Der kleine Fürst Staffel 6 – Adelsroman. Viola Maybach
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Alexa schniefte. »Klar, vom Verstand her sage ich mir das auch, aber mein Gefühl will einen Schwiegersohn aus hiesigen Adelskreisen, Sofia. Eine schöne große Hochzeit – und dann erst die Kinder. Nun sind all unsere Pläne über den Haufen geworfen worden. Und was das Allerschlimmste ist: Kein Sterbenswörtchen hat sie gesagt. Ist neun Monate lang schwanger, bekommt zwei Kinder, feiert deren ersten Geburtstag – und wir, die Großeltern, wissen von nichts. Fast zwei Jahre lang verheimlicht sie uns etwas derart Wichtiges. Du musst zugeben, dass das schon Anlass zu Kummer bietet!«
»Ja, das gebe ich unumwunden zu«, erklärte Sofia. »Aber ich nehme an, dass Tina Gründe für ihr Verhalten hat – und dass sie euch diese Gründe irgendwann mitteilen wird.«
»Wir werden sehen«, seufzte Alexa. »Ach, es war alles so schön hier mit euch – und dann muss das so enden!«
»Muss es ja nicht«, fand die Baronin. »Wir können uns heute einen schönen Abend machen, bevor wir morgen zurückfahren – es hängt an dir, Alexa.«
»Du meinst, ich soll mich zusammenreißen?« Alexa lächelte kläglich.
»Zumindest solltest du es versuchen. Es ist das Leben deiner Tochter, nicht deins. Sie muss ihren Weg finden, und sie macht ja keinen unglücklichen Eindruck, oder?«
»Nein. Aber sag mir eins: Wie hat sie denn die ganze Zeit arbeiten können mit den Zwillingen?«
»Das weiß ich nicht. Vielleicht helfen sich in Afrika die Mütter untereinander – und wenn sie wissen, dass eine Mutter Ärztin ist, helfen sie sich möglicherweise erst recht.«
»Ich habe mich nicht mal getraut, ihr diese Frage zu stellen«, murmelte Alexa. »So verkrampft bin ich, Sofia! Ich fühle mich von ihr hintergangen.«
»Du wirst sie irgendwann fragen, aber nicht gleich jetzt. Ihr braucht beide ein bisschen Zeit.«
»Und Henning weiß es überhaupt noch nicht«, murmelte Alexa und brach erneut in Tränen aus.
*
Konstantin schlief zwar keine vierundzwanzig Stunden, aber er brachte es immerhin auf dreizehn. Als er aufwachte, war es fünf Uhr nachmittags. Im ersten Moment war er verwirrt und fragte sich, was passiert war, dann fiel ihm Helens Anruf wieder ein, und er blieb lächelnd noch eine Weile liegen. Er hatte einen Aufschub bekommen, er konnte seine Arbeit also in aller Ruhe vollenden und musste nicht mehr am Computer sitzen, bis er vor Erschöpfung beinahe zusammenbrach. Ein wundervolles Gefühl!
Das Telefon klingelte, es war Moritz. »Alles in Ordnung?«, fragte er.
Konstantin lachte. Moritz war ein wirklich treuer Freund. Seit er sich Sorgen um Konstantin machte, weil dieser von Woche zu Woche schlechter aussah, rief er jeden Tag um diese Zeit an, um zu hören, ob alles in Ordnung war.
»Sogar bestens«, erklärte Konstantin. »Falls du heute ins Kino willst, wäre ich bereit, dich zu begleiten. Wir können aber auch einfach nur ein Bier trinken gehen.«
»Hä?«, fragte Moritz. »Willst du mich auf den Arm nehmen?«
»Keineswegs. Ich habe nur beschlossen, heute überhaupt nicht zu arbeiten – erst morgen wieder.« Bevor Moritz erneut fragen konnte, erklärte Konstantin, wie er zu diesem überraschenden Entschluss gelangt war. »Das ist meine Rettung, wie du dir denken kannst. Ich habe bis eben geschlafen. Wenn du es genau wissen willst: Ich liege noch im Bett.«
»Endlich mal eine gute Nachricht«, brummte Moritz. »Jetzt vertrödele aber bloß diese zusätzliche Zeit nicht.«
»Keine Bange«, erklärte Konstantin. »Du solltest eigentlich wissen, dass da keine Gefahr besteht.«
»Ich vergesse immer wieder, dass wir in der Hinsicht vollkommen unterschiedlich gestrickt sind! Kino und hinterher noch ein Bier, das fände ich am besten.«
Sie verabredeten sich also, und danach stand Konstantin endlich auf. Er blieb lange unter der Dusche stehen, rasierte sich ordentlich und betrachtete sich anschließend aufmerksam im Spiegel. Er fand, dass er zum ersten Mal seit Wochen wieder halbwegs normal aussah.
*
Sofia atmete auf, als sie sich an diesem Abend in ihr Zimmer zurückgezogen hatte. Die letzten Stunden waren einigermaßen glimpflich verlaufen, obwohl Alexa ihre Kränkung und ihr Unverständnis nicht hatte verbergen können. Zwar hatte sie darauf verzichtet, ihrer Tochter weitere Vorwürfe zu machen, aber ihr Gesichtsausdruck war beredt gewesen.
Anna und Christian hatten sich zum Glück nicht darum gekümmert, und so war trotzdem ein recht lebhaftes Tischgespräch in Gang gekommen. Einmal hatte Bettina sich um Miriam kümmern müssen, da die Kleine angefangen hatte zu greinen – doch das war schnell vorüber gewesen.
Sie selbst hatte den Abend als anstrengend empfunden. Unterschwellige Spannungen waren immer schwer auszuhalten, fand sie, und so hatte sie weder das Essen noch die Unterhaltung genießen können. So schön es vor Bettinas Ankunft mit Alexa zusammen gewesen war, so mühsam fand sie es jetzt. Es würde schön sein, am folgenden Tag nach Sternberg zurückzukehren.
Es klopfte leise. »Ja, bitte?«
Zu Sofias Erstaunen kam Bettina herein. »Ich wollte mich bei dir bedanken, Sofia. Mir ist klar, dass du heute keinen sehr amüsanten Tag mit Mama verbracht hast. Trotzdem hast du die Ruhe bewahrt.«
»Es gibt ja auch nichts, was mich beunruhigen müsste, Tina. Versuch, deine Mutter zu verstehen. Sie hatte sich eben alles ganz anders vorgestellt.«
»Ich verstehe sie ja«, erklärte Bettina. »Und glaub mir: Ich habe mir auch vieles anders vorgestellt.«
»Irgendwann solltet ihr in Ruhe miteinander reden – das kann doch nicht so schwer sein, oder? Es sind so reizende Kinder, Tina, man muss sie einfach lieben.«
Bettina nickte, dann sagte sie etwas, das Sofia überhaupt nicht verstand: »Das ist es ja, was alles noch viel schwerer macht!«
»Wie meinst du das?«
»Ich kann es dir jetzt nicht erklären, Sofia. So, wie ich nicht erklären kann, warum ich über den Vater der Zwillinge nicht reden kann. Es gibt gute Gründe dafür.«
»Davon gehe ich aus«, erwiderte Sofia. »Gib deinen Eltern ein bisschen Zeit, dann werden sie mit Sicherheit auf deiner Seite stehen.«
»Hat Mama schon … hat sie es meinem Vater schon erzählt?«
»Nein, noch nicht. Er ist ja noch unterwegs, muss offenbar schwierige Verhandlungen führen und fliegt erst heute Nacht zurück. Deshalb hat sie sich entschlossen, ihm noch nichts zu sagen. Außerdem, denke ich, wollte sie selbst versuchen, noch ein wenig Abstand zu gewinnen.«
»Was für ein Glück, dass ihr Mama nach Frankfurt begleitet habt, Sofia! Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich darüber bin. Wäre sie allein gewesen …« Bettina verstummte angesichts dieser Vorstellung.
Sofia umarmte die zarte