Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон Gesammelte Werke bei Null Papier

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Fluss ent­lang, der voll Kalk und an ein­zel­nen Stel­len mit Schilf be­wach­sen war. Er riss die Schilf­hal­me ab, so nahe an der Wur­zel wie mög­lich, und pflück­te ein Stück her­aus, das un­ge­fähr wie ganz jun­ge Zwie­belkeim­lin­ge aus­sah und nicht län­ger als ein Bil­der­na­gel war. Es war zart, und als sei­ne Zäh­ne sich dar­in ver­gru­ben, knack­te es knusp­rig, dass er dach­te, eine de­li­ka­te Spei­se ge­fun­den zu ha­ben. Aber die Fi­bern wa­ren zäh, un­ge­nieß­ba­re Fa­sern, die von Was­ser durch­tränkt wa­ren, ganz wie die Moos­bee­ren. Nähr­wert hat­ten sie über­haupt nicht. Und doch schleu­der­te er sein Ge­päck fort und kroch in das Schilf. Er kau­te und fraß wie ein Vieh.

      Er war sehr müde und hat­te oft ge­nug nur den einen Ge­dan­ken, sich hin­zu­le­gen und aus­zu­ru­hen – ganz still zu lie­gen und zu schla­fen. Aber er wur­de un­auf­halt­sam wei­ter­ge­trie­ben – nicht so sehr durch den Wunsch, das »Land der klei­nen Zwei­ge« zu er­rei­chen, wie durch den ewig na­gen­den Hun­ger. Er such­te in den klei­nen Pfüt­zen nach Fröschen und grub mit sei­nen Nä­geln in der Erde nach Wür­mern, ob­gleich er ganz ge­nau wuss­te, dass es so hoch im Nor­den we­der Frösche noch Wür­mer gab.

      Ver­ge­bens un­ter­such­te er den kleins­ten Tüm­pel, bis er end­lich, als die Däm­me­rung schon längst an­ge­bro­chen war, in ei­ner Pfüt­ze einen ein­sa­men Fisch ent­deck­te. Er war nicht grö­ßer als eine El­rit­ze. Den­noch steck­te der Mann sei­nen Arm bis zur Schul­ter in das ei­si­ge Was­ser, aber der Fisch ent­schlüpf­te ihm. Er griff mit bei­den Hän­den nach ihm, doch das Was­ser wur­de durch den mil­chi­gen Bo­den­schlamm so ge­trübt, dass er kaum et­was se­hen konn­te. In sei­ner Auf­re­gung fiel er auch noch selbst in die Pfüt­ze und wur­de bis zum Lei­be nass. Und jetzt war das Was­ser so trü­be ge­wor­den, dass al­les wei­te­re Su­chen zweck­los war. Er muss­te des­halb war­ten, bis es schließ­lich wie­der klar ge­wor­den war.

      Dann er­neu­er­te er sei­ne An­stren­gun­gen, den Fisch zu fan­gen. Aber er war zu un­ge­dul­dig. Des­halb nahm er sei­nen Zinn­be­cher aus dem Bün­del und be­gann die Pfüt­ze leer zu schöp­fen. Zu­erst ar­bei­te­te er wie ein Wil­der drauf­los, be­spritz­te sich und schleu­der­te das Was­ser nicht weit ge­nug, so­dass es wie­der in die Pfüt­ze lief. Dann nahm er sich zu­sam­men und mach­te es mit grö­ße­rer Sorg­falt. Er be­müh­te sich, ru­hig und kühl zu blei­ben, ob­gleich sein Herz ge­gen die Brust häm­mer­te und sei­ne Hän­de zit­ter­ten. Nach ei­ner hal­b­en Stun­de an­stren­gen­der Ar­beit war die Pfüt­ze fast leer. Kaum eine Tas­se voll war noch üb­rig. Aber – jetzt war kein Fisch mehr da. Nach lan­gem Su­chen fand er dann eine ver­bor­ge­ne Rit­ze im Stein­grund, durch die der Fisch in eine grö­ße­re Pfüt­ze, die da­ne­ben lag, ent­schlüpft war und die­se Pfüt­ze war zu groß, als dass er sie hät­te lee­ren kön­nen. Hät­te er nur eine Ah­nung vom Vor­han­den­sein der Rit­ze ge­habt, so hät­te er sie gleich mit ei­nem Stein ver­sper­ren kön­nen, und der Fisch wäre ihm leicht zur Beu­te ge­fal­len.

      So dach­te er und ver­such­te auf­zu­ste­hen, sank aber müde auf dem feuch­ten Bo­den um. An­fangs sprach er lei­se mit sich selbst, dann be­gann er im­mer lau­ter in die un­barm­her­zi­ge Ein­öde hin­aus­zu­ru­fen, die um ihn her brü­te­te. Und zu­letzt wur­de er von ei­nem krampf­haf­ten, trä­nen­lo­sen Schluch­zen ge­rüt­telt.

      Er mach­te ein Feu­er und wärm­te sich durch große Schlu­cke brüh­hei­ßen Was­sers. Dann be­rei­te­te er sich am fel­si­gen Ufer des Stro­mes ein La­ger, wie er es am Abend zu­vor ge­tan hat­te. Das letz­te, was er tat, war, dass er un­ter­such­te, ob sei­ne Streich­höl­zer tro­cken wa­ren. Dann zog er sei­ne Uhr auf. Die De­cken wa­ren feucht und klamm. In sei­nem Fuß­ge­lenk häm­mer­te der Schmerz. Aber er dach­te nur an ei­nes: dass er hung­rig war. Und in sei­nem un­ru­hi­gen Schlaf träum­te er von Fes­ten und Ban­ket­ten und von wun­der­ba­ren Ge­rich­ten, die ihm auf alle mög­li­che Art und Wei­se vor­ge­setzt wur­den.

      Er wach­te frie­rend und elend auf. Kei­ne Son­ne war zu se­hen. Das Grau der Erde und des Him­mels war noch tiefer ge­wor­den, noch un­durch­dring­li­cher. Ein rau­er Wind weh­te, und die ers­ten Schnee­fäl­le hat­ten die Gip­fel der Hü­gel mit weißem Schim­mer ver­hüllt. Die Luft um ihn wur­de dich­ter und wei­ßer, wäh­rend er Feu­er mach­te und Was­ser koch­te. Es war ein nas­ser Schnee, halb­wegs Re­gen, und die Flo­cken wa­ren groß und klamm. An­fangs zer­schmol­zen sie, so­bald sie den Bo­den be­rühr­ten, aber es fie­len im­mer mehr, und schließ­lich ver­hüll­ten sie die Erde, ver­lösch­ten das Feu­er und verd­ar­ben ihm sei­nen Vor­rat an tro­ckenem Moos, das er zum Feu­er­ma­chen ge­sam­melt hat­te.

      Dies war für ihn ein Zei­chen, dass er schnell sein Ge­päck neh­men und vor­wärts ge­hen soll­te, wenn er auch nicht wuss­te, wo­hin. We­der das »Land der klei­nen Zwei­ge« noch Bill oder das De­pot un­ter dem um­ge­kipp­ten Kanu am Dea­se-Fluss in­ter­es­sier­ten ihn jetzt. Es gab für ihn nur ein ein­zi­ges Wort: »Es­sen«, und das be­herrsch­te ihn voll­kom­men. Er war vor Hun­ger fast wahn­sin­nig ge­wor­den. Er küm­mer­te sich gar nicht um die Rich­tung, die er ein­schlug, so­lan­ge sie ihn durch die Schluch­ten führ­te. In­stink­tiv fand er un­ter dem nas­sen Schnee die wäs­se­ri­gen Moos­bee­ren. Sein Ge­fühl half ihm, mit­ten im Schnee das Schilf­gras zu fin­den und es mit der Wur­zel her­aus­zu­zie­hen. Das war je­doch eine Nah­rung, die nach nichts schmeck­te und in kei­ner Be­zie­hung be­frie­dig­te. Er fand auch ein Kraut, das einen säu­er­li­chen Ge­schmack hat­te, und aß al­les, was er da­von fin­den konn­te. Aber es war nur sehr we­nig, denn es war eine Kriech­pflan­ze, die un­ter ei­ner mehr­zöl­li­gen Schnee­krus­te kaum zu fin­den war.

      Die­se Nacht schlief er ohne Feu­er und ohne hei­ßes Was­ser zum Trin­ken. Wie zer­schla­gen kroch er in sei­nen Schlaf­sack, um den un­ru­hi­gen Schlaf des Hun­gern­den zu schla­fen. Der Schnee wur­de zu ei­nem kal­ten Re­gen. Sehr, sehr oft wach­te er auf, weil es ihm ei­sig auf sein nach oben ge­wand­tes Ge­sicht tropf­te. Es wur­de Tag – ein grau­er Tag ohne Son­ne. Es hat­te auf­ge­hört zu reg­nen. Sein Hun­ger war nicht mehr so ät­zend. Der schmerz­haf­te, fast un­er­träg­li­che Drang nach Es­sen war vor­bei, hat­te sich er­schöpft. Es war nur ein stump­fer, dump­fer Schmerz im Ma­gen ge­blie­ben, aber die­ser Schmerz stör­te ihn nicht so sehr. Er war auch wie­der ver­nünf­ti­ger ge­wor­den und im­stan­de, sei­ne Ge­dan­ken auf das »Land der klei­nen Zwei­ge« und das De­pot am Dea­se-Fluss zu kon­zen­trie­ren.

      Er riss den Rest ei­ner De­cke in Strei­fen und ver­band da­mit sei­ne blu­ten­den Füße. Dann mach­te er sich einen neu­en Ver­band um das ver­letz­te Fuß­ge­lenk und be­rei­te­te sich auf eine lan­ge Ta­ge­rei­se vor. Als er sein Bün­del zu pa­cken be­gann, mach­te er wie­der lan­ge und nach­denk­lich bei dem di­cken elch­le­der­nen Beu­tel halt. Aber schließ­lich ent­schloss er sich, ihn mit­zu­neh­men.

      Der Schnee war durch den Re­gen ge­schmol­zen, und nur die Gip­fel der Hü­gel schim­mer­ten noch weiß. Die Son­ne kam zum Vor­schein, und es ge­lang ihm, die Him­mels­rich­tun­gen fest­zu­stel­len, wenn er auch lei­der er­ken­nen muss­te, dass er sich ver­irrt hat­te. Wahr­schein­lich war er an ei­nem der vor­her­ge­hen­den Tage zu weit nach links ab­ge­schwenkt. Er bog des­halb scharf nach rechts ab, um der mög­li­chen Ab­wei­chung von sei­ner Rich­tung ent­ge­gen­zu­wir­ken.

      Ob­gleich die Schmer­zen, die der Hun­ger

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