Heimatkinder Staffel 3 – Heimatroman. Kathrin Singer

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Heimatkinder Staffel 3 – Heimatroman - Kathrin Singer Heimatkinder Staffel

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immer das Sagen haben. Korbinian ist viel zu gutmütig, dass er sich so herumkommandieren lässt. Ob ich mal hinaufgeh’ und den Männern eine kräftige Brotzeit bring’? Wer weiß, ob ihnen Barbara etwas mitgegeben hat.«

      »Lass das, Dirndl«, riet der alte Feistauer. »Bei dem Wetter jagt man ja keinen Hund vor die Tür. Vielleicht hören die da droben bald auf. So vernünftig wird doch Korbinian sein. Da! Ich glaub’, jetzt kommen sie herunter. Die Stimmen hören sich so nah an.« Er trat ans Fenster und sah den Hang hinauf.

      »Um Himmels willen!«, stieß er hervor. »Sie bringen einen auf der Trage. Da muss ich doch gleich sehen, was passiert ist.« Er lief hinaus.

      Franzi warf nur einen Blick durch das Fenster, dann rief sie: »Stepherl, du bleibst hier und wartest, bis ich zurückkomm’.« Schon folgte sie dem Vater.

      Sie kam gerade dazu, als zwei Männer eine aus Reisegästen improvisierte Trage absetzten. Der Mann darauf hob den Kopf.

      »Korbinian!«, schrie Franzi auf. »Um Gottes willen, was ist dir passiert?«

      »Es wird nicht so schlimm sein.« Korbinian ließ den Kopf wieder sinken. »Kann ich zu euch ins Haus?« Er blickte Franzi und ihren Vater an.

      »Aber ja, selbstverständlich.« Franzi öffnete schon die Haustür ganz weit. Die Männer hoben Korbinian von der Trage, schleppten ihn in die Stube und legten ihn auf das Sofa. Einer ging schon zur Tür zurück. »Ich lauf’ zum nächsten Telefon und ruf’ den Doktor.«

      Stepherl stand mitten in der Stube, die Augen weit aufgerissen und immer wieder stammelnd: »Onkel Korbi!« So nannte er Korbinian, weil es ihm zu schwerfiel, den ganzen langen Namen auszusprechen.

      Franzi lief nach einer Decke und breitete sie über dem Verletzten aus. Sie hatte gesehen, dass seine Zähne vor Kälte aufeinanderschlugen. »Wo hast du Schmerzen?«, fragte sie.

      »In der Brust, und meine Beine müssen doch etwas abgekriegt haben. Das Pferd, das einen Stamm schleppen sollte, ist scheu geworden. Ich konnt’ nicht mehr rechtzeitig ausweichen und bin unter den Stamm gekommen.«

      »In der Brust«, stöhnte Franzi. Plötzlich beugte sie sich ganz tief über den Verletzten, bis sie ihre Wange an seine legen konnte. »Korbinian, dir darf nichts Schlimmes passiert sein.« Sie zögerte kurz. »Ich hab’ dich doch lieb, wir alle brauchen dich.«

      »Du hast mich noch lieb?« Korbinians Stimme war kaum zu verstehen. »So wie früher?«

      Über Franzis Gesicht liefen Tränen. »Ja, genauso wie früher. Sei mir nicht mehr bös’, ich bitt’ dich. Ich bin einen Irrweg gegangen.«

      Da suchte Korbinian ihre Hand. »Red nicht mehr davon, es ist vergessen. Ich hab’ nie aufgehört, dich zu lieben, Dirndl, jetzt hör doch auf zu weinen. Das kann ich nicht sehen.«

      »Wenn ich aber so große Angst um dich hab’. Ich kann ja gar nichts für dich tun, bevor nicht der Doktor da war.«

      Josef Feistauer, der das alles erschüttert mit angehört hatte, sagte: »Doch, etwas kannst du für ihn tun. Bring ihm heißen Tee, damit er sich aufwärmt. Das schadet nie.«

      Franzi lief schon in die Küche. In dieser Zeit ging Stepherl ganz nahe zu Korbinian. Mit ungeschickten Händchen patschte er ihm ins Gesicht. »Onkel Korbi, Mama wird dich gesund machen«, flüsterte er, der wohl begriffen hatte, dass es Korbinian nicht gut ging.

      »Ja, ja, es ist schon gut, Stepherl.« Korbinian strich ihm über den Kopf. »Deine Mama …, ja, sie hat mich schon ein Stück gesund gemacht.« Er schloss die Augen. Sein Gesicht war vom Schmerz gezeichnet, und er atmete schwer, aber er flüsterte: »Sie liebt mich noch.«

      Franzi brachte den Tee und blieb danach bei Korbinian sitzen. Sie sprachen nicht mehr, aber Franzi hielt Korbinians Hand, als hoffe sie, dass von ihr Kraft zu ihm gehen könnte.

      Es wurde ein banges Warten, bis der Arzt kam. Der untersuchte Korbinian lange und sehr genau, bis er sagte: »Die Beine haben Quetschungen davongetragen, die leichter Natur, aber natürlich sehr schmerzhaft sind. Für den Brustinnenraum ist nichts zu befürchten, aber drei Rippen sind ebenfalls gequetscht. Also keine Brüche, dass er ins Krankenhaus müsste. Nur eine Woche unbedingter Ruhe ist nötig. Ich bin auch dagegen, dass Korbinian auf den Stettner-Hof gebracht wird. Der Transport wäre sehr schmerzhaft. Wie ist es, Feistauer, kann er bei Ihnen bleiben?«

      Noch bevor Josef Feistauer antworten konnte, hatte Franzi schon entschieden. »Natürlich könnte Korbinian bei uns bleiben. Ich werde ihn pflegen und genau darauf achten, dass er sich die Ruhe gönnt, die Sie verordnet haben, Doktor.«

      »Dann ist ja alles in Ordnung.« Der Arzt zog eine Spritze auf. »Die ist erst einmal gegen die Schmerzen, dann lasse ich noch eine Salbe da, mit der die Quetschungen eingerieben werden müssen. Am besten mehrmals täglich. Für alle Fälle komme ich morgen noch einmal herauf.«

      Als der Arzt gegangen war, machte Korbinian ein sehr bedrücktes Gesicht. »Aber das geht doch nicht, Franzi, dass du mich pflegst. Du hast genug andere Arbeit. Und dann, ich müsste auf unseren Hof zurück. Meinem Vater geht es sehr schlecht und …«

      Franzi legte ihm die Hand auf den Mund. »Keine weitere Widerrede. Es ist beschlossen, dass du hierbleibst, und Barbara kümmert sich schon um deinen Vater. Du kannst jetzt ja sowieso nichts für ihn tun, weil du selbst Ruhe und Pflege brauchst. Tu mir den Gefallen, und denk nicht schon wieder an den Hof und vielleicht an die Arbeit, die dort anfällt. Das Wichtigste ist, dass es dir bald besser geht. Wir müssen heilfroh sein, dass es dich nicht schlimmer erwischt hat. Schmerzen wirst du noch genug haben. Also, jetzt hörst du auf mich und bleibst hier ganz ruhig liegen, während ich das Sofa für dich herrichte.«

      Josef Feistauer stimmte seiner Tochter zu, sodass Korbinian nicht mehr widersprach. Er nahm sein Lager in der Wohnstube ein, und Franzi begann gleich mit seiner Behandlung. Sie rieb ihn vorsichtig mit der Salbe ein.

      Am Abend blieb sie bei ihm sitzen, als Stepherl schon schlief und auch der Vater zu Bett gegangen war.

      »Mach die Augen zu, Korbinian, und versuch auch zu schlafen. Ich werd’ in der Nacht ein paarmal nach dir sehen, falls du irgendetwas brauchst«, sagte sie lächelnd.

      »Ich danke dir schön, Franzi. Für alles, was du für mich tust.« Korbinian streckte die Hand aus und strich zärtlich über Franzis Wange. »Am meisten für das, was du mir gesagt hast: dass du mich nämlich noch liebst. Ich werd’ schon wieder auf die Beine kommen.«

      »Natürlich wirst du das.« Franzi beugte sich über ihn und drückte einen Kuss auf seinen Mund. Dann sagte sie bewegt: »Wir haben uns wiedergefunden, Korbinian.«

      Er nickte. »Ja, mir kommt es wie ein Wunder vor. Ich möcht’ dir so viel sagen, aber du weißt ja, mir fallen meistens die richtigen Worte nicht ein.«

      »Du kannst sie dir auch sparen, Korbinian, ich kenn’ dich jetzt noch besser als zuvor. Auf die Worte kommt es nicht an.«

      Noch einmal musste Franzi an Uli denken. Ihm hatte es nie an schönen und verführerischen Worten gefehlt, aber sie waren Schall und Rauch gewesen. An Korbinian war alles echt, und das war am wichtigsten im Leben.

      *

      Der Arzt war noch dreimal in den Rehwinkel gekommen, um sich über Korbinians Zustand zu vergewissern. Nach einer Woche gestattete er ihm, auf seinen Hof zu gehen. Dass er noch längere Zeit Schmerzen haben würde, damit musste er

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