Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон Gesammelte Werke bei Null Papier

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tap­fe­re Tat.«

      Fro­na war bei die­ser Ant­wort heiß und feu­rig ge­wor­den, aber dann schi­en sie ihm so trau­rig, dass der An­blick ih­res Ge­sichts ihm ins Herz schnitt.

      »Ich will dir nicht weh tun, Kind. Und wenn ich es doch tun muss, dann ver­zeih mir. Ich weiß nichts von die­sem St. Vin­cent, ich habe gar kei­nen An­halt für das, was ich jetzt sage, nur das un­si­che­re Ge­fühl. Aber ich kann mir nicht hel­fen, der Mann scheint mir nicht das, wo­für er sich aus­gibt. Dann habe ich al­ler­dings et­was über ihn ge­hört, eine klei­ne Tat­sa­che, an sich ganz ge­ring­fü­gig. Ein Auf­tritt un­ten in der Bar, bei dem er nicht ganz sau­ber war.«

      »Weil er mit ei­ner Va­rietéda­me ge­tanzt hat? … Nicht wahr, dar­über zer­bre­chen die Män­ner sich ihre Zun­gen? Vi­el­leicht hat er auch sonst schön mit ihr ge­tan und mei­net­we­gen so­gar … Je­den­falls geht das die an­de­ren nicht das ge­rings­te an, und mir ist er kei­ne Treue schul­dig. Wenn mir das weh tun soll, dann hab’ ich es je­den­falls mit mir al­lein aus­zu­ma­chen, aber ich kann nicht ein­mal sa­gen, dass es mir weh tut.«

      »Du ver­stehst mich falsch. An sei­ne Wei­ber­ge­schich­ten habe ich gar nicht ge­dacht, son­dern an et­was ganz an­de­res. Es hat da mal eine Prü­ge­lei statt­ge­fun­den, eine große, ge­wal­ti­ge Prü­ge­lei, wie sich’s ab und zu in ei­ner Gold­grä­ber­bar ge­hört. Er woll­te nicht mit­ma­chen. Rund­her­aus ge­sagt, er war so feig, dass es einen Hund er­bar­men konn­te. Ein­fach zum Kot­zen war’s, wie er sich be­nom­men hat.«

      »Ers­tens ist das doch al­les nur Gerücht … Und au­ßer­dem kann es gar nicht wahr sein. Er hat mir selbst bald dar­auf von der Ge­schich­te er­zählt. Aus­ge­se­hen hat er kei­nes­wegs wie ein Feig­ling, son­dern wie ein Mann, der beim Bo­xen ge­hö­rig ein­ge­steckt hat. Je­den­falls hät­te er nicht da­von ge­spro­chen, wenn es so ge­we­sen wäre, wie du sagst.«

      »Soll kei­ne An­kla­ge sein«, un­ter­brach Ja­cob Wel­se sich has­tig, als fürch­te­te er, zu viel ge­sagt zu ha­ben. »Manch­mal ist man nicht dis­po­niert, ich habe gute Män­ner knei­fen ge­se­hen, die bei ei­ner an­de­ren Ge­le­gen­heit wie der Teu­fel los­ge­gan­gen sind. Hö­ren wir auf da­von! Ich habe das Ge­fühl, dass ich dich auf fes­tes Land füh­ren woll­te und selbst in den Sumpf ge­ra­ten bin. Ich woll­te dir viel­leicht einen Rat ge­ben, aber un­ser­eins ist alt und plump, man soll bes­ser die Hän­de von so zer­brech­li­chen Sa­chen las­sen.«

      »Ich weiß, wie gut du es ge­meint hast, Dad­dy.«

      Sie ließ sich auf sei­ne Knie fal­len und lag so zärt­lich an sei­ner Brust, wie er es sein Le­ben lang nicht ge­fühlt hat­te.

      »Du gu­ter Dad­dy, machst dir so­viel un­nüt­ze Sor­gen um mich.«

      Dies war der letz­te Au­gen­blick, in dem er ihr das sa­gen konn­te, was ihm ei­gent­lich auf der Zun­ge lag:

      »Was geht es uns an, Fro­na, uns bei­de, was die Welt sagt? Du bist eine Wel­se und hast dei­nen Kom­pass in der Brust, du brauchst nach Him­mel und Höl­le nicht zu fra­gen, wenn du et­was tust. Und wenn du es dir ein­fal­len lässt, ganz ohne Kir­che und Stan­des­amt ein Kind zu be­kom­men, nur weil du eben ein Kind ha­ben willst, dann wird es trotz al­lem ein Wel­se sein, und wir bei­de fra­gen den Hen­ker da­nach, von wem es ist.«

      Als die letz­te Glut im Ka­min zer­fiel und die Wär­me das Zim­mer ver­ließ, lag sie im­mer noch an sei­ner Brust. Er er­zähl­te ihr, was sie ei­gent­lich hö­ren woll­te, von ih­rer Mut­ter, die ihr so he­ro­isch das Le­ben ge­ge­ben hat­te, von all den mu­ti­gen Wel­ses, die vor ihm ge­lebt hat­ten, und von dem großen, ein­sa­men Kampf bei Tre­a­su­re City, in dem sein Va­ter den Tod ge­fun­den.

      *

      Die lan­ge vor­be­rei­te­te Thea­ter­vor­stel­lung fand statt und wur­de ein so rie­si­ger Er­folg, wie Daw­son ihn höchs­tens ein­mal in je­dem Jah­re er­leb­te. St. Vin­cents Re­gie­kunst war au­ßer Zwei­fel. Er hat­te aus all den un­ge­fü­gen Men­schen eine Art rich­ti­ger Schau­spie­ler ge­macht und schi­en selbst auf der Büh­ne ein Fach­mann zu sein, kein Di­let­tant. Sie hat­ten »Nora« von Ib­sen ge­spielt, nichts zum La­chen, son­dern ein Stück, das die Men­schen quäl­te und zu­gleich er­hob. Un­ter sei­nem Ein­fluss, von sei­nem Ta­lent mit­ge­ris­sen, war Fro­na, die die Nora gab, weit über ihre Gren­zen hin­aus­ge­wach­sen. Sie hat­te Töne des Lei­des und der Lei­den­schaft ge­fun­den, die je­den er­grif­fen.

      Un­ter end­lo­sem Bei­fall war der Vor­hang ge­fal­len. Dann sam­mel­te Frau Shef­field die Ho­no­ra­tio­ren der Ge­sell­schaft um sich und hielt die Kri­tik in so flam­mend be­geis­ter­ten Aus­drücken, dass Ja­cob Wel­se sich är­ger­te. Auch Dave Har­ney knurr­te in das all­ge­mei­ne Lob hin­ein, ers­tens sei das Stück wie vom Teu­fel ge­spielt wor­den, und zwei­tens sei es wirk­lich ein ver­dammt gu­tes Stück, und drit­tens hät­te er schon, wer weiß wie lan­ge, kei­nen so schö­nen Abend ge­habt. Aber dann flüs­ter­te er dem Po­li­zei­of­fi­zier zu:

      »So’n biss­chen Schlei­er­tanz hät­te man schließ­lich auch gern ge­se­hen. Und mehr Mä­dels, vor al­lem mehr Mä­dels! Und warum hat der Ib­sen, oder wie der Bur­sche hei­ßen mag, denn gar kei­ne Schla­ger hin­ein­ge­dich­tet?«

      »Das hät­te ver­dammt schlecht ge­passt«, be­lehr­te ihn On­kel Matt, der nicht hö­ren konn­te, dass man an ir­gend­ei­ner Leis­tung Fro­nas Kri­tik übte. »Die Fro­na hat das so groß­ar­tig ge­spielt«, sag­te er, »so ver­dammt groß­ar­tig, dass an­de­re Mä­dels nur ge­stört hät­ten. Das gebe ich Ih­nen schwarz auf weiß, wenn Sie es wol­len.«

      »Ha­ben Sie Gum­mi ge­kauft?«

      »Gum­mi?«

      »Aber na­tür­lich, was hab’ ich Ih­nen denn ge­ra­ten? Wenn das Tau­wet­ter kommt, stei­gen die Gum­mis­tie­fel ins Asch­graue, habe ich Ih­nen ge­sagt. Dies Jahr kom­men sie auf drei Un­zen Gold das Paar, sonst fress’ ich alle al­ten Be­sen in Daw­son City. Heu­te kön­nen Sie sie noch für eine Unze das Paar kau­fen.«

      »Der Teu­fel soll Sie und Ihre Gum­mi­schu­he ho­len!«

      Aber da­mit war die Kunst für die­sen Abend er­le­digt, und man sprach wie­der von re­el­le­ren Din­gen.

      Gre­go­ry St. Vin­cent brach­te Fro­na nach Hau­se. Als sie al­lein in der eis­kal­ten Win­ter­luft stan­den, schüt­tel­te er sich, als müss­te er al­les ab­wer­fen, was ihn da drin um­ge­ben hat­te, und sag­te mit ei­nem tie­fen Seuf­zer: »End­lich!«

      »Was end­lich?«

      »End­lich kann ich Ih­nen sa­gen, wie wun­der­voll Sie die Nora ge­spielt ha­ben! Vi­el­leicht ha­ben Sie Per­len vor die Säue ge­wor­fen, aber ich we­nigs­tens war so er­grif­fen, dass ich selbst kaum wei­ter­spie­len konn­te. Bei der großen Sze­ne, in der Sie für im­mer aus mei­nem Da­sein ver­schwin­den …«

      »… was war da?«

      »Ja, da wa­ren Sie nicht Nora,

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