Dr. Norden Staffel 3 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»So was darfst du noch nicht mal denken, geschweige denn sagen«, bat sie ihn inständig. »Mal abgesehen davon, dass nicht gesagt ist, dass du nach einer Operation nicht mehr spielen kannst. Vielleicht geht es ja besser als vorher«, wagte sie eine mutige Prognose. »Du musst einfach kämpfen, Leon! Und dass du das kannst, hast du doch in deinem Sport schon oft genug bewiesen.«
Leon hob den Kopf und sah seiner Freundin aus Kindestagen tief in die Augen. Plötzlich hatten beide den Eindruck, als wären sie auf einer Insel, ganz allein, und nicht inmitten eines Wartezimmers voller Patienten, die sich leise unterhielten, in Zeitschriften blätterten oder nachdenklich vor sich hin starrten.
»Heißt das, dass du an mich glaubst?«, fragte er nach einer gefühlten Ewigkeit leise.
Anneka spürte den Druck seiner Hand. Sie brannte wie Feuer und fühlte sich doch so gut an.
»Natürlich glaube ich an dich«, versicherte sie innig. »Und selbst wenn du nicht mehr Tennisspielen kannst, wird sich ein neuer Weg vor dir auftun. Das Leben hält so viele Überraschungen bereit. Wenn sich eine Tür schließt, öffnen sich dafür andere. Wer weiß, wie viele unerkannte Talente noch in dir schlummern. Du hattest ja noch gar keine Zeit, dich überhaupt kennenzulernen. Vielleicht gibt es ja noch viel Besseres als Tennisspielen, und du weißt es nur noch nicht.«
Staunend und mit großen Augen hatte Leon dieser leidenschaftlichen Rede gelauscht. Er wollte eben zu einer Antwort ansetzen, als Wendy ins Wartezimmer kam und sich suchend umsah.
»Herr Matthes?« Sie entdeckte ihn Hand in Hand mit Anneka und lächelte.
Wie ertappt senkte die Arzttochter die Augen. Doch ihre Hand zog sie nicht zurück.
»Herr Dr. Norden erwartet Sie.« Wendy nickte dem jungen Mann zu und kehrte zurück an den Tresen.
Bevor Leon aufstand, sah er Anneka noch einmal tief in die Augen.
»Jetzt weiß ich, was ich tun muss«, erklärte er im Brustton der Überzeugung. Und ehe es sich Anneka versah, beugte er sich zu ihr hinüber und gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. »Ich danke dir!«
Er drückte ihre Hand noch einmal und stand dann auf, um Wendys Aufruf zu folgen und in Dr. Nordens Sprechzimmer zu gehen. Anneka blieb zurück, wie verzaubert und unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Sie wusste nur eines: So also fühlte sich Liebe an!
»Na, das war ja ein schöner Reinfall gestern«, bedauerte Felicitas Norden ihren Versuch, ihrer Familie mit Hilfe eines persönlichen Fitnesstrainers ein schonendes Aufwärmtraining beizubringen. Bei einem unglücklichen Sprung war ihr Mann Daniel falsch aufgekommen und hatte seitdem Schmerzen im Knöchel. Und ihre Tochter Anneka lag am nächsten Morgen erkältet im Bett. »Statt euch fit zu machen, habe ich unser Haus in ein Lazarett verwandelt.«
Erschöpft von der schlaflosen Nacht lag Anneka im Bett und sah ihre Mutter aus müden Augen an.
»Ach, Mamilein, du kannst doch nichts dafür, dass es in der Halle so kalt war«, versuchte sie, Fee mit verschnupfter Stimme zu trösten. »Und dass Papi umgeknickt ist, ist doch auch nicht deine Schuld.«
»Trotzdem bin ich enttäuscht und traurig, dass das so danebengegangen ist«, gab die Ärztin offen zu. »Schließlich wollte ich euch eine Freude machen.« Einen Moment lang haderte Felicitas noch mit ihrem Schicksal, ehe sie diesen Gedanken entschieden zur Seite schob. »Aber Hauptsache, ihr werdet schnell wieder gesund.« Ihr forschender Blick wanderte hinüber zum Nachtkästchen, wo sie allerlei Hausmittel deponiert hatte. Eine Erkältungssalbe für Brust und Rücken war ebenso dabei wie Tee mit frisch gepresster Zitrone und zuckerfreie Halsbonbons.
Annekas Blick folgte dem ihrer Mutter.
»Das muss ich unbedingt«, bekräftigte sie Fees Meinung. »Heute Nachmittag wird doch Leon operiert. Es ist furchtbar, dass ich ihn nicht besuchen kann.« Diese Tatsache erschütterte sie noch viel mehr, als dass ihr die Erkältung zu schaffen machte. Unglücklich zog sie die Bettdecke hoch und dachte an den jungen Mann, in den sie sich unsterblich verliebt hatte.
Dem Zufall war es zu verdanken, dass Anneka Norden ihren Sandkastenfreund Leon Matthes in der Praxis ihres Vaters wiedergetroffen hatte. Er war inzwischen ein aufstrebender Tennisstar und hatte sich nach einem Zusammenbruch schweren Herzens dazu entschlossen, seinen Bandscheibenvorfall in der Behnisch-Klinik operieren zu lassen. Ein paar Treffen und intensive Gespräche zwischen Anneka und Leon hatten genügt, um eine zarte Liebe zwischen den beiden zu entfachen, die von Tag zu Tag wuchs und sich entwickelte. Und nun konnte die junge Frau ihrem Freund in seinen schweren Stunden nicht beistehen!
Felicitas saß am Bett ihrer Tochter und blickte verständnisvoll auf sie hinab. Sie wusste, woran Anneka in diesem Augenblick dachte, und suchte nach Worten, die sie trösten konnten.
»Nach der Operation wird Leon ohnehin erst mal erschöpft und froh sein, wenn er seine Ruhe hat«, erklärte sie. Gleichzeitig ahnte sie, dass es kein Wort gab, um den Schmerz ihrer Tochter zu lindern.
»Aber wenn ich nicht komme, glaubt er vielleicht, dass ich mich nicht mehr für ihn interessiere«, jammerte Anneka denn auch und putzte sich die Nase mit dem Taschentuch, das ihre Mutter ihr reichte.
Fee fühlte sich genauso verantwortlich für die Verletzung ihres Mannes wie für die Erkältung ihrer Tochter und sann über eine Lösung nach.
»Was hältst du davon, wenn du Leon einen kleinen Brief schreibst?«, kam ihr schließlich die rettende Idee. »Den kann ich ihm dann in die Klinik mitbringen, nachdem ich deinen Vater in der Praxis abgeliefert habe.«
Über diesen Vorschlag musste Anneka nicht lange nachdenken.
»Ach, Mami, du bist einfach die Beste!«, verfiel sie unwillkürlich in die kindliche Anrede, die sie sich eigentlich seit Jahren abgewöhnt hatte. Aber manchmal tat es so gut, sich wie ein kleines Mädchen zu fühlen, umsorgt von der wärmenden Liebe der Mutter.
Lächelnd stand Fee auf und holte Stift und Papier vom Schreibtisch ihrer Tochter. Dann verließ sie das Zimmer, um Anneka in Ruhe eine kleine Liebesbotschaft verfassen zu lassen und sich selbst darum zu kümmern, dass auch Daniel gut versorgt war.
*
»Ich mache mir solche Vorwürfe«, seufzte Fee, als sie ihren Mann auf dem kurzen Fußweg vom Wagen in die Praxis stützte. »Hätte ich nicht diese dumme Idee mit dem persönlichen Fitnesstraining gehabt, wäre das nicht passiert.« Mit einer Hand hielt sie Daniel am Arm fest und drückte mit der anderen die Tür zur Praxis auf.
»Ach, halb so wild«, gab Daniel so unbeschwert wie möglich zurück.
»Wir hätten doch lieber schön gepflegt ins Theater oder in die Oper gehen sollen«, fuhr Fee jedoch mit ihren Selbstvorwürfen fort und half dem Verletzten, durch den Flur der Praxis an den Tresen zu humpeln.
Dort angekommen stützte sich Daniel ab und begrüßte lächelnd seine beiden Assistentinnen Wendy und Janine, die zuverlässig wie jeden Morgen alles für die Sprechstunde vorbereitet hatten.
»Guten Morgen, Chef! Was ist denn passiert?«, erkundigte sich Wendy erschrocken, und auch Janine machte ein besorgtes Gesicht.
»Meine liebe Frau wollte den sportlich bedingten Verletzungen in der Familie ein Ende bereiten«, gab der Arzt