ge­füt­tert war. Die Ma­trat­zen wa­ren mit Zwiebä­cken aus­ge­stopft. Je­der Win­kel und jede Rit­ze war mit Zwiebä­cken aus­ge­füllt. Und doch war sein Ver­stand völ­lig in Ord­nung. Er woll­te sich nur ge­gen die Mög­lich­keit ei­nes neu­en Ver­hun­gerns si­che­ren – das war al­les. Die For­scher er­klär­ten, dass er ge­sund wer­den wür­de. Und er war es auch, schon ehe die »Bed­ford« in der Bucht von San Fran­zis­ko vor An­ker ging.

Der Seewolf Erster Teil

      1

      Ich weiß kaum, wo be­gin­nen, wenn ich zu­wei­len auch im Scherz Char­ley Fu­ru­seth alle Schuld gebe. Er be­saß ein Som­mer­haus auf dem Lan­de, in Mill Val­ley, im Schat­ten des Ta­mal­pais, be­zog es aber nur, wenn er sich die Win­ter­mo­na­te ver­trei­ben und, um aus­zu­span­nen, Nietz­sche und Scho­pen­hau­er le­sen woll­te. Kam der Som­mer, so gab er ei­nem hei­ßen, stau­bi­gen Da­sein in der Stadt mit un­abläs­si­ger Ar­beit den Vor­zug. Wäre es nicht mei­ne Ge­wohn­heit ge­we­sen, ihn all­wö­chent­lich von Sonn­abend nach­mit­tag bis Mon­tag mor­gen zu be­su­chen, so hät­te mich eben die­ser Ja­nu­ar-Mon­tag­mor­gen nicht auf der Bucht von San Fran­cis­co ge­se­hen.

      Das Schiff, auf dem ich mich be­fand, bot alle Si­cher­heit. Die ›Mar­ti­ne­z‹ war eine neue Dampf­fäh­re, die ihre vier­te oder fünf­te Fahrt auf der Rou­te Sau­sa­li­to-San Fran­cis­co zu­rück­leg­te. Aber der dich­te Ne­bel, der die Bucht wie mit ei­ner De­cke über­zog, und von dem ich als Lan­drat­te kei­ne rech­te Vor­stel­lung hat­te, war ge­fahr­dro­hend. In der Tat er­in­ne­re ich mich noch der sanf­ten Er­re­gung, mit der ich mei­nen Platz vorn auf dem Ober­deck ge­ra­de un­ter­halb des Lot­sen­hau­ses ein­ge­nom­men hat­te, wäh­rend die Ge­heim­nis­se des Ne­bels mei­ne Fan­ta­sie um­span­nen. Es weh­te eine fri­sche Bri­se, und eine Zeit lang be­fand ich mich al­lein, in feuch­te Fins­ter­nis gehüllt – al­lein und doch nicht al­lein, denn ich hat­te das un­be­stimm­te Ge­fühl, dass sich der Lot­se und noch ein We­sen, das ich für den Ka­pi­tän hielt, oben im Glas­hau­se über mei­nem Kop­fe be­fan­den.

      Ich dach­te dar­an, wie be­quem die Ar­beits­tei­lung war, die mich der Mühe ent­hob, Ne­bel, Win­de, Ge­zei­ten und Schiff­fahrts­kun­de zu stu­die­ren, und mir doch er­laub­te, mei­nen Freund jen­seits der Bucht zu be­su­chen. Ich stell­te Be­trach­tun­gen über den Vor­teil der Spe­zia­li­sie­rung des Men­schen an. Das Son­der­wis­sen ei­nes Lot­sen und ei­nes Ka­pi­täns ge­nüg­te für vie­le Tau­sen­de, die eben­so­we­nig von See und Schiff­fahrt ver­stan­den wie ich. Und ich wie­der­um hat­te es nicht nö­tig, mei­ne Kräf­te auf das Stu­di­um un­zäh­li­ger Din­ge zu ver­schwen­den, son­dern konn­te mich auf ei­ni­ge we­ni­ge kon­zen­trie­ren, wie au­gen­blick­lich auf eine Un­ter­su­chung der Stel­lung Poes zu der üb­ri­gen ame­ri­ka­ni­schen Li­te­ra­tur – wor­über ich, ne­ben­bei be­merkt, ge­ra­de einen Auf­satz in der Zeit­schrift ›At­lan­ti­c‹ ge­schrie­ben hat­te. Als ich an Bord ge­kom­men war, hat­te ich beim Durch­schrei­ten der Ka­jü­te einen star­ken Herrn mit den Au­gen ver­schlun­gen, der in die, ›At­lan­ti­c‹ und of­fen­bar ge­ra­de in mei­nen Auf­satz ver­tieft war. Und auch hier wie­der das Sys­tem der Ar­beits­tei­lung: Das Son­der­wis­sen von Lot­sen und Ka­pi­tän brach­ten den star­ken Herrn si­cher von Sau­sa­li­to nach San Fran­cis­co und er­laub­ten ihm da­bei, sich an den Früch­ten mei­nes Son­der­wis­sens über Poe zu la­ben.

      Ein Mann mit ro­tem Ge­sicht un­ter­brach mei­ne Be­trach­tun­gen. Er warf ge­räusch­voll die Ka­jü­ten­tür hin­ter sich zu und stapf­te schwer­fäl­lig aufs Deck hin­aus. Er warf einen ra­schen Blick auf das Lot­sen­haus, be­trach­te­te den Ne­bel, stapf­te hin und zu­rück über das Deck (es sah aus, als hät­te er künst­li­che Bei­ne) und blieb end­lich spreiz­bei­nig und mit ei­nem Aus­druck her­ber Freu­de im Ge­sicht ne­ben mir ste­hen. Ich ging wohl nicht fehl in mei­ner Ver­mu­tung, dass er sei­ne Tage auf dem Mee­re ver­bracht hat­te.

      »Scheuß­li­ches Wet­ter! Ein Wet­ter, das ei­nem vor­zei­tig graue Haa­re ver­schafft!« rief er und nick­te in der Rich­tung des Lot­sen­hau­ses.

      »Ich hät­te nicht ge­glaubt, dass hier be­son­de­re Kunst nö­tig sei!« ant­wor­te­te ich. »Es sieht so ein­fach aus wie das Abc. Der Kom­pass gibt die Rich­tung an. Ent­fer­nung und Fahr­ge­schwin­dig­keit sind be­kannt. Ich soll­te mei­nen, dass al­les mit ma­the­ma­ti­scher Ge­nau­ig­keit zu be­rech­nen wäre!«

      »Kunst!« schnaub­te er. »Ein­fach wie das Abc! Ma­the­ma­ti­sche Ge­nau­ig­keit!«

      Er schi­en sich zu re­cken, stemm­te sich nach hin­ten ge­gen den Wind und starr­te mich an: »Wie steht es zum Bei­spiel mit Ebbe und Flut hier im ›Gol­de­nen Tor‹?« frag­te oder brüll­te er viel­mehr. »Wel­che Fahrt macht die Ebbe? Wie läuft die Strö­mung, he? Bit­te, hor­chen Sie mal! Die Glo­cke ei­ner An­ker­bo­je. Wir sind ge­ra­de dar­über! Mer­ken Sie, wie wir den Kurs än­dern?«

      Aus dem Ne­bel er­klang das kla­gen­de Stöh­nen ei­ner Schiffs­glo­cke, und ich sah, wie der Lot­se das Steu­er­rad mit großer Schnel­lig­keit dreh­te. Das Läu­ten, das eben noch vor uns zu tö­nen schi­en, kam jetzt von der Sei­te. Un­se­re ei­ge­ne Schiffs­pfei­fe fauch­te hei­ser, und von Zeit zu Zeit quol­len die Töne an­de­rer Pfei­fen aus dem Ne­bel her­vor.

      »Das ist eine Fäh­re!« sag­te der Frem­de, als jetzt rechts Pfei­fen er­tön­te. »Und da! Hö­ren Sie? Da bläst ei­ner mit dem Mun­de! Höchst­wahr­schein­lich ein klei­ner Scho­ner. Auf­pas­sen, Mr. Scho­ner! Ach, hab’ ich’s nicht ge­dacht! Jetzt ist bei de­nen die Höl­le los!«

      Die un­sicht­ba­re Fäh­re stieß ein Ne­bel­horn­si­gnal nach dem an­de­ren aus, und das klei­ne Horn tu­te­te schre­cken­er­re­gend.

      »Und jetzt be­wei­sen sie sich ge­gen­sei­tig ihre Hochach­tung und ver­su­chen klar­zu­kom­men«, fuhr der Mann mit dem ro­ten Ge­sicht fort, als das ra­sen­de Pfei­fen auf­hör­te.

      Sein

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