Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt
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»Nu ne«, wehrte er ab. »Daraus wird nichts. Ich bin doch kein Halsabschneider. Über die Bezahlung können wir immer noch sprechen.«
»So haben Sie Dank«, reichte sie ihm die Hand, die er behutsam in seine derbe Faust nahm. »Wir werden uns bestimmt gut vertragen. Trinken Sie gern einen Schnaps?«
»Und wie! Am liebsten einen Weißen.«
»Als ob ich das nicht gewußt habe«, zog sie aus der Karre eine Flasche und drückte sie dem überraschten Mann in den Arm. »Die habe ich extra für Sie gekauft, trinken Sie sie auf unser Wohl. Und Sie, Bertchen, leckern doch gern, nicht wahr?«
Ehe die Frau antworten konnte, hielt sie unter einem Arm eine süße Schachtel, unter dem andern ein Fleischpaket, und in der Hand knisterte ein Zwanzigmarkschein, was für die sparsamen Menschen viel Geld bedeutete. Mit dieser noblen Geste hatte Frauke ein Ehepaar gewonnen, das ihr fortan mit rührender Treue anhing.
»Kleine Ursache, große Wirkung«, schmunzelte Hulda, nachdem die beiden zu Tränen gerührt abgezogen waren. »Dir machen die paar Mark nicht viel aus, aber denen da helfen sie gut mit. Bist gar nicht so dumm, wie du aussiehst.«
»Danke für das Kompliment«, lachte Frauke. »Halt hier keine langen Reden, sondern sieh zu, daß wir Abendbrot kriegen. Gern hätte ich Speckeier, geht das?«
»Da du alles dafür Erforderliche mitgebracht hast, dürfen sich keine Schwierigkeiten ergeben. Sogar an eine Stielpfanne hast du gedacht; denn die hier vorhandene ist Bruch, wie die Töpfe auch. Morgen fliegt der ganze alte Krempel ’raus.
Komisch«, fuhr sie nachdenklich fort, Holz auf das brennende Feuer legend. »In der Küche ist alles so armselig wie bei den Ärmsten einer, und in den Zimmern liegen Werte achtlos herum. Sieh dir mal morgen an, was alles in dem Mordsding von Büfett steckt. Da wirst du Augen auf Stielchen bekommen, wie ich sie bereits bekam. Schweres altes Silber liegt da und ich möchte fast wetten, daß der Herr Professor mit einem Blechlöffel gegessen hat. Wo willst du denn hin?«
»Mir die Sachen ansehen.«
»Das würde ich dir nicht raten. Bedenke, daß du Licht machen mußt, und daß die Fenster weder Gardinen noch Laden haben.«
»Hast recht, Huldchen, verschiebe ich es auf morgen. Ich bin sowieso zum Umfallen müde, und wir müssen ja noch die Betten beziehen.«
»Das werden wir auch noch schaffen«, tat Hulda Speck in die Pfanne, die sie vorher ausgebrüht hatte. Lieblicher Duft durchzog die Küche, in den sich der des frischen Kaffees mischte. Mit bestem Appetit aß man, wusch rasch das Geschirr ab, verschloß sorgfältig die Türen und begab sich nach oben, wo man zuerst mit Laken, dem entdeckten Vorrat entnommen, die Fenster verhängte. Flink bezog man die Betten, während Ajax auf dem dicken Vorleger herumscharrte, der ihm wohl von jeher als Nachtlager gedient hatte, jedoch nicht an der richtigen Stelle lag. Erst als Frauchen ihn an ihr Bett trug, streckte das Tier sich zufrieden und sah aufmerksam zu, wie die lieben Frauen die Kleider abwarfen, in die Nachthemden schlüpften und sich dann niederlegten. Frauke ins Bett, Ortrun auf den Diwan, und im Nebenzimmer nahm Hulda das zweite Bett ein. Die Matratzen waren gut, die Zudecke wohl schwer, aber wenn man so richtig müde ist, merkt man es kaum. Man wünschte sich eine gute Nacht, knipste das Licht aus, legte sich auf die Seite und schlief fast augenblicklich ein.
*
Der lange Michel war einfach ein Genie. Denn es gab kaum etwas, das er nicht konnte.
Nachdem er wuchernde Bäume gefällt und die Stubben gerodet hatte, legte er um das Haus herum Rasen und Blumenbeete an, wozu Mitte März ja noch Zeit war. Den brachliegenden Gemüse- und Obstgarten brachte er wieder in Schwung, wie er sich ausdrückte, wobei alle fleißig mithalfen. Auch Bertchen, die ihre Aufwartestelle zwar behielt, aber trotzdem noch Zeit genug hatte, um in Haus und Garten kräftig zuzupacken. Für Verpflegung brauchte sie vorläufig nicht zu sorgen. Das tat Hulda so gut und reichlich, daß Michel behauptete, bereits einen Schmerbauch zu kriegen. Und als der Garten seiner Ansicht nach wie eine Putzstube aussah, nahm er die nächstdringende Arbeit in Angriff.
»Das Haus muß verputzt werden, solange das schöne Wetter noch anhält«, erklärte er kurz und bündig. »Wenn erst der April mit seinem Regen kommt, ist es zu spät.«
Also wurde das Haus verputzt, wozu er allerdings zwei Facharbeiter hinzuzog. Er selbst jedoch war mit dabei, nicht viel Worte machend, sondern fest zupackend.
Als dann die Mauern in blendendem Weiß erstrahlten, wurden die Helfer entlohnt. Am Dach war nichts auszubessern, das war erstaunlicherweise tadellos in Ordnung. Fensterrahmen und -laden strich Michel, wobei ihn Hulda mit fast fachmännischem Geschick unterstützte. Das leuchtende Grün zu dem schneeigen Weiß machte sich prächtig. Grün waren auch die Blumenkästen, die sich vor den oberen Flurfenstern hinzogen. Wenn erst die gepflanzten Geranien, Petunien und Hängenelken darin blühten, gab das ein lustigbuntes Bild.
Zuletzt kam die Haustür dran, die wie das Dach ohne Schaden war. Dazu aus bestem Eichenholz, mit dicken, geschliffenen Scheiben, die natürlich verschmutzt waren. Doch nachdem Hulda sie bearbeitet hatte, funkelten sie wie doll, nach ihrem Ausspruch, und Michel ließ es sich nicht nehmen, das Holz zu beizen, bis auch das »wie doll« glänzte.
»Na, das ist ja nun außen hui, aber noch immer von innen pfui«, stellte Huldchen fest, als das Haus in hellem Glanz erstrahlte. »Das muß bis Ostern anders werden.«
Und es wurde anders. Zehn geschickte Hände regten sich fleißig. Tapezierten, polierten, lackierten, und als die Osterglocken läuteten, war aus dem Schandfleck des Dorfes das schmuckste Haus geworden, über dessen Tür in großen goldenen Lettern stand: Haus im grünen Grund.
Diese Auferstehung hatten die Dorfbwohner mit brennendem Interesse verfolgt. So viele Menschen waren wohl noch nie an dem Anwesen vorübergegangen wie jetzt. Da stand jetzt kein Zaun mehr mit abgebröckeltem Sockel, verwaschenen Staketen und rostigem Tor, hier war verputzt, lackiert und bronziert worden. Auch was jetzt hinter dem schmucken Zaun lag, wie gern hätte man es aus der Nähe in Augenschein genommen. Aber hinter dieser Pforte befand sich ein verschlossenes Paradies – und der Erzengel davor war Ajax, der rassige Schäferhund. Zwar hielt er kein flammendes Schwert, aber er zeigte ein furchterregendes Gebiß.
Das alles wurde bestaunt, erörtert und beklatscht. An den Stammtischen, auf den Kaffeekränzchen und in den Geschäften. Das Haus im grünen Grund war ein Begriff geworden.
Was den Bewohnern übrigens höchst gleichgültig war. Sich um andere zu kümmern, dazu hatten sie von jeher keine Lust, und dann hatte ihnen in den vergangenen Wochen wahrlich die Zeit dazu gefehlt. Da hatten sie sich keine Ruhe gegönnt. Hatten geschuftet vom frühen Morgen bis zum späten Abend.
Doch jetzt kam ihrer Arbeit Lohn. Jetzt konnten sie sich an dem erfreuen, was sie rundum mit Ausdauer und Fleiß geschaffen hatten.
Den langen Michel schmiß es fast um, als Frauke ihm, nachdem hier alles so herrlich vollendet, mit reizendem Grübchenlächeln ein Bündel Scheine in die Hand schob, die zusammen eine vierstellige Zahl ausmachten. Direkt entsetzt starrte er auf diesen Segen.
»Gnädiges Fräulein, so was ist doch unerhört.«
»Nicht unerhört, lieber Michel«, sagte sie herzlich. »Ihre Hilfe ist uns so viel wert, daß wir sie eigentlich gar nicht bezahlen können. Bedenken Sie, wenn wir Handwerker im Hause gehabt hätten. Ach was, ziehen Sie ab!«
Das tat er denn auch und hatte dann