Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон Gesammelte Werke bei Null Papier

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wer­den! Zehn Schrit­te von hier, gleich hin­ter die­ser Hüt­te, liegt ein Mann, der am Ver­schmach­ten ist. Wir ha­ben ihn vom an­de­ren Ufer des Yu­kon her­über­ge­holt. Der Mann braucht Hil­fe, so­fort, ohne je­den Ver­zug.«

      »Vier Mann so­fort hin­aus! Die der Tür am nächs­ten sit­zen«, be­fahl der Rich­ter. »Und Sie ge­hen mit, Dok­tor! Ich dan­ke Ih­nen, Fräu­lein Wel­se. Sie hat­ten recht.«

      »Ich bit­te … Ver­hand­lung … un­ter­bre­chen«, flüs­ter­te St. Vin­cent.

      »Da­rum bit­te ich auch, Herr Vor­sit­zen­der«, schloss Fro­na sich an. »Ver­ta­gen Sie das Ver­hör, bis für den Mann drau­ßen ge­sorgt ist.«

      »Wei­ter ver­han­deln! Kei­ne Un­ter­bre­chung!« kam es aus dem Au­di­to­ri­um.

      Fro­na ver­beug­te sich vor dem Rich­ter­tisch und nahm auf dem Stuhl ne­ben Gre­go­ry Platz.

      »Was geht hier vor? Was will man von dir?«

      Er nahm ihre Hand und press­te sie mit schweiß­nas­sen Fin­gern.

      »Glaub’ ih­nen nicht, Fro­na. Sie wol­len … sie wol­len mich …«, er würg­te, als säße die Faust des To­des schon an sei­ner Keh­le, »sie wol­len mich um­brin­gen.«

      Fro­na zog ih­ren Stuhl ganz nahe an den sei­nen her­an und leg­te bei­de Hän­de auf sei­nen schlot­tern­den Arm.

      »Du musst ganz ru­hig sein, Vin­cent. Ganz ru­hig. Es gibt sol­che Stun­den, in de­nen darf ein Mann sei­ne Ner­ven nicht ver­lie­ren, und dann ist auf ein­mal al­les ganz an­ders, und alle Ge­fahr ist vor­bei. Du kannst nichts Bö­ses ge­tan ha­ben. Nichts, was ge­gen die an­de­ren ist. Denn das sind ja al­les un­se­re Ka­me­ra­den, und du bist ein gu­ter Ka­me­rad. Und jetzt bin ich bei dir, und ich gehe mit dir durch Him­mel und Höl­le. Und jetzt er­zählst du mir al­les.«

      Er hat­te sich, wäh­rend sie zu ihm sprach, die Hand über die Au­gen ge­deckt. Zwi­schen sei­nen Fin­gern roll­ten di­cke Trä­nen her­un­ter.

      »Ges­tern Abend«, be­gann er. Aber dann un­ter­brach er sich und horch­te in ver­zwei­fel­ter Span­nung auf die Aus­sa­ge des Skan­di­na­viers, der vor ei­nem Au­gen­blick sei­nen Eid ab­ge­legt hat­te und jetzt lang­sam aus­zu­sa­gen be­gann.

      »Ich lie­ge in mei­ner Hüt­te«, er­zähl­te der Mann. »Ich schla­fe und träu­me was, und auf ein­mal wa­che ich auf und weiß nicht, wo­von, und dann bin ich gleich ganz wach. Das ist so bei mir, ich schla­fe ganz fest, aber dann bin ich mit ei­nem­mal bei al­lem da­bei, so­zu­sa­gen mit ei­nem Sprung. Da ist doch was los, sage ich mir, und raus aus der Koje und an die Tür. Und rich­tig, da höre ich doch einen Schuss.«

      Ein Mann mit ro­tem Ge­sicht un­ter­brach ihn.

      »Wer glau­ben Sie, hat da ge­schos­sen?«

      »Was wol­len Sie wis­sen?« frag­te der Zeu­ge ver­ständ­nis­los. »Wer da ge­schos­sen hat, wol­len Sie wis­sen?«

      Der Rich­ter nahm das Wort: »Was war Ihr ers­ter Ge­dan­ke, als Sie in die Tür tra­ten?«

      »Ja, das war so mit mei­nem ers­ten Ge­dan­ken«, seufz­te der Mann. »Ich hab’ doch näm­lich kei­ne Mo­kass­ins. Und wie ich so in St­rümp­fen hin­austre­te, ge­ra­de aus der war­men Koje hin­aus in die kal­te Luft, da war mein ers­ter Ge­dan­ke na­tür­lich: Pfui Teu­fel, das ist ja eine Hun­de­käl­te!«

      Dann wur­de sein ge­spann­tes Ge­sicht plötz­lich sehr zu­frie­den, die reins­te Son­ne lag über sei­nem Mund, als er fort­fuhr: »Na, jetzt hab’ ich aber wie­der Mo­kass­ins, und nun ist das ja al­les nicht mehr so schlimm.«

      Ein großes Ge­läch­ter be­en­de­te sei­ne Er­klä­rung, aber er ließ sich nicht stö­ren, son­dern fuhr ge­las­sen in sei­ner Aus­sa­ge fort.

      »Dann höre ich noch einen Schuss, und da bin ich ja dann ge­lau­fen, im­mer den Weg hin­un­ter, da, wo der Schuss her­ge­kom­men ist.«

      In die­sem Au­gen­blick dräng­te Cor­liss sich durch die Men­ge bis zu Fro­na durch, und sie hör­te nicht, was der Schwe­de wei­ter aus­sag­te.

      »Was gibt es?« frag­te Cor­liss has­tig. »Kann ich Ih­nen hel­fen? Ich bin nur dazu auf der Welt, um Ih­nen zu hel­fen, wenn Sie in Not sind!«

      Sie er­griff sei­ne Hand und drück­te sie dank­bar.

      »So­fort, Cor­liss! So­fort, ma­chen Sie sich auf den Weg, ir­gend­wie müs­sen Sie über den Kanal kom­men und zu mei­nem Va­ter! Ver­säu­men Sie kei­ne Mi­nu­te! Brin­gen Sie ihn her! Sa­gen Sie ihm, man hat Gre­go­ry St. Vin­cent an­ge­klagt, we­gen …«

      Plötz­lich fiel ihr ein, dass sie noch im­mer nicht wuss­te, um was es ging.

      »Wes­we­gen bist du hier, Gre­go­ry? Wes­we­gen bist du an­ge­klagt?«

      Ganz lang­sam kam zwi­schen sei­nen tod­blas­sen Lip­pen das ent­setz­li­che Wort her­aus, so lang­sam, als be­deu­te­te es schon Ver­ur­tei­lung, wenn er es aus­sprach: »Mord.«

      »Mord? …« frag­te Cor­liss.

      »Sa­gen Sie mei­nem Va­ter, dass er we­gen Mor­des an­ge­klagt ist. Aber es muss al­les ein Irr­tum sein, und ich bin hier und ich ver­tei­di­ge ihn. Aber ich weiß ja nicht, was es hier für Ge­set­ze gibt, bei so ei­nem Gold­grä­ber-Ge­richts­hof, und ich bin ja auch so schwach ge­gen all die­se Män­ner. Sie wol­len ge­recht sein, das weiß ich, aber mein Va­ter muss da­bei sein, sei­ne Klug­heit, sei­ne Ruhe, da­mit wirk­lich Recht ge­spro­chen wird. Und sa­gen Sie ihm«, da­bei fiel ihr Blick wie­der auf die zer­fetz­te Hose, in der sie vor die­sem ho­hen Ge­richts­hof er­schie­nen war, »er soll mir et­was zum An­zie­hen mit­brin­gen. Und sei­en Sie nicht zu tap­fer, wenn Sie über den Kanal set­zen! Es ist furcht­bar wich­tig, Van­ce, aber Sie müs­sen Ihr Le­ben scho­nen, Sie dür­fen nicht leicht­sin­nig sein. Aber ver­su­chen müs­sen Sie es. Es wäre schreck­lich, wenn mein Va­ter nicht käme.«

      »Ver­las­sen Sie sich auf mich.«

      Cor­liss warf zu­ver­sicht­lich den Kopf zu­rück und dräng­te sich durch die Men­ge.

      »Wer ist dein Ver­tei­di­ger?« frag­te Fro­na.

      Er schüt­tel­te den Kopf.

      »Du hast kei­nen?«

      »Sie woll­ten mir einen ge­ben. Ei­nen frü­he­ren Rechts­an­walt aus den Staa­ten, Bill Brown heißt er, aber den habe ich ab­ge­lehnt. Ich weiß zu viel von ihm. Und viel­leicht weiß er auch viel von mir, was ihn nichts an­geht. Jetzt macht er den Staats­an­walt. Ich hät­te ihn doch nicht ab­leh­nen sol­len. Es ist ein Lyn­ch­ge­richt, weißt du, und sie sind alle par­tei­isch. Auf mich ha­ben sie es ab­ge­se­hen, ich bin ver­lo­ren.«

      »Wenn ich

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