Das Nibelungenlied. Anonym

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Das Nibelungenlied - Anonym

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Dazu vom Dänenlande der König Lüdegast:

       Die gewannen zu dem Kriege gar manchen herrlichen Gast.

      Ihre Boten kamen in König Gunthers Land, 146

       Die seine Widersacher hatten hingesandt.

       Da frug man um die Märe die Unbekannten gleich

       Und führte bald die Boten zu Hofe vor den König reich.

      Schön grüßte sie der König und sprach: "Seid willkommen! 147

       Wer euch hieher gesendet, hab ich noch nicht vernommen:

       Das sollt ihr hören laßen," sprach der König gut.

       Da bangten sie gewaltig vor des grimmen Gunther Muth.

      "Wollt ihr uns, Herr, erlauben, daß wir euch Bericht 148

       Von unsrer Märe sagen, wir hehlen sie euch nicht.

       Wir nennen euch die Herren, die uns hieher gesandt:

       Lüdegast und Lüdeger die suchen heim euer Land.

      Ihren Zorn habt ihr verdienet: wir vernahmen das 149

       Gar wohl, die Herren tragen euch beide großen Haß.

       Sie wollen heerfahrten gen Worms an den Rhein;

       Ihnen helfen viel der Degen: laßt euch das zur Warnung sein.

      "Binnen zwölf Wochen muß ihre Fahrt geschehn; 150

       Habt ihr nun guter Freunde, so laßt es bald ersehn,

       Die euch befrieden helfen die Burgen und das Land:

       Hier werden sie verhauen manchen Helm und Schildesrand.

      "Oder wollt ihr unterhandeln, so macht es offenbar; 151

       So reitet euch so nahe nicht gar manche Schar

       Eurer starken Feinde zu bitterm Herzeleid,

       Davon verderben müßen viel der Ritter kühn im Streit."

      "Nun harrt eine Weile (ich künd euch meinen Muth), 152

       Bis ich mich recht bedachte," sprach der König gut.

       "Hab ich noch Getreue, denen will ichs sagen,

       Diese schwere Botschaft muß ich meinen Freunden klagen."

      Dem mächtigen Gunther war es leid genug; 153

       Den Botenspruch er heimlich in seinem Herzen trug.

       Er hieß berufen Hagen und Andr' in seinem Lehn

       Und hieß auch gar geschwinde zu Hof nach Gernoten gehn.

      Da kamen ihm die Besten, so viel man deren fand. 154

       Er sprach: "Die Feinde wollen heimsuchen unser Land

       Mit starken Heerfahrten; das sei euch geklagt.

       Es ist gar unverschuldet, daß sie uns haben widersagt."

      "Dem wehren wir mit Schwertern," sprach da Gernot, 155

       "Da sterben nur, die müßen: die laßet liegen todt.

       Ich werde nicht vergeßen darum der Ehre mein:

       Unsre Widersacher sollen uns willkommen sein."

      Da sprach von Tronje Hagen: "Das dünkt mich nicht gut; 156

       Lüdegast und Lüdeger sind voll Uebermuth.

       Wir können uns nicht sammeln in so kurzen Tagen,"

       So sprach der kühne Recke: "ihr sollt es Siegfrieden sagen."

      Da gab man den Boten Herbergen in der Stadt. 157

       Wie feind sie ihnen waren, sie gut zu pflegen bat

       Gunther der reiche, das war wohlgethan,

       Bis er erprobt an Freunden, wer ihm zu Hülfe zög heran.

      Der König trug im Herzen Sorge doch und Leid. 158

       Da sah ihn also trauern ein Ritter allbereit,

       Der nicht wißen konnte, was ihm war geschehn:

       Da bat er König Gunthern, ihm den Grund zu gestehn.

      "Mich nimmt höchlich Wunder," sprach da Siegfried, 159

       "Wie die frohe Weise so völlig von euch schied,

       Deren ihr so lange mit uns mochtet pflegen."

       Zur Antwort gab ihm Gunther, dieser zierliche Degen:

      "Wohl mag ich allen Leuten nicht von dem Leide sagen, 160

       Das ich muß verborgen in meinem Herzen tragen:

       Stäten Freunden klagen soll man des Herzens Noth."

       Siegfriedens Farbe ward da bleich und wieder roth.

      Er sprach zu dem Könige: "Was blieb euch je versagt? 161

       Ich will euch wenden helfen das Leid, das ihr klagt.

       Wollt ihr Freunde suchen, so will ich einer sein

       Und getrau es zu vollbringen mit Ehren bis ans Ende mein."

      "Nun lohn euch Gott, Herr Siegfried, die Rede dünkt mich gut; 162

       Und kann mir auch nicht helfen eure Kraft und hoher Muth,

       So freut mich doch die Märe, daß ihr so hold mir seid:

       Leb ich noch eine Weile, ich vergelt es mit der Zeit.

      Ich will euch hören laßen, was mich traurig macht. 163

       Von Boten meiner Feinde ward mir hinterbracht,

       Mit Heerfahrten kämen sie mich zu suchen hie:

       Das geschah uns von Degen in diesen Landen noch nie."

      "Das laßt euch nicht betrüben," sprach da Siegfried, 164

       "Sänftet eur Gemüthe und thut, wie ich euch rieth:

       Laßt mich euch erwerben Ehre so wie Frommen,

       Bevor eure Feinde her zu diesen Landen kommen.

      "Und hätten dreißigtausend Helfer sich ersehn 165

       Eure starken Feinde, doch wollt ich sie bestehn,

       Hätt ich auch selbst nur tausend: verlaßt euch auf mich."

       Da sprach der König Gunther: "Das verdien ich stäts um dich."

      "So heißt mir eurer Leute gewinnen

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