Der kleine Fürst Staffel 6 – Adelsroman. Viola Maybach
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Alexa hatte sich jedoch auf die Seite der beiden Teenager geschlagen: »Es ist heller Tag, Sofia, außerdem sind die beiden ja keine kleinen Kinder mehr. Sie werden nicht auffällig mit großen Geldscheinen herumwedeln, sie tragen keinen Schmuck, ihre Handys zeigen sie nicht – und deshalb sieht nichts an ihnen so aus, als könnte es sich lohnen, sie zu überfallen.«
Sofia war skeptisch geblieben, aber sie hatte nachgegeben, als Anna sie noch einmal nachdrücklich daran erinnerte, dass Christian und sie sogar schon einmal ganz allein verreist waren. »Und da sind auch keine Katastrophen passiert, Mama!«
Sie hatte zwar noch gesagt: »Da wart ihr auch nicht in einer Großstadt«, doch das war nur das letzte Aufbäumen gewesen. Sie wusste selbst, dass Anna und Christian vernünftig und auch vorsichtig waren – sie würden sich mit Sicherheit nicht in gefährliche Situationen begeben. Außerdem wollten Alexa und sie einigen eleganten Geschäften in der Goethestraße einen Besuch abstatten, und dabei hätten die Teenager nur gestört.
»Fahren wir wieder runter?«, fragte Anna.
Christian nickte, und wenige Minuten später standen sie unten auf der Straße, die vor allem eine Autoschneise war. Zu sehen gab es hier praktisch nichts, aber die Alte Oper war nicht weit, und das war ihr nächstes Ziel. Auf dem Opernplatz gab es nämlich eine Open-Air-Veranstaltung mit Live-Musik, die sie sich anhören wollten.
»Das ist schon was anderes hier als bei uns zu Hause«, sagte Anna. »Bisschen wenig Natur, finde ich, aber sehr interessant.«
Diese Ansicht teilte der kleine Fürst. Er warf einen Blick auf den Stadtplan. »Hier links rum, dann müsste der Opernplatz rechts von uns liegen.«
Sie hörten die Musik bereits, bevor sie auf dem Platz angelangt waren – gleich darauf staunten sie über die Menschenmenge, die sich dort versammelt hatte. Nur mit Mühe konnten sie sich so weit vordrängeln, dass sie wenigstens die Band auf der Bühne gut sehen konnten.
Und dann vergaßen sie, dass sie fremd in dieser Stadt waren. Sie fingen an zu wippen und zu tanzen wie all die anderen Zuhörer um sie herum auch, und sie vergaßen die Zeit.
*
»Ich bin froh, dass ich mich entschlossen habe, dich zu begleiten«, erklärte Sofia.
Alexa warf einen amüsierten Blick auf ihre Tüten und Pakete. »Wir haben ziemlich viel eingekauft«, bemerkte sie. »Aber ich glaube, es waren gute Käufe.«
»Das denke ich auch. Und jetzt?« Die Baronin warf einen Blick auf die Uhr. »Anna und Christian haben ja gesagt, sie finden allein zurück, also könnten wir doch in euer schönes Haus fahren, uns einen Tee servieren lassen und die Füße hochlegen, was meinst du?«
Alexa war einverstanden. Sie steuerten also den Ort an, wo sie den Chauffeur mit dem Wagen zurückgelassen hatten, und gleich darauf befanden sie sich auf dem Rückweg zur Mörfelder Landstraße, wo die Villa der Familie Rabenfels stand.
Sofia war nie zuvor hier gewesen und konnte über das herrschaftliche Anwesen, das am Rande des Stadtwaldes lag, nur staunen. »Seid ihr wirklich so oft hier, dass sich der Unterhalt eines solchen Hauses lohnt, Alexa?«, hatte sie ausgerufen.
»Ach, weißt du, es ist eher Bequemlichkeit. Hier ist alles, was man braucht, um sich wohlzufühlen. Das Personal ist engagiert – wir brauchen nur anzurufen, und dann wissen wir, dass alles in Ordnung ist, wenn wir kommen. Natürlich lohnt es sich nicht, um deine Frage zu beantworten. Aber lohnt es sich, ein Schloss zu bewohnen?«
»Nein, wahrhaftig nicht«, hatte Sofia zugeben müssen.
Sie genoss den Aufenthalt in dieser eleganten Villa mit dem großzügigen Park. Alles war natürlich kleiner als auf Sternberg, aber man konnte die beiden Wohnsitze durchaus miteinander vergleichen. Wer hätte gedacht, überlegte sie, dass eine Stadt, die den Ruf hat, ziemlich hässlich und außerdem eine Hochburg der Kriminalität zu sein, so schöne Ecken hat?
Schöne Ecken hatte sie bei ihrem Bummel durch die Innenstadt reichlich gesehen. Alexa kannte sich in Frankfurt erstaunlich gut aus und hatte ihr nicht nur den Dom gezeigt, sondern auch die beeindruckende Leonhardskirche, die Alte Oper, das Mainufer, den Römerberg. Sofia sah die Stadt bereits nach wenigen Stunden mit anderen Augen.
»Herrlich!«, seufzte sie, als sie in der Villa tatsächlich die Füße hochlegten und Tee tranken. »Ich danke dir, Alexa, dass du uns diesen wundervollen Aufenthalt hier ermöglicht hast.«
»Ich habe zu danken, denn sonst säße ich jetzt allein hier und hätte mich vermutlich gelangweilt. Weißt du, Sofia, so ein Haus ist nur schön, wenn es mit Leben erfüllt ist. Ganz allein fühlt man sich schnell einsam darin. Sag mal, wann wollen wir essen? Ich sollte in der Küche Bescheid sagen.«
»Anna und Chris haben versprochen, um sechs wieder hier zu sein. Um sieben? Ich meine, falls sie sich ein bisschen verspäten.«
Alexa nickte und verschwand, kehrte jedoch bald zurück und ließ sich wieder in ihren Sessel sinken. »Und gleich probieren wir unsere neuen Sachen an, ja?«
Sofia lachte. »Mit Vergnügen!«
*
»Brauchen Sie Hilfe?«, fragte die Stewardess freundlich.
Bettina von Rabenfels schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, alles in bester Ordnung«, sagte sie.
»Die zwei sind ja wirklich richtige Engel«, bemerkte die Stewardess. »Normalerweise sind Babys an Bord nicht so ruhig.«
»Ich warne Sie vor: Sie werden vermutlich nicht den ganzen Flug verschlafen«, meinte Bettina. »Wir haben ja noch etliche Stunden vor uns.«
»Sind das Zwillinge?«
»Ja, ein Jahr alt. Sie krabbeln noch, aber bestimmt fangen sie bald an zu laufen.«
»Zwei Mädchen?«, fragte die Stewardess.
»Ein Mädchen und ein Junge«, erklärte Bettina.
»Wirklich süß«, sagte die Stewardess. »Wenn was ist, rufen Sie mich bitte gleich.«
Bettina nickte, hatte jedoch nicht vor, die Hilfe der jungen Frau in Anspruch zu nehmen. Sie hoffte, allein zurechtzukommen.
Miriam und Paul waren bisher tatsächlich mustergültig brav gewesen. Nicht einmal gequengelt hatten sie, auch nicht beim Start, der gewöhnlich heikel war. Nein, ganz ruhig waren sie geblieben, hatten Bettina mit ihren großen dunklen Augen angesehen und scheinbar jedes Wort verstanden, das sie zu ihnen gesagt hatte. Nun schliefen sie. Die Stewardess hatte schon Recht: wie zwei Engelchen. Sanft strich sie erst Miriam, dann Paul über die runden weichen Wangen. »Ihr Süßen«, sagte sie leise.
Dann lehnte sie sich zurück und schloss die Augen. Es war spät, sie sollte versuchen, ein wenig zu schlafen. Morgen stand ihr ein anstrengender Tag bevor – ach was, die nächsten Wochen würden anstrengend werden, aber sie würde die Sache durchziehen, so, wie sie es sich vorgenommen hatte. Schwierigkeiten hatten sie noch nie abgeschreckt. Die Reaktion ihrer Eltern beim Anblick der Zwillinge konnte sie sich nur allzu gut vorstellen. Das würde nicht einfach werden, aber sie war schon mit ganz anderen Problemen fertig geworden in den vergangenen zwei Jahren, sie würde auch das schaffen.
Sie