Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt
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Pünktlich um acht Uhr betrat der Tierarzt das gemütliche Frühstückszimmer, wo auf dem Tisch ein gutes Frühstück seiner wartete. Doch zuerst kam der Gutenmorgenkuß, dann der Strauß mit dreiundzwanzig roten Rosen, für jedes Lebensjahr eine und dann der Ring mit einem herrlichen Smaragd.
»Es ist der Ring meiner Mutter«, sagte er leise. »Werde in deiner Ehe so glücklich, wie sie es in der ihren gewesen ist.«
»Und ich werde bestrebt sein, so zu werden wie deine Mutter«, entgegnete sie einfach. »Und dein Ring?«
»Ist der meines Vaters, dem auch ich nachzueifern bestrebt bin. Wie ich an den beiden Gedecken sehe, werden wir beide allein frühstücken?«
»Ja.«
»Das ist lieb von dir, meine Schönste. Denn so gern ich Tante Jadwiga und Ortrun auch habe, in dieser Stunde möchte ich mit dir allein sein.«
Sie ließen sich das Frühstück gut munden und griffen dann zur Morgenzigarette. Während Uwe Zukunftspläne spann, blieb Frauke merkwürdig still, was ihn endlich stutzig werden ließ.
»Was hast du denn, Liebste?« fragte er besorgt. »Ist dir nicht wohl?«
»Doch«, entgegnete sie hastig, den Zigarettenrest in den Ascher drückend. »Ich sorge mich nur… Ach, es ist so schwer, darüber zu sprechen.«
»Aber Frauke, mir kannst du doch alles sagen. Ich bin jetzt doch dazu da, um dir beizustehen. Nun?«
»Uwe, es ist wegen Tante Jadwiga und Ortrun, die so sehr an diesem Haus hängen. Wenn ich nun heirate…«
»Bleiben sie selbstverständlich hier.«
»Aber das kann ich dir doch nicht zumuten.«
»Warum denn nicht?«
»Weil sie noch nicht einmal mit mir verwandt sind. Da kannst du sie doch nicht sozusagen mitheiraten.«
»Doch, ich tu’s«, lachte er vergnügt. »Sollst mal sehen, wie gut wir uns alle vertragen werden. Außerdem wird Ortrun nicht lange ledig bleiben. Hast du denn gestern nicht gemerkt, wie entzückt die Herren von ihr waren?«
»Das schon. Hauptsächlich der Sohn des Oberförsters scheint sich ernstlich in sie verliebt zu haben.«
»Und andere werden es auch noch tun. Wir müssen nur aufpassen, daß dieses reiche Mädchen nicht womöglich einem Mitgiftjäger in die Hände fällt. Aber wegbringen tun wir sie nicht, wenn so eine Gefahr naht, wie es der Doktor Danz tat. Ja ja, mein Mädchen, ich weiß genau Bescheid. Und zwar durch meinen Vetter Folbe, der mich bei seinem letzten Besuch genauestens über die beiden Schönen im grünen Haus orientierte. So einer wie der Zerkel – den ich übrigens bis in den Tod nicht leiden kann und seine liebe Familie auch nicht, weil sie dich so schikanierten –, so einer soll sich mal unserer Goldigen zu nähern wagen, dann kriegt er es mit mir zu tun, und das wäre nicht ratsam. Ich vertrete jetzt Bruderstelle an Ortrun und werde sie wie ein Bruder schützen.
Und Tante Jadwiga? Ich müßte ja ein Herz aus Stein haben, wenn ich dem lieben alten Fräulein das Zuhause nehmen wollte, das sie nun endlich gefunden hat. Und daß Hulda bleibt, das bedarf überhaupt keiner Erwähnung. Bist du jetzt beruhigt, du Dummchen?«
»Ich bin glücklich.«
»Dann beweise es.«
Worauf sie ihm um den Hals fiel, was er sich nur zu gern gefallen ließ. Und als Uwe durch das geöffnete Fenster Michels Organ vernahm, sagte er schmunzelnd:
»Der gehört ja auch zum alten Bestand, also wird auch er übernommen. Bertchen muß ihre Stelle aufgeben und nur für uns arbeiten. Denn ein Mann im Haus macht viel zu schaffen, und Hulda soll sich nicht überanstrengen. Warum siehst du mich denn so ängstlich an?«
»Werden wir es auch schaffen, drei Angestellte einschließlich Verpflegung zu bezahlen?«
»Liebchen, was hast du bloß für viele Sorgen. Aber auch die kann ich zerstreuen, indem ich dir sage, daß wir es sogar glänzend schaffen können. Erstens verdiene ich gut, dann bin ich vermögend. Es reicht für alle, verlaß dich drauf.«
»Ich bin aber auch nicht ganz arm«, bekannte sie stolz. »Ich bekomme eine monatliche Rente von vierhundert Mark.«
»Und dieses Haus vergißt du ganz?«
»Richtig. Und das ist schön, Uwe, nicht wahr?«
»Es ist ein richtiges, trauliches Zuhause. Doch jetzt muß ich dich verlassen, so leid es mir tut, aber ich möchte meine Arbeit nicht vernachlässigen. Eigentlich dumm von dir, einen Arzt zu heiraten, der so viel unterwegs sein muß. Du wirst es noch so manches Mal verwünschen. Sind deine Papiere in Ordnung?«
»Gewiß. Aber was willst du denn damit?«
»Das Aufgebot bestellen.«
»So bald schon?«
»Bald nennst du das? Ich betrachte die drei Wochen als halbe Ewigkeit. Also ’runter unter die Haube, mein Herzchen, da gibt es kein Pardon.«
»Will ich ja auch gar nicht«, lachte sie ihn so lieblich an, daß er unbedingt die reizenden Grübchen küssen mußte.
*
Die Verlobungsfeier verlief voll Harmonie und Fröhlichkeit. Uwe hatte die richtigen Worte für Jadwiga und Ortrun gefunden. Sie waren nun davon überzeugt, daß sie dem späteren Hausherrn nicht im Wege sein würden. Und als er sich beim Sekt mit ihnen verbrüderte, zog er gleich den Freund in diese Verbrüderung mit ein. Doch während dieser sich mit einem Handkuß zufrieden gab, nahm Uwe sich den obligaten Kuß. Er war von einem so strahlenden Übermut, daß man kaum aus dem Lachen herauskam.
Beim Abschied lud Winrich die vergnügte Gesellschaft zum Pfingstsonntag nach Schloß Swidbörn ein, was mit Freuden angenommen wurde. Hulda hatte sogar von Barbe schriftlich eine Extraeinladung bekommen, die sie wohl ehrte, aber brummen ließ:
»Alles recht schön und recht nett, aber wenn alle fortgehen, was wird dann aus Ajax? Das arme Tier winselt sich ja zuschanden, wenn es allein hier zurückbleiben muß.«
»Den nehmen wir mit«, entschied Uwe, doch Huldchen hatte Bedenken.
»Und was werden die Hunde im Schloß dazu sagen?«
»Die werden ihren Gast ehren, wie es sich für vornehme Schloßhunde gehört.«
»Da soll der arme Hund wohl hinter dem Auto herlaufen, was?«
»Aber nicht doch, Huldchen, der fährt mit.«
»Ach so, da soll ich das niedliche Tierchen wohl auf den Schoß nehmen«, entrüstete sie sich, und als der Heiterkeitsausbruch sich gelegt hatte, kam der Baron, dem das Geplänkel Spaß gemacht hatte, der bedrängen Seele zu Hilfe.
»Fräulein Hulda, da ich unter Larven die einzig fühlende Brust bin, schicke ich extra für Sie und den Hund den kleinen Wagen mit Chauffeur. Wäre das was?«
»Und wie das was wäre, Herr Baron«, besah sie sich ihn so zärtlich, daß die andern Mühe hatten, ernst zu bleiben.