Gesammelte Werke. Джек Лондон
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»Ich komme später wieder«, sagte Pentfield. »Halten Sie bitte den Platz für mich frei.« Er stand auf und nahm seinen Beutel, der inzwischen beim Kassierer gewesen und um fünfhundert Dollar leichter zurückgekehrt war.
Er trat auf die Straße hinaus und kaufte sich eine Seattlezeitung. Sie enthielt denselben Bericht, wenn auch ein wenig gekürzt. Es war nicht mehr zu bezweifeln, dass Corry und Mabel verheiratet waren. Pentfield kehrte nach der Oper zurück und nahm wieder seinen Platz am Spieltisch ein. Er bat die Höchstgrenze aufzuheben.
»Wollen wohl versuchen, etwas Leben in die Bude zu kriegen«, sagte Nick Inwood und nickte dem Croupier sein Einverständnis zu. »Ich wollte gerade in den A.C.-Laden gehen, aber jetzt glaube ich doch, dass ich lieber bleibe und zusehe, wie es Ihnen ergeht.«
Nach zweistündigem Kampf zeigte es sich, wie es Lawrence Pentfield ergangen war. Der Croupier biss die Spitze einer frischen Zigarre ab, zündete ein Streichholz an und verkündete, dass die Bank gesprengt sei. Pentfield steckte die Vierzigtausend ein, gab Nick Inwood die Hand und teilte ihm mit, dass es das letztemal sei, dass er an seinem Spieltisch oder an einem anderen gespielt hätte.
Keiner ahnte oder vermutete, dass er getroffen, noch weniger, dass er schwer getroffen war. Seinem Auftreten war kein Unterschied anzumerken. Eine Woche ging er seiner Arbeit nach, ganz wie er es immer getan, bis er einen Bericht über die Hochzeit in einer Portlandzeitung las. Dann rief er einen Freund, bat ihn, sich seiner Mine anzunehmen, und reiste hinter seinen Hunden den Yukon hinauf. Bis White River folgte er dem Wege nach dem Salzwassersee, dort aber bog er ab. Fünf Tage später stieß er auf ein Jagdlager der White-River-Indianer. Abends wurde ein Fest abgehalten, und er saß auf dem Ehrenplatz neben dem Häuptling. Am nächsten Morgen lenkte er seine Hunde nach dem Yukon zurück. Aber er reiste nicht mehr allein. Eine junge Squaw fütterte an diesem Abend seine Hunde für ihn und half ihm das Lager bereiten. Sie war in ihrer Kindheit von einem Bären überfallen worden und hinkte immer noch leicht. Sie hieß Laschka, und sie war anfangs etwas misstrauisch gegen den fremden weißen Mann, der plötzlich aus dem Unbekannten aufgetaucht war, sie heiratete, ohne ihr ein Wort oder einen Blick zu schenken, und der sie jetzt mit sich in das Unbekannte nahm.
Aber Laschkas Schicksal war besser als das, welches wilden Indianermädchen sonst zuteil wird, wenn sie weiße Männer im Nordland heiraten. Sobald sie Dawson erreicht hatten, wurde die indianische Ehe, die sie verband, nach Art der weißen Männer feierlich vor dem Priester bestätigt. Von Dawson, wo ihr alles als Traum und Wunder erschien, brachte er sie direkt nach der Bonanzamine und in das aus viereckigen Planken erbaute Haus auf dem Hügel.
Das neuntägige Staunen, das die Folge davon war, wurde nicht so sehr durch den Umstand hervorgerufen, dass Lawrence Pentfield sich eine Squaw für Bett und Tisch gewählt hatte, wie durch die Feierlichkeit, durch die er den Bund legalisierte. Dass er diese Heirat besonders sanktionieren ließ, war das einzige, was der Gesellschaft unverständlich erschien. Aber niemand ließ Pentfield etwas merken. Solange die Launen eines Mannes der Gemeinschaft nicht schaden, lässt man ihn in Ruhe, und Pentfield wurde nicht einmal aus den Hütten der Männer verbannt, die weiße Frauen hatten. Die Trauzeremonie hatte die Wirkung, dass er nicht zu den Squawmännern gerechnet wurde, und enthob ihn jedes moralischen Vorwurfs, wenn es auch Männer gab, die seinen Geschmack kritisierten.
Von der Außenwelt bekam er keine Briefe mehr. Sechs Schlittenladungen mit Post waren am großen Lachsfluss verlorengegangen. Außerdem wusste Pentfield auch, dass Corry und seine Braut zu dieser Zeit schon unterwegs sein mussten. Sie mussten sich eben jetzt auf der Hochzeitsreise befinden … Auf der Hochzeitsreise, von der er zwei Jahre lang geträumt hatte. Er verzog bei diesem Gedanken bitter den Mund. Aber er ließ sich nichts merken, abgesehen davon, dass er freundlicher zu Laschka wurde.
Der März war schon längst vorbei, und der April näherte sich seinem Ende, als Laschka ihn um die Erlaubnis bat, den Yukon einige Meilen abwärts nach der Hütte Siwash Petes zu fahren. Petes Frau, die vom Stewart River stammte, hatte Bescheid geschickt, dass ihr kleines Kind krank war. Und Laschka, die außerordentlich mütterlich veranlagt war und sich selbst für erfahren in Bezug auf Kinderkrankheiten hielt, ließ keine Gelegenheit vorübergehen, um sich der Kinder anderer Frauen anzunehmen, die glücklicher waren als sie.
Pentfield schirrte die Hunde an, und Laschka hinter sich, schlug er den Weg das Bett des Bonanza hinab ein. Frühling lag in der Luft. Die Kälte hatte ihre schneidende Schärfe verloren, und wenn auch der Schnee immer noch das Land bedeckte, so erzählte doch das Murmeln und Rieseln des Wassers, dass der eiserne Griff des Winters sich lockerte. Der Weg war grundlos, hier und dort hatte man einen neuen Weg um die Löcher herum geschaffen. An einer solchen Stelle, wo nicht genügend Platz war, dass zwei Schlitten einander ausweichen konnten, hörte Pentfield das Läuten von Schellen, die sich näherten, und ließ deshalb seine Hunde haltmachen.
Ein Gespann müder Hunde kam um die nächste Ecke, von einem schwerbeladenen Schlitten gefolgt. An der Lenkstange ging ein Mann, der auf eine Art steuerte, die Pentfield bekannt vorkam, und hinter dem Schlitten kamen zwei Frauen. Sein Blick suchte wieder den Mann an der Lenkstange. Es war Corry. Pentfield stand auf und wartete. Er war froh, dass er Laschka bei sich hatte. Wenn die Begegnung arrangiert worden wäre, hätte sie nicht unter günstigeren Bedingungen stattfinden können, dachte er. Und während er dastand und wartete, überlegte er, was sie wohl sagen würden, was sie sagen könnten. Er selbst brauchte ja nichts zu erklären. Das war ihre Sache, und er war bereit, sie anzuhören.
Als sie einander gegenüberstanden, erkannte Corry ihn und blieb stehen. Mit einem »Hallo, Alter!« streckte er die Hand aus.
Pentfield nahm die Hand, aber ohne Wärme, ohne Worte. Jetzt hatten die beiden Damen sie erreicht, und er sah, dass die eine Dora Holmes war. Er nahm seine Pelzmütze ab, deren Ohrenklappen flatterten, gab ihr die Hand und wandte sich dann zu Mabel. Sie näherte sich mit wiegenden Schritten, strahlend und blendend, zögerte aber vor seiner ausgestreckten Hand. Er hatte eigentlich die Absicht gehabt zu sagen:
»Wie geht es Ihnen, Frau Hutchinson?«