Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон Gesammelte Werke bei Null Papier

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ließ Bel­la eine schwe­re Blechtas­se fal­len. In die völ­li­ge Stil­le hin­ein wirk­te das Dröh­nen wie eine un­ge­heu­re Sen­sa­ti­on. Borg fuhr mit ei­nem un­ar­ti­ku­lier­ten Ge­brüll em­por, dass sein Stuhl schmet­ternd um­fiel; er stand auf­recht da mit flam­men­den Au­gen und wut­ver­zerr­tem Ge­sicht. Bel­la gab ein tie­ri­sches Wim­mern von sich und lag so­fort zu sei­nen Fü­ßen ge­krümmt, wie ein Hund, der die Peit­sche er­war­tet.

      Auf St. Vin­cents Kopf sträub­ten sich die Haa­re. Es lief ihm eis­kalt den Rücken her­un­ter. Was wür­de jetzt ge­sche­hen? Aber Borg hob den Stuhl auf und fiel in sei­ne alte Stel­lung zu­rück, das Kinn in die Fäus­te ge­stützt. Bel­la ar­bei­te­te vor­sich­tig mit den Tel­lern wei­ter, es fiel kein Wort, und wäh­rend St. Vin­cent mit zit­tern­den Hän­den sei­ne nächs­te Zi­ga­ret­te dreh­te, frag­te er sich, ob all das ein Traum ge­we­sen sei.

      Ja­cob Wel­se lach­te, als Gre­go­ry ihm am an­de­ren Tag die Ge­schich­te er­zähl­te.

      »So ist dies knur­ri­ge alte Biest, ge­nau so ver­rückt, wie es aus­sieht. Er ist mehr Jah­re im Land, als er Men­schen ken­nen­ge­lernt hat. Ich glau­be, dass er in ganz Alas­ka kei­nen ein­zi­gen Freund hat, nicht ein­mal un­ter den In­dia­nern, mit de­nen er viel zu­sam­men ist. Sie nen­nen ihn: ›Jon­ny Halb­ver­dreht‹, aber eben­so gut könn­ten sie ihn ›Jon­ny Schlag­zu‹ nen­nen. Er ist jäh­zor­nig und hat eine schwe­re Tat­ze. Stel­len Sie sich vor, wozu der Kerl im­stan­de ist. Ein­mal hat­te er eine Mei­nungs­ver­schie­den­heit mit mei­nem Fak­tor in Ark­tik City. Er hat­te ab­so­lut recht, aber bei dem Fak­tor war es nur ein Irr­tum, kein bö­ser Wil­le. Was tut der Rü­bezahl? Er­klärt mei­ne gan­ze Un­ter­neh­mung in sei­nen Boy­kott und lebt ein vol­les Jahr lang aus­schließ­lich von Fleisch. Dann traf ich ihn zu­fäl­lig und er­klär­te ihm die gan­ze Sa­che, und dann hat er wie­der bei uns ge­kauft.«

      »Und das Mä­del?«

      »Das hat er sich ir­gend­wo aus dem höchs­ten Nor­den her­un­ter­ge­holt. Ich be­nei­de sie nicht. Dem sein Bett­schatz zu sein, das ist kaum ein Ver­gnü­gen.«

      Gre­go­ry St. Vin­cent küm­mer­te sich nicht viel um sei­ne Wir­te. Die meis­te Zeit ver­brach­te er auf Sp­lit-up-Is­land mit Fro­na und ih­rem Va­ter. Aber ei­nes Abends kam es doch zu ei­nem Zu­sam­men­stoß. Als St. Vin­cent nach Hau­se kam, saß der Alte im letz­ten dün­nen Licht der Son­ne vor sei­ner Hüt­te, und nahe von ihm stand Bel­la an ei­ner Waschwan­ne. Es war ein klo­bi­ges, selbst­ge­zim­mer­tes Ding und, wenn sie halb voll Was­ser war, viel zu schwer, als dass eine Frau sie he­ben konn­te. Als Bel­la das Was­ser wech­seln woll­te, sprang St. Vin­cent her­bei, um zu hel­fen. Sie nah­men die Wan­ne zwi­schen sich und gin­gen ein paar Schrit­te weit zu ei­nem Ab­fluss­rohr. Zu­erst rutsch­te St. Vin­cent im halb auf­ge­tau­ten Schnee aus, und das Sei­fen­was­ser über­spru­del­te ihn. Dann glitt Bel­la aus, und ein paar Schrit­te wei­ter fie­len sie bei­de um. Es tat nicht weh, sie fan­den es lus­tig; Bel­la ki­cher­te laut, und St. Vin­cent lach­te mit. In der Luft und in ih­rem Blu­te war Früh­ling. An die­sem Tag war al­les zum La­chen. Aber sie hat­ten nicht be­merkt, dass Borg die Ohren spitz­te. Als sie die Wan­ne zu­rück­tru­gen, pas­sier­te es aber­mals, dass Bel­la mit bei­den Fü­ßen zu­gleich aus­glitt und sich mit ei­nem hör­ba­ren Plumps auf den Bo­den setz­te. Jetzt klang ihr La­chen schon wie Ju­beln. Gre­go­ry reich­te ihr bei­de Hän­de zum Auf­ste­hen, aber da war mit ei­nem Satz und wil­dem Ge­brüll Borg über ih­nen. Er riss die vier Hän­de aus­ein­an­der und schleu­der­te St. Vin­cent auf die Sei­te, dass er ein hal­b­es Dut­zend Me­ter weit tau­mel­te. Dann wie­der­hol­te sich der Auf­tritt aus der Hüt­te. Bel­la warf sich win­selnd vor ih­rem Herrn zur Erde, in den Schmutz, aber es ge­sch­ah ihr nichts.

      »Hör zu, Bur­sche«, sag­te Borg mit tie­fem Schnau­ben zu St. Vin­cent. »Du schläfst in mei­ner Hüt­te und kochst dei­nen Fraß auf mei­nem Ofen! Das ge­nügt! Mein Weib lässt du in Ruh!«

      *

      Der Früh­ling war ge­kom­men wie ein Wun­der, strei­chel­te die Welt mit sanf­ten Hän­den und wieg­te sie in Träu­me ein, ehe der Som­mer mit sei­ner Blu­men­pracht kam. Schnee lag nur noch auf den eis­sch­rün­di­gen Zin­nen, aus Schluch­ten und Tä­lern war er ver­schwun­den; die Glet­scher be­gan­nen zu schmel­zen, und je­der Fluss war ein brül­len­der Strom. Je­der Tag wur­de län­ger als der ver­gan­ge­ne; jetzt be­gann die küh­le Mor­gen­däm­me­rung schon um drei Uhr, und es wur­de neun Uhr, ehe der Abend kam. Bald soll­te sich ein gol­de­ner Kreis rings um den Him­mel zie­hen und die Mit­ter­nachts­stun­de strah­lend sein wie der Mit­tag. Wei­de und Esche hat­ten schon Kätz­chen ge­tra­gen. Jetzt schmück­ten sie sich mit Laub, und die Kie­fern stan­den hoch im Saft.

      Mut­ter Na­tur war mit ei­nem Seuf­zer er­wacht und hat­te sich an ihre kur­ze Som­mer­ar­beit ge­macht. Die Gril­len san­gen nachts um stil­le Hüt­ten, im Mond­schein kro­chen Mos­ki­tos aus hoh­len Baum­stäm­men, es wa­ren große, lär­men­de, un­schäd­li­che Ge­schöp­fe, die den gan­zen Win­ter hin­durch wie Eis­stücke ge­le­gen hat­ten und jetzt ver­gnügt ei­nem neu­en Tod ent­ge­gen­summ­ten. Al­les krie­chen­de, krab­beln­de und flat­tern­de Le­ben kam aus der war­men Erde her­vor, um zu rei­fen, zu zeu­gen und zu ster­ben. Ufer­schwal­ben gru­ben ihre Nist­stol­len in die wei­chen Lehm­gän­ge, Rot­kehl­chen san­gen von den Kie­fern. Über ih­nen poch­te un­auf­hör­lich der Specht, in der Tie­fe des Wal­des schwirr­ten jäh­lings Reb­huhn­weib­chen auf, wäh­rend die Häh­ne in der Pracht ih­res Män­ner­klei­des auf und ab stol­zier­ten.

      Nur der Yu­kon küm­mer­te sich nicht um dies große Er­wa­chen. Vie­le Mei­len weit lag er noch im­mer kalt da, un­be­weg­lich und tot. Wild­gän­se, die, vom Sü­den kom­mend, in keil­för­mi­gen Zü­gen den Wind spal­te­ten, mach­ten halt, späh­ten nach of­fe­nem Was­ser aus und flo­gen ent­täuscht wei­ter nach Nor­den. Hier und da brach das Was­ser durch und über­schwemm­te das un­er­bitt­li­che Eis, aber in der nächs­ten kal­ten Nacht ge­fror es wie­der zu ei­ner ein­zi­gen fes­ten Mas­se. Man er­zähl­te sich, dass das Eis auf die­sem Strom ein­mal drei lan­ge Som­mer hin­durch nicht ge­wi­chen war. Für die­sen Som­mer hoff­te man auf be­son­de­re Wär­me. Noch war der Fluss nicht wil­lens, sei­nen Griff zu lo­ckern, noch woll­ten die Eis­mas­sen nicht hin­ab ins Be­rings­meer schwim­men, aber jede Stun­de konn­te Er­lö­sung brin­gen.

      Im La­ger auf »Sp­lit-up-Is­land« war al­les be­reit, um die Eis­schmel­ze aus­zunüt­zen. Was­ser­stra­ßen sind in je­dem wil­den Land die ers­ten Land­stra­ßen ge­we­sen. Hier war der Yu­kon die ein­zi­ge Stra­ße. Die Leu­te, die dar­auf war­te­ten, sie be­nut­zen zu kön­nen, pich­ten ihre Boo­te aus und be­schlu­gen ihre Boots­stan­gen mit fri­schem Ei­sen. Mit großen Mes­sern schnitz­ten sie sich neue Steu­er­rie­men zu­recht.

      Ja­cob Wel­se ge­noss das Nichtstun, das er sich im Le­ben so sel­ten ge­gönnt hat­te, und Fro­na sah, wie gut es ihm tat. Ei­nes Nach­mit­tags saß man zu­sam­men vor dem Zelt; St. Vin­cent und sein Freund, der Baron Cour­ber­tin, wa­ren zu Gast, und man be­rech­ne­te, wie lang die­se er­zwun­ge­ne Ruhe noch dau­ern könn­te, als Ja­cob Wel­se wit­ternd den Kopf hob.

      »Da drü­ben, süd­lich von der Klip­pe! Könnt ihr et­was er­ken­nen? Da be­wegt

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