Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон Gesammelte Werke bei Null Papier

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er auf al­len vie­ren, wie Bill es ge­tan. Und als der fünf­te Tag ver­gan­gen war, be­fand er sich noch sie­ben Mei­len vom Schiff ent­fernt und war sich dar­über klar, dass er höchs­tens eine Mei­le am Tage zu­rück­le­gen konn­te. Der Spät­som­mer dau­er­te im­mer noch an, und er kroch ab­wech­selnd und ruh­te sich er­schöpft aus. Und die gan­ze Zeit hin­durch hus­te­te und ächz­te der kran­ke Wolf hin­ter ihm her. All­mäh­lich wa­ren auch sei­ne Knie zu blu­ti­gen Fleisch­klum­pen wie die Füße ge­wor­den, und ob­gleich er ein Stück von sei­nem Hemd ab­riss und sie da­mit ver­band, hin­ter­ließ er doch eine rote Fähr­te auf Moos und Stei­nen. Als er ein­mal einen Blick zu­rück­warf, sah er, wie der Wolf gie­rig die blu­ti­gen Spu­ren ab­leck­te, und er­kann­te klar und deut­lich, wie es ihm er­ge­hen wür­de … wenn … ja, wenn er nicht selbst den Wolf er­wi­sch­te. Dann be­gann eine so grau­en­haf­te Tra­gö­die des Le­bens, wie sie je ge­spielt wor­den ist: Ein kran­ker Mann, der auf al­len vie­ren kriecht, ein kran­ker Wolf, der hin­ter­her hum­pelt. Zwei ster­ben­de Ge­schöp­fe, die ihre fast leb­lo­sen Kör­per durch die Ein­öde schlep­pen und sich ge­gen­sei­tig nach dem elen­den Rest von Le­ben trach­ten.

      Wäre es ein ge­sun­der Wolf ge­we­sen, es hät­te den Mann gar nicht so ge­stört. Aber der Ge­dan­ke, dass er Fut­ter für den Ma­gen die­ses ek­li­gen und fast schon ver­reck­ten Ge­schöp­fes wer­den wür­de, stieß ihn ab. Sei­ne Ge­dan­ken be­gan­nen wie­der wei­te Wege zu wan­deln. Hal­lu­zi­na­tio­nen über­wäl­tig­ten ihn, und die Au­gen­bli­cke kla­ren Be­wusst­seins wur­den im­mer klei­ner.

      Ein Schnau­fen dicht ne­ben sei­nem Ohr weck­te ihn aus ei­ner Ohn­macht. Es war der Wolf, der jetzt un­ge­schickt zu­rück­sprang, da­bei das Gleich­ge­wicht ver­lor und er­schöpft hin­fiel. Es sah lä­cher­lich aus, aber der Mann war nicht in der rech­ten Stim­mung, sich dar­über zu amü­sie­ren. Eben­so­we­nig emp­fand er ir­gend­wel­che Angst. Das Sta­di­um der Furcht hat­te er hin­ter sich. Aber sein Ge­hirn war wie­der klar ge­wor­den, und er blieb lie­gen und über­leg­te. Das Schiff war nur vier Mei­len ent­fernt. Er konn­te es ganz deut­lich se­hen, wenn er sich den Ne­bel aus den Au­gen rieb, und er sah auch die wei­ßen Se­gel ei­nes klei­nen Boo­tes, wel­ches das Was­ser des schim­mern­den Sees durch­schnitt. Er wuss­te in­des­sen, dass er nie im­stan­de sein wür­de, die­se letz­ten vier Mei­len zu krie­chen. Und doch war er trotz die­ses ver­häng­nis­vol­len Wis­sens – voll­stän­dig ru­hig … Er wuss­te so­gar, dass er nicht ein­mal eine hal­be Mei­le zu krie­chen ver­moch­te. Und den­noch wünsch­te er, am Le­ben zu blei­ben. Es schi­en ihm ganz irr­sin­nig, ster­ben zu wol­len, nach­dem er so viel aus­ge­hal­ten hat­te. Das Schick­sal stell­te zu große An­sprü­che an ihn. Und selbst jetzt; da er dem Tode nahe war, woll­te er nicht ster­ben. Es war frei­lich der rei­ne Wahn­sinn, aber den­noch ver­ach­te­te er den Tod noch in dem Au­gen­blick, da er ihn am Kra­gen pack­te. Er wei­ger­te sich, zu ster­ben.

      Er schloss die Au­gen und leg­te sich mit un­end­li­cher Vor­sicht zu­recht. Er nahm sich zu­sam­men, um nicht in die quä­len­de Ohn­macht zu sin­ken, die wie eine stei­gen­de Flut alle Quel­len sei­nes We­sens über­schwemm­te. Es war fast wie das Meer, die­ses töd­li­che Ohn­machts­ge­fühl, das im­mer stieg und stieg und Stück für Stück sein Be­wusst­sein ver­schlang. Zu­wei­len tauch­te er voll­kom­men dar­in un­ter und schwamm mit un­si­che­ren Schlä­gen durch das große Ver­ges­sen. Und dann ge­lang es ihm dank ir­gend­ei­nem selt­sa­men Ele­ment sei­ner See­le im­mer wie­der, einen neu­en Strei­fen von Wil­len zu fin­den, so­dass er wie­der mit stär­ke­ren Zü­gen weiter­schwim­men konn­te.

      Un­be­weg­lich blieb er auf dem Rücken lie­gen. Er konn­te den Atem des Wol­fes hö­ren, der sich lang­sam nä­her schlich. Im­mer nä­her kam das Tier, im­mer nä­her, ob­gleich es eine Ewig­keit dau­er­te. Aber er rühr­te sich nicht. Jetzt war der Wolf an sei­nem Ohr. Die raue tro­ckene Zun­ge rieb wie Sand­pa­pier die Haut sei­ner Wan­ge. Sei­ne Hän­de stie­ßen hin – oder je­den­falls woll­te er, dass sie hin­s­tie­ßen. Die Fin­ger wa­ren ge­krümmt wie die Kral­len ei­nes Raub­vo­gels – aber sie schlos­sen sich nur um die lee­re Luft. Schnel­lig­keit und Ent­schluss er­for­dern Stär­ke, und der Mann, der hier am Bo­den lag, be­saß kei­ne mehr.

      Die Ge­duld des Wol­fes war er­schüt­ternd. Aber die des Man­nes war nicht we­ni­ger un­heim­lich. Ei­nen hal­b­en Tag blieb er un­be­weg­lich lie­gen, über­wand die Be­wusst­lo­sig­keit, die sich an ihn her­an­sch­lich, und war­te­te auf dies Ge­schöpf, das sich an ihm sät­ti­gen woll­te – und an dem er sich zu sät­ti­gen ent­schlos­sen war. Hin und wie­der quoll die Woge der Ohn­macht über ihn her­ein, und er träum­te lan­ge Träu­me. Aber stets – ob wa­chend oder träu­mend – war­te­te er auf das Schnau­fen des Tie­res und die raue Lieb­ko­sung der Zun­ge.

      Er hör­te nicht ein­mal das At­men des Tie­res und glitt nur lang­sam aus ir­gend­ei­nem Traum auf, um die Zun­ge an sei­ner Hand zu spü­ren. Er war­te­te im­mer noch. Die Pfo­ten be­gan­nen lei­se zu­zu­drücken, und der Druck wur­de stär­ker … Der Wolf spann­te sei­ne letz­ten Kräf­te an, um die Zäh­ne in die Beu­te zu set­zen, auf die er so lan­ge ge­war­tet hat­te. Aber auch der Mann hat­te lan­ge ge­war­tet, und die eine er­schöpf­te Hand schloss sich um den Kie­fer. Der Wolf konn­te nur schwach kämp­fen, aber die Hand hat­te auch nicht viel Kraft. Des­halb ge­lang es der an­de­ren Hand nur sehr schwer­fäl­lig und lang­sam, sich zu ei­nem zwei­ten Griff zu he­ben. Fünf Mi­nu­ten dar­auf ruh­te das gan­ze Ge­wicht des Man­nes auf dem Vor­der­teil des Wol­fes. Die Hän­de hat­ten nicht Kraft ge­nug, das Tier zu er­wür­gen, aber der Mann drück­te sein Ge­sicht dicht an die Keh­le des Wol­fes, und sein Mund füll­te sich mit Haa­ren. Als eine hal­be Stun­de ver­gan­gen war, fühl­te er ein war­mes Rie­seln durch sei­nen Hals. An­ge­nehm war es nicht. Es war un­ge­fähr, wie wenn er ge­schmol­ze­nes Blei in den Ma­gen goss, und nur eine star­ke Wil­lens­an­span­nung er­mög­lich­te es ihm. Da­rauf dreh­te der Mann sich auf den Rücken und schlief ein.

      An Bord des Wal­fän­ger­schif­fes »Bed­ford« be­fan­den sich die Mit­glie­der ei­ner wis­sen­schaft­li­chen Ex­pe­di­ti­on. Vom Deck sa­hen sie ein selt­sa­mes Ding am Ufer. Es be­weg­te sich den Strand hin­un­ter auf das Schiff zu. Sie wa­ren nicht im­stan­de fest­zu­stel­len, was es sein moch­te, und da sie For­scher wa­ren, klet­ter­ten sie in das Groß­boot, das längs­seits am Schif­fe lag, und gin­gen an Land, es sich an­zu­se­hen. Und da er­blick­ten sie et­was, das le­ben­dig war, aber kaum An­spruch dar­auf er­he­ben konn­te, ein Mensch ge­nannt zu wer­den. Es war blind und be­wusst­los. Es kroch am Bo­den wie ein un­heim­li­ches Ge­würm. Die meis­ten An­stren­gun­gen, die es mach­te, wa­ren ver­geb­lich, aber es war voll zä­her Ener­gie, und es wand und krümm­te und schlän­gel­te sich wei­ter, so­dass es viel­leicht ein hal­b­es Dut­zend Schrit­te in der Stun­de wei­ter­kam.

      Drei Stun­den spä­ter lag der Mann in ei­ner Koje des Wal­fän­gers »Bed­ford«. Trä­nen ström­ten über sei­ne aus­ge­mer­gel­ten Wan­gen, als er be­rich­te­te, wer er war, und was er durch­ge­macht hat­te. Er schwätz­te auch un­zu­sam­men­hän­gen­des Zeug von ei­ner Mut­ter, von dem son­ni­gen Ka­li­for­ni­en und von ei­nem Heim zwi­schen Oran­gen­hai­nen und Blu­men.

      Es dau­er­te nicht mehr vie­le Tage, so saß er mit den Ge­lehr­ten und den Of­fi­zie­ren des Schif­fes bei Tisch. Er mach­te ein ganz dum­mes Ge­sicht, als er die vie­len

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