Gesammelte Werke. Джек Лондон
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Читать онлайн книгу Gesammelte Werke - Джек Лондон страница 34
»Es ist ein Mensch«, sagte er endlich und reichte dem Baron seinen Feldstecher. »Etwas ist da drüben nicht geheuer.«
»Er kriecht!« rief der Baron. »Ein Mann, der auf Händen und Knien kriecht. Sehen Sie nur, sehen Sie!«
Zitternd reichte er Frona das Glas. Als Fronas Augen sich an das leuchtende Weiß gewöhnt hatten, erkannte sie ein winziges dunkles Etwas, das sich kaum von einem ebenso dunklen Hintergrund aus Erde und Buschwerk abzeichnete.
Es war ein Mann. Jetzt erkannte sie jede seiner Bewegungen! Er kroch mühselig an eine vom Wind gefällte Kiefer heran und versuchte, dies große Hindernis zu überwinden. Zweimal war es ihm schon missglückt. Beim dritten Versuch, der unsägliche Mühe zu kosten schien, gelang es ihm, hinüberzukommen. Hilflos taumelte er weiter, dann fiel er, das Gesicht nach unten, in wirres Gebüsch.
»Ich glaube, er hat keine Kraft mehr«, sagte sie und reichte Gregory das Glas.
Der alte Welse sprang erregt auf und holte sein Gewehr aus dem Zelt: »Wir müssen ihm ein Zeichen geben. Passt auf, ob er reagiert!«
Sechs Schüsse knallten in kurzen Abständen in die Luft hinaus.
»Er bewegt sich!«
Alle verfolgten in entsetzlicher Spannung, was der Unglückliche unternahm.
»Er kriecht ans Ufer. Ach! Nein … Er liegt auf der Erde und hebt seinen Hut oder so etwas Ähnliches auf einen Stock! Jetzt winkt er!«
Jacob Welse steckte einen neuen Rahmen in sein Gewehr und gab noch einmal sechs Schüsse ab.
»Er winkt wieder! Mein Gott, jetzt hat er den Stock fallen lassen. Jetzt liegt er ganz still da!«
Alle drei sahen Jacob Welse an, als müsste er genau wissen, wie es um den Menschen stand. Der zuckte die Achseln.
»Ein Weißer oder ein Indianer? Wahrscheinlich Hunger. Vielleicht hat er auch einen Knochenbruch.«
»Aber vielleicht stirbt er!« sagte Frona, und ihre Stimme bettelte, als könnte ihr Vater dies Schicksal wenden.
Der Baron rang die Hände: »Insuppertable! Oh, das sein terrible, das! Entsezlik! Direkt vor unsere Augen, und wir könne nicht elfen!« Dann rief er plötzlich: »Nein! Das darf nicht passiere! Ich gehn ibber die Eis!«
Er wollte den Abhang hinunterspringen, aber Welse hielt ihn am Arm fest.
»Nicht zu hitzig, Baron! Helfen müssen wir, aber was braucht der Mann: Nahrung, Medizin, was sonst? Überlegen wir einen Augenblick, dann wollen wir einen Versuch machen.«
»Auf mich können Sie zählen«, erklärte St. Vincent schnell, und Fronas Augen leuchteten stolz.
Sie ging ins Zelt und packte Proviant zusammen. Die Männer besorgten ein zwanzig Meter langes Seil. Jacob Welse und St. Vincent wanden sich die Enden um den Leib, der Baron kam in die Mitte. Er wollte den Proviant tragen und schnallte sich den Rucksack auf. Frona sah vom Ufer aus, wie die Kolonne anmarschierte. Aber sonst schien niemand im Lager darauf zu achten.
Die ersten fünfzig Schritte ging alles gut, dann spürten die Männer, dass das feste Küsteneis sich veränderte. Welse führte sicher und ruhig; er tastete vor jedem Schritt ringsum das Eis ab und wechselte beständig die Richtung. St. Vincent brach zuerst ein, aber im Sturz hielt er seinen Stock quer, sodass er auf das Eis zu liegen kam. Sein Kopf kam nicht unter Wasser, aber die Strömung saugte an seinem Körper, und die beiden Männer mussten gewaltig ziehen, um ihn herauszuholen. Frona sah, dass sie einen Augenblick ratlos stehenblieben. Der Baron zeigte und gestikulierte eifrig, dann löste St. Vincent sich von den beiden anderen und kam ans Ufer zurück.
»Es ist unmöglich.«
»Aber warum kommen dann die anderen nicht zurück?«
»Dieser Courbertin ist ein schrecklicher Draufgänger. Sie wollen noch einen letzten Versuch wagen.«
»Und mein Vater ist auch ein schrecklicher Draufgänger«, sagte Frona mit einem bitteren Lächeln.
Dann fragte sie: »Willst du nicht ins Zelt gehen und warme Sachen von meinem Vater anziehen?«
Er warf sich neben sie auf den Boden: »Lass nur, die Sonne trocknet.«
Eine Stunde lang saßen sie da; Frona ließ das Glas nicht von den Augen. Die beiden Männer hatten jetzt die Mitte des Flusses erreicht; sie waren nur noch zwei schwarze Punkte in dem weißen Feld. Manchmal verschwanden sie völlig hinter Eismauern.
»Es ist nicht recht von ihnen«, beklagte sich St. Vincent. »Sie haben gesagt, sie wollen’s nur noch einmal versuchen, sonst wäre ich doch nicht umgekehrt! Aber sie müssten längst wissen, dass es unmöglich ist.«
»Doch … Nein … Ja! Sie kehren um!« rief Frona. »Aber hör? Was ist das?« fragte Frona.
Ein dumpfes Poltern kam wie ferner Donner vom Eise her. Frona sprang auf.
»Vincent! Vincent! Der Fluss bricht auf?«
»Nein, nein! Gewiss nicht! Es ist schon vorbei.«
Das Dröhnen hatte sich flussabwärts verzogen.
»Aber dort! Dort!«
Ein neues Poltern, noch dumpfer und unheilvoller als zuvor, machte die Schwalben und Rotkehlchen schweigen. Es lief über den Fluss, auf die Inseln zu, und zuletzt klang es wie das Poltern eines Eisenbahnzuges auf einer fernen Brücke. Dann war eine Minute Stille. Dann dröhnte es zum dritten Mal aus dem Eis, noch fürchterlicher und länger andauernd als zuvor.
»Warum machen sie nicht schnell?«
Die beiden Punkte waren stehengeblieben; es schien, dass die Männer sich berieten. Frona suchte durch ihr Glas den Fluss hinauf und hinab. Es zeigte sich keine Bewegung im Eise. Aber jetzt begannen die Rotkehlchen wieder zu singen, und die kleinen Eichhörnchen spielten mit schrillem Pfeifen ihr altes Spiel von Ast zu Ast.
St. Vincent legte seinen Arm um das Mädchen: »Hab keine Angst, Frona! Wenn