Gesammelte Werke. Джек Лондон
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Gesammelte Werke - Джек Лондон страница 37
Die Sonne schien, dass die Eisberge dampften, sie flammten wie ein Berg von Diamanten, manchmal, hier und dort, kalbten sie, dann stürzten Türme und Minaretts, die in allen Farben des Regenbogens leuchteten, mit Brausen in die Flut zurück.
An einer offenen Stelle lag Courbertins Kanu, dort hatten sich alle Bewohner des »Split-up-Island« mit Ausnahme der drei Chechaquos und der beiden Kranken versammelt. Man hatte endlich wieder Zeit, an die Rettung des Verunglückten zu denken.
»Zwei Mann sind mehr als genug«, erklärte der Schotte Phillips. »Wenn drei im Kanu sind, kann man den Mann nicht mehr laden!«
»Wir müssen drei Mann sein, das wissen Sie so gut wie ich«, erwiderte Corliss.
»Nein, zwei sind mehr als genug, sage ich!«
»Ich fürchte auch, dass wir es zu zweit schaffen müssen«, erklärte Del Bishop.
Der Schotte machte ein zufriedenes Gesicht. »Absolut richtig. Und ich hab’ keine Angst, dass ihr es nicht ausgezeichnet schaffen werdet, mein Junge!«
»Einer von den beiden werden Sie sein, Phillips«, fuhr Corliss ihn an.
»Denke nicht dran! Es sind genug andere da!«
»Das stimmt leider nicht. Courbertin hat keine Ahnung vom Paddeln. St. Vincent kann offenbar nicht über das dünne Eis kommen. Herr Welse kann nicht mit, weil er den Arm nicht gebrauchen kann. Also machen wir zwei es, Sie und ich!«
»So, und der Riesenbengel da, der Bishop? Der kann anders paddeln als ich.«
Aber Frona wusste es besser.
»Bishop ist ein tapferer Kerl!« erklärte sie. »Vielleicht hat er mehr Mut im kleinen Finger als Sie in Ihrem ganzen Leichnam. Ich bin mit ihm gereist. Aber ich weiß, dass er vom Rudern nichts versteht und vom Paddeln erst recht nichts, und auf dem Wasser ist er überhaupt nicht viel wert.«
Der Schotte wurde blass: »Ich will nicht leugnen, dass ich leidlich paddeln kann, und aushalten tu ich schließlich auch, was ein anderer aushält. In Gottes Namen, dann wollen wir ein bisschen warten, bis der Fluss eisfrei ist.«
»Maul halten, du Feigling!«
Del war mit einer ledernen Lunge und einer Kehle aus Messing zur Welt gekommen. Als ihn jetzt die Wut packte, wurde der Schotte ängstlich und widersprach nicht mehr.
»Ich sehe offenes Wasser! Ich komme mit!« rief Frona. Im Augenblick riss Corliss sein dickes Flanellhemd herunter, um sich besser regen zu können. Frona warf Rock und Jacke ab und sah jetzt in ihren ledernen Reithosen wie ein junger, tüchtiger Bursche aus.
»Sie werden’s schaffen«, erklärte Del.
Jacob Welse trat besorgt an das Boot, um die Paddeln zu untersuchen.
»Willst du wirklich? …«
Frona nickte.
»Ihr Mädel hat Mut!« fiel Phillips ihr ins Wort. »An mir sollte es auch nicht fehlen, aber ich hab’ ein Weib und drei Kinder zu Hause.«
Gleich darauf wurde das Boot von einer flachen Eisscholle aus zu Wasser gelassen.
»In den Bug mit dir, Phillips!« kommandierte Del Bishop. Der Schotte stöhnte, aber er hörte Del Bishops schweren Atem in seinem Genick und wusste seinem Schädel die eisernen Fäuste zu nahe. Er gehorchte.
Frona setzte sich in den Stern und ergriff ihr Ruder: »Steuern kann ich!«
»Sie? Frona? …« fragte Corliss, der jetzt erst bemerkte, dass sie mitkommen wollte. Er sah Jacob Welse zweifelnd an, aber der Alte verzog keine Miene.
»Los jetzt!« rief Del ungeduldig.
1 Barriere, Absperrung <<<
7
Der dunkle Strom, der jetzt mit reißender Schnelligkeit zwischen kristallenen Eismauern dahinschoss, bot ein erhabenes Bild. Im Hintergrund reckten sich grüne Wälder in den leicht bewölkten Sommerhimmel, und über allem lag die Sonne, deren Hauch heiß war, wie aus einem Schmelzofen. Bei diesem Anblick erinnerte sich Corliss an ein Bild im Wohnzimmer seiner Mutter. Er sah sie plötzlich in einer ihrer häufigen Teegesellschaften zwischen all den weißhaarigen Damen und Herren, sah die bunten Teppiche vor Augen, die zierlichen Dienstmädchen, hörte die Kanarienvögel …
In seinem Rücken fühlte er eine Frau …, die Frau, um die seine Gedanken kreisten …, und nun zogen alle Frauen, denen er im Leben begegnet war, im Geiste an ihm vorüber. Sie schienen ihm blasse, schwach leuchtende Gespenster, alle, im Vergleich mit dieser zarten, schlanken Frona, die hinter ihm den Riemen führte, um das Boot durch Not und Tod zu steuern, einem wildfremden Menschen zur Rettung.
An einer Eisscholle vorbei, die sich überstürzte, im Augenblick, als das Boot um einen Meter aus der Gefahr war, durch einen Kanal hindurch, so eng, dass man zu beiden Seiten die Eisstücke streifte, schoss das Kanu ins offene Wasser hinaus.
»Gut gemacht, Frona!« jubelte Corliss.
»Verrücktes Mädel!« knurrte der Schotte. »Hätten wir nicht noch ein bisschen warten können?«
Frona lachte leise und herausfordernd. Vance warf ihr über die Schulter einen Blick zu; über ihrem Gesicht lag ein frohlockendes Strahlen. Ihre Mütze hatte sich verschoben. Im Sonnenschein flatterten ihre Locken.
»Am liebsten möchte ich singen!« rief sie. »Aber ich darf die Puste nicht verschwenden.«
»So möchte ich immer mit Ihnen fahren«, unterbrach Vance.
Sie überhörte, was er sagte, und fuhr fort: »Vance, ich bin ja so froh, dass wir wieder Freunde sind.«
»Es ist nicht meine Schuld, dass wir nicht mehr sind als das.«