Gesammelte Werke. Джек Лондон
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»Würden die hochgebildeten Herrschaften nicht in dieses romantische Tal zurückkehren?« fragte er. »Kommen Sie mit mir! Es liegen ein paar Schwerkranke in der Hütte dort unten.«
Im Laufschritt verschwand er zwischen den Bäumen, und alle folgten ihm, so rasch sie konnten. Im Rennen stießen sie auf drei typische »Chechaquos«, die in einem Talkessel überwintert hatten. Ihr Lagerplatz war überschwemmt, hilflos standen sie vor ihrem Zelt, um ein Boot herum, das sie noch nicht flott kriegen konnten. Der Eisstoß war jetzt kaum fünf Meter von ihnen entfernt, er konnte plötzlich über die Insel hereinbrechen und alles zerstampfen.
»Schert euch hier weg, ihr Dummköpfe!« brüllte Jacob Welse und rannte weiter. Auch Del Bishop rief ihnen zu: »Ein bisschen dalli!«
Sie verstanden ihn nicht. Sie hörten kaum. Einer sah sie mit ganz verständnislosen, verschreckten Augen an. Ein anderer lag unbeweglich bäuchlings quer über dem Steuersitz des Bootes, seine Kräfte schienen völlig erschöpft. Ein dritter, der wie ein Büroschreiber aussah, schwankte hin und her und jammerte eintönig: »Mein Gott! Mein Gott!«
Der Baron blieb eine Sekunde stehen, um ihn zu schütteln. Frona rief: »Lassen Sie Gott aus dem Spiel, und nehmen Sie sich auf Ihre Beine! Weg vom Ufer! Lauft in den Wald, zwischen die Bäume! Irgendwohin, nur weg!«
Man versuchte, ihn mitzuziehen, aber der Mann schlug um sich und wollte nicht folgen. Sie eilten weiter und kamen an einen gerodeten, aber ganz überschwemmten Platz, auf dem eine Hütte stand. Auf dem flachen Rasendach lagen zwei in Decken gewickelte Männer. Jacob Welse, Courbertin und Bishop stürzten sich in die Hütte, in der die Flut wogte, um herauszufischen, was von der Habe dieser Männer noch brauchbar war.
»Passen Sie auf, zum Teufel, dass mein Tabak nicht nass wird«, bat einer der kranken Männer mit schwacher Stimme vom Dache.
»Was an deinem Drecktabak schon liegt!« flüsterte sein Kamerad. »Aber mein Mehl und mein Zucker, das ist wichtig!«
»Weil der Bursche Nichtraucher ist, Fräulein«, erklärte der erste Mann. »Aber die anderen Burschen sollen doch auf meinen Tabak acht geben.«
»Da hast du ihn, und damit Maul gehalten«, rief Del und warf dem Kranken seinen Tabaksbeutel hin, der danach griff, als wäre es ein Beutel mit Goldstaub.
»Was kann ich für euch tun?« fragte Frona. »Wir haben so einige Medizin mit uns, vielleicht haben wir das Richtige.«
»Uns kann nichts helfen, Fräulein, als das Land Gottes und rohe Kartoffeln. Wir haben Skorbut.«
»Aber was wollt ihr eigentlich hier? Marsch, aufs Trockene!«
In diesem Augenblick wurde mit Stöhnen und ungeheurem Krachen eine Eisscholle gegen die Hütte geschleudert. Die vorspringenden Eckpfähle zersplitterten, die Hütte schwankte. Courbertin und Jacob Welse waren darin. Dem Dröhnen folgte eine Sekunde tiefste Stille. Dann hörte man aus dem Innern die Stimme des Barons:
»Nach Ihnen, wenn ich bitte darf, Monsieur!«
Welse erschien mit vergnügtem Lachen; ihm folgte der höfliche Franzose, als sie sich zwischen der Eisscholle und den Pfählen ins Freie zwängten.
»Noch ein solches Osterei, und wir zwei sind erledigt, Billi!« sagte der Mann mit dem Tabak zu seinem Kameraden.
»Lange kann’s nicht dauern«, antwortete Bill. »Nicht weit von hier, bei Nulatto, hab’ ich mal gesehen, wie eine Insel reingefegt worden ist, ratzekahl, wie der Küchenfußboden bei meiner alten Mutter.«
»Retten müssen wir die Leute.«
Jacob Welse kletterte auf das Hüttendach und blickte auf die große weiße Barre1 hinab.
»Wo ist Phillips?«
»Der sitzt seit einer Stunde wie versteinert auf seinem Zelt.«
Welse sah von seinem Dach wie von einem Aussichtsturm auf die Fläche des Stroms. Der Stuart hatte neue Eismassen als eine Reservearmee ins Gefecht geworfen, der Yukon stieg wieder, und rings an der Küste warfen sich Schollen gegen den Wald. Mit Krachen und Knirschen wurden die Bäume zermalmt oder samt der Wurzel ausgerissen.
Frona und Bishop packten Bill an Schultern und Beinen und schleppten ihn ab, in der Richtung von Phillips Hütte. Jacob Welse und der Baron wollten gerade seinen Kameraden über die Dachtreppe heben, als ein zweiter Eisstoß die Hütte von vorn berannte. Ihre Balken stürzten wie ein Kartenhaus zusammen. – Frona wandte sich um, und bei dem Anblick erstarrte ihr Blut. Während Courbertin und der Kranke von dem Hüttendach heruntergeschleudert wurden, war ihr Vater plötzlich verschwunden, zwischen den zerborstenen Balken vergraben. Sie sprang zurück, Bill blieb im eisigen Wasser liegen. Sie suchte, ohne einen Laut von sich zu geben, die Trümmerstätte ab, fand ihren Vater, der eingeklemmt lag, den Kopf unter Wasser. Sie zerrte an ihm, um wenigstens seinen Mund über Wasser zu bekommen, aber es glückte nicht. Sie ließ den geliebten Kopf los, warf sich selbst in die eiskalte Flut, fühlte rings und fand die Stelle, an der sein rechter Arm zwischen die Balken geklemmt war. Die Balken konnte sie nicht heben, aber sie fand eine handliche Dachlatte – alles dauerte nur Sekunden –, presste sie zwischen die Balken und setzte mit der Kraft eines Mannes den Hebel an. Der erste Versuch missglückte, die kostbare Latte bog sich und knirschte drohend. Sie fand eine andere Lücke, in der sie den Hebel ansetzen konnte, beugte sich darunter, stemmte und drückte mit aller Kraft ihres Körpers. Der Arm ihres Vaters wurde frei! Mit Schmutz und Erde bedeckt, kam sein Gesicht zum Vorschein.
Jacob Welse schöpfte mühsam Atem, minutenlang brach und spuckte er das Wasser aus. Dann rieb er seine Augen und erkannte, dass sein Leben gerettet war.
»Das war nicht schlecht für ein kleines Mädel!«
Mit seinem Mund voll Schmutz und Erde küsste er Frona, dann spien sie beide lachend die Erde aus.
Courbertin kam um die Ecke des zusammengestürzten Hauses gesprungen.
»Das sein eine Bursche!« rief er begeistert. »Eine ganz rabiate Bursche! Hat sich bei die Fall seine Schädel eingeslagen, und seine Tabak ist weg. Jetzt er lamentieren