Bilder aus Italien. Charles Dickens

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Bilder aus Italien - Charles Dickens

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braucht man nur ein Hirtengedicht oder ein Hirtenbild herzunehmen und sich das zu denken, was dieser Darstellung am allerausgesuchtesten und entschiedensten unähnlich ist.

      Ihr seid abgestumpft genug, wie gewöhnlich auf der letzten Wegstrecke des Tages, dahingefahren; und die sechsundneunzig Glocken der Pferde – vierundzwanzig bei jedem – haben euch einschläfernd eine halbe Stunde lang ins Ohr geläutet; und es ist eine sehr alltägliche, einförmige und langweilige Geschichte geworden; und ihr habt schon ernstlich darüber nachgedacht, was man euch wohl auf der nächsten Station vorsetzen werde, wenn hinten am Ende der langen Allee, durch welche ihr fahrt, die erste Andeutung einer Stadt in Gestalt einiger zerstreuter Hütten erscheint und der Wagen über ein entsetzlich unebenes Pflaster zu rasseln beginnt. Als ob der Wagen ein großes Feuerwerk wäre und der bloße Anblick eines rauchenden Schornsteins es angezündet hätte, geht jetzt ein Lärm los, als säße der leibhaftige Teufel darin. Klack, klack, klack. Klack-klack-klack. Klick-klack. Klick-klack. Hallo! Hallo! Vite! Voleur! Brigand! Hi hi hi! En r-r-r-r-r-route! Peitsche, Kutscher, Steine, Bettler, Kinder; klack, klack, klack; heda! hallo! Charité pour l'amour de Dieu! Klick-klack-klick-klack; klick, klick klick; bums, puff, krach, puff, klick-klack; um die Ecke, die enge Straße hinauf, den gepflasterten Berg hinab auf der andern Seite; in die Gosse; bums, bums; puff, klick, klick, klick; klack, klack, klack; in die Ladenfenster auf der linken Seite der Straße und dann erst mit weiter Wendung in den hölzernen Torweg zur Rechten; rumpel, rumpel, rumpel; trapp, trapp, trapp; klick, klick, klick; und hier sind wir im Hof vom Hôtel de l'Ecu d'Or; abgenutzt, verloschen, rauchend, erschöpft, tot, doch manchmal noch ganz unerwartet auffahrend und aufblitzend, aber ohne daß etwas weiter daraus wird – wie ein Feuerwerk bis zuletzt!

      Die Wirtin des Hôtel de l'Ecu d'Or ist da; und der Wirt des Hôtel de l'Ecu d'Or ist da; und das Zimmermädchen des Hôtel de l'Ecu d'Or ist da; und ein Herr mit einer lackierten Mütze und einem roten Bart, der im Hôtel de l'Ecu d'Or wohnt, ist da; und Monsieur le Curé geht in einer Ecke des Hofes allein auf und ab, mit einem dreieckigen Hut auf dem Kopf, einem schwarzen Mäntelchen auf dem Rücken und einem Buch in der einen und einem Regenschirm in der andern Hand; und alle, außer Monsieur le Curé, sperren Mund und Augen auf in Erwartung der Öffnung der Kutschentüre. Der Wirt des Hôtel de l'Ecu d'Or liebt den Kurier so sehr, daß er es kaum erwarten kann, bis er vom Bock steigt, und seine Beine und Stiefelabsätze umarmt, während er herabkommt. »Mein Kurier! Mein wackerer Kurier! Mein Freund! mein Bruder!« Die Wirtin liebt ihn, das Zimmermädchen segnet ihn, der Kellner verehrt ihn. Der Kurier fragt, ob sein Brief angekommen ist. Natürlich, natürlich. Sind die Zimmer bereit? Natürlich, natürlich. Die besten Zimmer für meinen wackern Kurier; die Staatszimmer für meinen braven Kurier; das ganze Haus steht meinem besten Freund zu Diensten! Seine Hand verläßt den Wagenschlag noch nicht, und er stellt noch eine Frage, um die Erwartung zu steigern. Über den Rock trägt er eine grünlederne Tasche an einem Riemen. Die Herumstehenden betrachten sie; einer berührt sie. Sie ist ganz angefüllt mit Fünf-Franc-Stücken. Ein Gemurmel der Bewunderung rauscht durch die Schar der Knaben. Der Wirt fällt dem Kurier um den Hals und drückt ihn an die Brust. Er ist viel dicker geworden, sagt er. Er sieht so frisch und gesund aus!

      Der Schlag geht auf. Atemlose Erwartung. Die Dame der Familie steigt aus! Ah, die liebe Dame! Die schöne Dame! Die Schwester der Dame der Familie steigt aus. Großer Gott, Mamsell ist reizend! Erster kleiner Knabe steigt aus. Oh, was für ein hübscher kleiner Junge! Erstes kleines Mädchen steigt aus. Ach, das reizende Kind! Zweites kleines Mädchen steigt aus. Die Wirtin, dem schönsten Trieb unserer gemeinsamen Menschennatur nachgebend, hebt es in ihren Armen in die Höhe! Zweiter kleiner Knabe steigt aus. Oh, der liebe Junge! Ach, die niedlichen kleinen Leute! Das Wickelkind wird herausgereicht. Das Engelskind! Das Wickelkind hat alles übertroffen. Das ganze Entzücken richtet sich auf das Wickelkind! Dann steigen die beiden Kindermädchen heraus; die Begeisterung steigert sich bis zum Wahnsinn, und die ganze Familie wird die Treppe hinaufgetragen, wie auf einer Wolke; während die Müßiggänger unten im Hofe sich um den Wagen drängen und hineingucken und um ihn herumgehen und ihn anfühlen. Denn es ist schon etwas, einen Wagen anzufühlen, in dem so viele Leute gesessen haben. Das ist eine Hinterlassenschaft für Kinder und Kindeskinder.

      Die Zimmer sind im ersten Stock, außer der Kinderstube für die Nacht, einem großen öden Saale mit vier oder fünf Betten darin! Durch einen dunklen Gang, zwei Stufen hinauf, vier hinab, an einem Brunnen vorüber, über einen Balkon und in die Tür neben dem Stall. Die andern Schlafzimmer sind groß und luftig; jedes mit zwei kleinen Bettstellen, geschmackvoll wie die Fenster mit roten und weißen Vorhängen geziert. Der Salon ist prächtig. Der Tisch ist schon für drei gedeckt, und die Servietten sind wie dreieckige Hüte. Der Fußboden besteht aus roten Ziegeln, Teppiche fehlen, und von den Möbeln ist nicht viel zu sagen; aber Überfluß herrscht an Spiegeln, und große Vasen mit künstlichen Blumen unter Glasglocken und eine Menge Uhren sind vorhanden. Die ganze Reisegesellschaft ist in Bewegung. Vorzüglich der wackere Kurier ist überall; er sieht nach den Betten, muß sich von seinem lieben Bruder, dem Wirt, Wein die Gurgel hinabgießen lassen und findet Gurken – immer Gurken; weiß der Himmel, wo er sie findet –, mit denen er herumgeht, eine in jeder Hand, wie einen Marschallstab.

      Es ist serviert. Wir bekommen eine sehr dünne Suppe; sehr große Brote, eins für jeden; einen Fisch; dann vier Gänge; dann Geflügel; dann Nachtisch; und keinen Mangel an Wein. In den Schüsseln ist nicht viel; aber die Gerichte sind sehr gut und immer sogleich fertig. Wenn es fast dunkel ist, tritt der wackere Kurier, nachdem er die beiden Gurken, in den Inhalt einer ziemlich großen Ölflasche und in den einer Weinflasche geschnitten, verzehrt hat, aus seinem Versteck unten heraus und schlägt einen Besuch des Domes vor, dessen mächtiger Turm auf den Hof des Gasthauses herabsieht. Wir machen uns auf den Weg; und sehr feierlich und großartig nimmt sich die Kirche aus in der Dämmerung; so dämmerhaft zuletzt, daß der höfliche alte Sakristan mit dem Totenkopfgesicht einen winzigen Kerzenstummel anbrennt, um zwischen den Gräbern herumzustolpern – und er sieht unter den düstern Säulen aus wie ein verirrtes Gespenst, das sein eigenes Grab sucht. Als wir zurückkehren, sehen wir die niedere Dienerschaft des Gasthofes unter dem Balkon im Freien an einem großen Tisch zu Abend essen; das Gericht ist ein Ragout aus Fleisch und Gemüse, rauchend in dem eisernen Kessel, in dem es gekocht, aufgetragen. Sie haben einen Krug mit dünnem Wein und sind sehr lustig, lustiger als der Herr mit dem roten Bart, der Billard spielt in dem lampenerhellten Zimmer, links im Hofe, wo Schatten mit Queues in der Hand und Zigarren im Munde beständig vor den Fenstern vorbeischweben. Immer noch geht der hagere Curé mit Buch und Regenschirm auf und ab, immer noch allein. Und da geht er noch, und dort klicken die Billardbälle, nachdem wir lange schon schlafen.

      Um sechs Uhr schon am andern Morgen sind wir auf den Beinen. Herrliches Wetter, den Schmutz des gestrigen Tages am Wagen beschämend, wenn irgend etwas einen Wagen in einem Lande beschämen könnte, wo Wagen niemals gewaschen werden. Alles ist munter und rührig; und während wir unser Frühstück beendigen, kommen die Pferde aus dem Posthaus in den Hof geklingelt. Alles, was aus dem Wagen genommen worden ist, wird wieder hineingetan. Der wackere Kurier meldet, daß alles bereit sei, nachdem er durch jedes Zimmer gegangen und sich überall umgesehen, um sich zu überzeugen, daß nichts zurückbleibt. Alles steigt ein; alles, was zum Hôtel de l'Ecu d'Or gehört, ist wieder entzückt. Der wackere Kurier läuft ins Haus, um ein Päckchen mit kaltem Geflügel, Schinkenschnitten, Brot und Keksen zum Lunch zu holen, reicht es in die Kutsche und eilt wieder zurück.

      Was hat er jetzt in der Hand? Wieder Gurken? Nein. Einen langen Zettel. Es ist die Rechnung.

      Der wackere Kurier hat an diesem Morgen zwei Gürtel: der eine trägt die Geldtasche, der andere eine tüchtige Lederflasche, bis zum Stöpsel gefüllt mit dem besten leichten Bordeaux des Hauses. Er bezahlt niemals die Rechnung eher, als bis diese Flasche voll ist. Dann macht er seine Ausstellungen.

      Er macht jetzt seine Ausstellungen, und zwar mit Lebhaftigkeit. Er ist immer noch des Wirtes Bruder, aber von einem andern Vater und einer andern Mutter. Er ist ihm nicht mehr so nahe verwandt wie gestern abend. Der Wirt kratzt sich hinter den Ohren. Der wackere Kurier zeigt auf

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